Politik | St. Ulrich

"Es weht ein neuer Wind"

Die Vorwahlen für die Einheitsliste in St. Ulrich sind vorüber. "Ungemein zufrieden" sind die Promotoren. "Sehr positiv" bewertet auch Theodor Rifesser die Initiative.

Bis 31. August waren die Wahlberechtigten der Gemeinde St. Ulrich aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Zwar finden die Neuwahlen zum Gemeinderat erst am 15. November statt. Doch sollten alle Kandidaten, die sich in etwas mehr als zwei Monaten der Wahl stellen werden, über Vorwahlen ermittelt werden. Etwas anders als die SVP ging dabei die Arbeitsgruppe “Lista Unica” vor. Sie rief die Bürger von St. Ulrich auf, partei- und interessenübergreifend geeignete Kandidaten vorzuschlagen. Jene, die bis 31. August die meisten Stimmen auf sich vereinen konnten, sollten dann am 15. November auf einer Einheitsliste antreten.


Die Zahlen

Partizipation und Transparenz sind zwei Schlagworte, auf die die AG “Lista Unica” setzt. So war es auch kaum überraschend, als die Auszählung der abgegebenen Stimmen am Mittwoch, 2. September, unter den Augen der Öffentlichkeit stattfand. Insgesamt beteiligten sich 939 Bürger an den Vorwahlen für die Kandidaten der Einheitsliste – das entspricht 27 Prozent der Wahlbeteiligten. 460 Personen beteiligten sich per Briefwahl, 479 stimmten hingegen online ab. Jeder Wahlberechtigte hatte die Möglichkeit, bis zu vier Namen auf den Stimmzettel zu schreiben. “Insgesamt wurden 3.440 Vorschläge mit 510 unterschiedlichen Nominierungen abgegeben”, heißt es vonseiten der AG “Lista Unica”. Dort ist man “ungemein zufrieden” mit dem Ausgang der Vorwahlen. Auch angesichts der extrem niedrigen Wahlbeteiligung bei den Gemeinderatswahlen am 10. Mai.

Bei der Auszählung der Stimmen am Mittwoch, 2. September. Foto: Facebook/Lista Unica

Einer, der im Vorfeld etwas skeptisch auf die Initiative geblickt hatte, war Theodor Rifesser. Er ist der kommissarische Verwalter, der die Geschicke der Gemeinde St. Ulrich bis zu den Neuwahlen leitet. “Ich hatte etwas Angst, dass sich nur wenige beteiligen würden”, erklärt Rifesser auf Nachfrage von salto.bz, “weil es ja bereits die zweiten Vorwahlen nach jenen der SVP waren. Das ist aber nicht so gewesen.” Seit Beginn seines Amtsantritt Ende Mai hatte sich Rifesser stets an die St. Ulricher appelliert, die Zeit bis zu den Neuwahlen “bestmöglich zu nützen, um für den Herbst solche Wahlen vorzubereiten, die die Bürger von St. Ulrich wieder stärker motiviert zu den Wahlurnen hinzugehen”.

“Die Gemeindebürger scheinen die Botschaft ernst genommen zu haben und haben mit großem Verantwortungsbewusstsein gewählt, was nicht zuletzt die geringe Anzahl ungültiger Stimmzettel eindeutig beweist”, so die Promotoren der Einheitsliste. Nur sechs weiße sowie drei ungültige Stimmzettel seien eingegangen.


Die Namen

Am absolut meisten Stimmen, nämlich 221, konnte Ivan Senoner auf sich vereinbaren. Senoner ist selbst eines der Mitglieder der AG “Lista Unica”. Auch die restlichen der Top-5-Plätze gehen an die Promotoren der Einheitsliste. “Das war zwar nicht geplant, aber doch unvermeidbar”, teilt die Arbeitsgruppe mit. “Betrachtet man aber das Ergebnis insgesamt, scheinen auch die Wähler von einer solchen Einheitsliste überzeugt zu sein”, heißt es weiter. Unter den ersten 50 Nominierten finden sich nämlich auch SVP-Kandidaten. Der am häufigsten genannte, Armin Lardschneider, belegt sogar Platz 6. Auch einige ehemalige Kandidaten der Bürgerliste “Lista Urtijëi” finden sich unter den Gewählten. Für Theodor Rifesser, der die Initiative der AG “Lista Unica” aufmerksam beobachtet, allerdings überraschend wenige. “Es wurden zwar auch Mitglieder der ehemaligen Bürgerliste genannt, aber die sind ziemlich weit hinten gelandet”, analysiert Rifesser. Was das bedeute? “Es weht ein neuer Wind in St. Ulrich. Die ‘Lista Unica’, ist ja keine neue Bürgerliste sondern vielmehr eine Bürgerbewegung, die mit anderen Leuten ein anderes Verständnis von Gemeindepolitik vertritt.”

Tlo i resultac dla prelites y i prims 50, adum ala cumpëida dla stimes.http://www.listaunica.eu/ld/resultac

Posted by Lista Unica on Giovedì 3 settembre 2015

Die 50 meist genannten Kandidaten sind unter dem angegebenen Link nachzulesen.

Rifesser selbst ist mit 54 Stimmen auf Platz 12 der Vorwahlen gelandet. Und obwohl er überzeugt ist, dass die junge Gruppe um die “Lista Unica” gefördert gehört, will er auf keinen Fall kandidieren. Selbst hat er auch gar nicht mitgestimmt bei den Vorwahlen. Aber das aus einem einfachen Grund: “Ich bin kein Bürger der Gemeinde St. Ulrich, sondern habe meinen Wohnsitz in Auer. Meine Frau hat aber sehr wohl ihre Stimme abgegeben.” Rifesser sieht das Engagement um die Einheitsliste sehr positiv: “Ich finde es wichtig, dass man sich motiviert in die Gemeinde einbringt. Die junge Gruppe war auch mehrmals bei mir und wir haben ihnen alles, wie etwa die Lokale zum Stimmen auszählen zur Verfügung gestellt.” Denn das wollten die Promotoren nicht im stillen Kämmerlein machen. “Mit ihrer Art und Transparenz haben sie in der Gemeinde sehr viel bewegt”, ist Rifesser überzeugt. Vor allem die jungen Gemeindemitglieder seien fleißig bei den Vorwahlen dabei gewesen – “das sieht man an den Namen der nominierten Kandidaten”, stellt er fest.


Und jetzt?

“Nun muss sich zeigen, was die Promotoren imstande sind, auf den Weg zu bringen”, so Rifesser. Geht alles nach Plan, macht sich die AG “Lista Unica” nun daran, die 27 meist genannten Kandidaten zu kontaktieren um herauszufinden, ob sie an einer Kandidatur auf der Einheitsliste bereit wären. Dabei wird sich zeigen, ob auch die Mitglieder selbst, die ja mit am meisten Stimmen erhalten haben, sich zur Verfügung stellen. Der ursprüngliche Plan war gewesen, dass sich die Promotoren nach Abhaltung der Vorwahlen zurückziehen. “Wir hatten leider noch keine Zeit, eine Sitzung der Arbeitsgruppe einzuberufen”, heißt es aus der AG “Lista Unica”. Jetzt habe allerdings ein jeder ein paar Tage Zeit, um eine eventuelle Kandidatur nachzudenken. “Einige von uns sind jedenfalls dazu bereit. Das steht bereits fest”, verrät man.

Einen weiteren Schritt, der ansteht, ist ein erneutes Gespräch mit der SVP. Diese hatte von Anfang an eine gemeinsame Kandidatur ihrer Mitglieder auf der Einheitsliste abgelehnt. Inzwischen hat auch die SVP ihre Bürgermeisterkandidatin sowie die Anwärter für den Gemeinderat ermittelt. Doch wie erwähnt finden sich auch auf der Liste der Nominierungen für die Einheitsliste gar einige SVP-Kandidaten wieder. Lara Moroder, die designierte Bürgermeisterkandidatin belegt etwa Platz 10. Ob das der Volkspartei wohl zu denken geben wird? “Wir werden jedenfalls noch einmal mit der SVP Kontakt aufnehmen”, kündigt die AG “Lista Unica” an, “in der Hoffnung, dass sie sich mit dem Ergebnis konfrontiert haben”.