Kultur | Salto Weekend

Vom ersten Schrei

Ein literarisches Zwischenspiel mit der Brixner Handballerin und Autorin Miriam Unterthiner.
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Foto: Salto.bz

Vom ersten Schrei

Die Geburt sei das Schönste, so die Mutter.
Tränen des Glückes in den Augen, verspricht der Vater.
Ich schreie, das Kind.



Vervielfältigen

Ich. Ein fremder Protagonist in ihrem Körper.


Dumpfe Geräusche im Kernschatten. Fühllose Haut. Blubberblassen. Kleine Blubberblasen
platzen lassen. Die kleiner werdende Welt. Sich sein Lebensrecht erkämpfen müssen. Treten.
Treten für Raum.

 

Eintreten.

Von unten nach oben. Nicht wieder von oben nach unten. Im Gang zwischen Brust und Magen
ist es klebrig, verharzt. Kein Hunger. Kein Völlegefühl.

Entlang der Augen, die Bedrängung von unten herauf, nach oben hin Luft. Schwer. Dick. Im
Gefühl angenehm warm - leicht - schmerzentleert.

Vorübergleitende Schatten. Erhellung. Stechen.

Alles, überall. Wände. Fleischige Wände. Blutige Kanäle. Saftiges Fleisch. Suppiges auf mir.
Wohltuende Feuchtigkeit.

 

Er. Ein opprotunistischer Eindringling. Mit ziehenden Tentakeln

Ermunterung. Der Griff des Wächters. Ziehen. Schreckliches Ziehen. Nach vorne.
Vergeblichkeit. Nicht wollen, aber müssen.

Ein sich weitender Aktionsradius. Dem Lauf der Natur gehorchend.

Der Tag zeichnet mich. Seine Konturen auf meinem Körper.

 

Es. Das Ende.

Den Raum mit noch mehr Mensch befüllen. Mich zur Anwendung kommen lassen.

Mit beiden Lungen hecheln. Der saure Hauch des Lebens in mir.

Schnüre um meine Arme. Erschwertes Rudern. Rudern nach Hilfe. Der Heimkehrer ersehnt
den Rücktritt.

Es fehlt etwas zuvor nie Dagewesenes. Das gestrige Kabel. Verloren. Ewig gestrig sein werden.

Lautlosigkeit. Baumwolle auf meiner Haut. Angenehm. Wärme.

 

Fortsetzung.

Ich, der nackte Appetit.



 

Salto in Zusammenarbeit mit SAAV