Wirtschaft | AGRIALP 2019

Hofladen 2.0

Südtiroler Bauern werden immer erfinderischer, um ihre Produkte an den Konsumenten zu bringen. AGRIALP zeigt vom 7.-10.11., die Innovationen vom intelligentem Hühnerstall bis zum Snackautomaten.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
_agrialp_2017_foto_marco_parisi_-_mapa1621-modifica.jpg
Foto: Messe Bozen / Marco Parisi

Leidenschaft für Lebensmittel-Veredelung, bewusstere Konsumenten oder einfach fallende Ertragspreise lässt viele Südtiroler Bäuerinnen und Bauern umdenken. Die Wertschöpfung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse will man selbst beeinflussen und so schlüpfen immer mehr Produzenten in die Rolle des Händlers: der Trend heißt Direktvermarktung.

 

Franz Innerhofer ist eines dieser neuen Rollenmodelle. Mit seiner Familie bewirtschaftet er den Obertimpflerhof in Vöran. Hauptberuflich im Baugewerbe tätig, hat er sich entschieden den brach liegenden Hof zu übernehmen und ihm neues Leben ein zu hauchen. Der landwirtschaftliche Betrieb entlang der Vöraner Straße ist bereits seit den 1940er Jahren im Besitz der Familie Innerhofer, jedoch nicht die eigentliche „Huamet“. Auf der Suche nach einer sinnhaften Lösung für die lange Zeit ungenutzten Wirtschaftsgebäude, wurde der Hof mit den anliegenden Feldern zu einem Schweinezuchtbetrieb umfunktioniert. Im Laufstall kuscheln sich nun rosa Duroc-Ferkel aus dem Pustertal aneinander. Am Tschögglberg sind sie weit und breit die Exoten unter dem vielen Braunvieh, Bergschafen und Haflingern. Als ausgewachsene Schweine werden sie einmal als Salami, Kaminwurzen oder original Südtiroler Bauernspeck in der Einkaufstasche von zufriedenen Kunden landen.

In der Generation der Großeltern gehörte es zum Alltag, heute ist es eher die Ausnahme: Lebensmittel für den täglichen Bedarf direkt beim Bauern des Vertrauens zu Besorgen. Unsere Gesellschaft hat sich im letzten Jahrhundert stark gewandelt und mit ihr die Handelswelt und unsere Einkaufsgewohnheiten. Es gibt (fast) keine Selbstversorger-Haushalte mehr, der Bedienerladen ist ein antiquiertes Konzept und wo früher noch eine Vielfalt an Spezialgeschäften die Südtiroler Dorfkerne prägten, gibt es heutzutage im besten Fall nur mehr einen Generalisten-Supermarkt. Die Südtiroler Bauern haben mit den traditionsreichen Genossenschaftsverbänden einen ebenbürtigen Partner für diese Handelsketten geschaffen, um die Früchte der Landwirtschaft am lokalen und globalen Markt anpreisen zu können. Parallel dazu gibt es immer mehr Produzenten, die ihre Erzeugnisse direkt an den Konsumenten präsentieren.

 

Es gibt hunderte Bauernhöfe im Land, die Gemüse und Obst anbauen und die Vermarktung selbst in die Hand nehmen. Sie bieten ihre frischen Produkte auf den Wochen- und Bauernmärkten an oder verkaufen am Hof die veredelten Früchte als Saft, Wein oder Hochprozentiges. Der pflegeintensive Milch- und Fleischviehhaltung hingegen widmen sich immer weniger Bauern. Besonders der Rohstoff für ein besonderes Produkt ist rar geworden. Es ist eines der kulinarischen Südtiroler Wahrzeichen - ein Bindeglied zwischen Knödeln und Schüttelbrot. Was den Schweizern ihr Käs‘, ist den Südtirolern ihr Speck. Jährlich werden in der Provinz tausende Schweinehälften gewürzt, geräuchert, abgehangen und unter besonderem Siegel verkauft. Jedoch nur ein Bruchteil der Schweine wächst in Südtirol auf und findet seinen Weg als Bauernspeck vom „Roten Hahn“ in die Warenregale der Geschäfte.

Familie Innerhofer hat auch schon Markterfahrung gesammelt und sieht dies als gute Möglichkeit an Bekanntheit zu gewinnen. Seit 2015 wird aber 90 % der Filetstücke und Speckhammen direkt im Hofladen verkauft. Franz ist kein Freund der „Paktlwirtschaft“ des Online-Handels. Er sucht den direkten Kontakt mit den Kunden und führt bereitwillig durch das Gehöft. Im Stall können sich die Schweine ausgedehnt an der automatisierten Fütterungsanlage laben und im Freigehege tollen bis sie den letzten Gang antreten. Der Kreislauf ist sehr klein gehalten: die ausgewachsenen Ferkel werden im Nachbarort Mölten geschlachtet und anschließend in der hauseigenen Produktionsstätte verarbeitet. Der Bauer hat mit Hilfe eines befreundeten Metzgers und durch viel Ausprobieren die richtigen Handgriffe und Rezepturen für seinen authentischen Speck gefunden.

Seit 50 Jahren begleitet die Bozner Messe die heimische Landwirtschaft mit einem Pflichttermin im Veranstaltungskalender: die alpenländische Landwirtschaftsschau AGRIALP. In der 26. Auflage warten über 450 Aussteller aus Italien und der EU in der Bozner Messehalle mit innovativen Lösungen und den neuesten technischen Errungenschaft auf, die das Leben und Wirtschaften der alpenländischen Bauern verbessern kann. Die Automatisierungstechnik und Robotik ist weiter am Vormarsch und liefert neue Konzepte, wie die Arbeit am Hof zukünftig z.B. mit einem automatisierten Hühnerstall organisiert werden kann.

Parallel zum Messebetrieb geht in den Viehvermarktungsanlagen ein beliebtes Nebenevent über die Bühne. Viele Züchter und interessierte Besucher reisen für die alljährliche Tierschau aus allen Teilen des Landes an. Die heimlichen Stars der Landwirtschaftsschau sind die 200 verschiedenen Nutztiere, die durch die Arena geführt werden. Vom Grauvieh über die Pustertaler Sprinzen bis hin zum Schottischen Hochlandrind gibt es eine Vielfalt von Rindern, Ziegen und Schafen zu bestaunen. Das Tschöggelberger Wahrzeichen wird auch präsentiert: die Haflinger Pferde. In Zukunft bekommen sie aber Konkurrenz von den Obertimpfler Duroc-Schweinen.

 

AGRIALP & AGRIDIRECT 2019

Für Direktvermarkter wie Franz bietet die Fachausstellung Agridirect im Rahmen der Landwirtschaftsschau mit rund 50 Ausstellern die gesamte Palette an Produkten, Geräten und Services, um ihren Eigenvertrieb noch besser machen zu können.

Vom 7. bis 10. November in der Messe Bozen

Weitere Infos unter www.agridirect.it