Kultur | cult.night

Achtung - Auch die Rechten haben Gefühle

von Maria C. Hilber
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Foto: © Arno Dejaco

Achtung - Auch die Rechten haben Gefühle, und sind Menschen.

Na, fühlen Sie es? Fühlen Sie das Krampfen in der Magengegend, das zerknirschte Knarzen in den Eingeweiden, eine heiße Hand, die ihre Speiseröhre mit peinlichem Pulsieren knetet? Spüren Sie es, rund um Ihre Nasenflügel? Wie sie sich blähen. Wie sie zucken. Verachtung. Wie sie modert und dann zuschnappt wie eine bissige Schlange? Na aufgepasst - wo genau schießt sie hin, diese Ihre Missachtung? Wen will sie vergiften? Ein Mensch? Wie Menschen sein können?
Alles was wir hassen! Und wie sich dabei die Nüstern blähen. Diese Verachtung: Bräunlich ist sie, mit blauen Adern und riecht faul wie das abgestandene Wasser aus der Blumenvase. Braune grausliche Verachtung.
Jemandem die Achtung absprechen. Eine wirksame Waffe, um geschwächte Gegenüber zu erzeugen und was sonst soll man auch tun, mit dem Feind, der weder bis A noch bis Z denken kann. Verachtungswürdig! Das rechte Rechte ist achtungslos zu missachten.
Da steht es dann, allein und missachtet in der dunklen Ecke oder es versammelt sich mit einem Kännchen Bier und den obligatorisch bissigen Hunden im geheimen Wald und schon geht`s weiter, das braune Dreckschleudern. Unbeachtete Schlangennester. Ich entschuldige mich bei den Schlangen, die können ja auch nichts dafür.

Den Finger in die Luft
„Diese Trottelei” - wird online gezetert. Diese debile Sprechart, das moderate Sprechen: Mit den Rechten reden! Wie verbarrikadiert muss jemand sein, wahrscheinlich die ewig mittig Stehenden, ohne Kanten und Profil. Schon geht die Faust in die Höhe, denn an vorderster Front, im Kampf gegen rechts, wird Faust um Faust gefordert, verbal zumindest. Hauptsache geballte Argumentation!
Ja zu spaßen ist mit niemandem, der lieber im Mob auftaucht, als sich alleine der Diskussion zu stellen. Sich trauen. Einander in die Augen sehen. Die Eier haben und das Gruppenmarketing verlassen sozusagen. Ich entschuldige mich auch bei den Eiern. Sie können ebenso nichts dafür, sollten allerdings von allen braunen Seiten betrachtet werden.
Trennen. Trennen. Trennen...
Das Braune vom Blauen vom Grünen vom Gelb. Den Pfifferling vom Wald. Die Kühe von den Milchen. Das Schnitzel vom Kalb. Den Speichel von der Spucke. Den Mund vom Gefühl. Die Liebe vom Hass. Die Dummen von den Deppen. Die Dumpfen von den Wachen. Die Touris von den Schwachen. Das Raus vom Wohin. Das Heute vom Gestern. Brüder oder Schwestern.
Einen Pfifferling wert
Bisch a Mensch. Bisch ka Mensch. So tut sie, die Verachtung. So lächerlich vorlaut sucht sie wohl nach Achtung. Schlenkert ihren unruhigen Daumen, wie die Castingshows zu ihren mächtigsten Zeiten. Ein faules Spiel, das seine Zeit der Blüte hatte. Die Blüten sind abgefallen. Die Stengel faulen im Wasser. Es stinkt.
Aber Achtung! Obacht! auf die eigene Nase. Ihr Rümpfen ist keine Tugend aber ein Zeichen. Denn auch im Schatten gibt es Leben und braune Eier hat jeder im Sack.