Politik | Interview

„Symbolischen Preis bezahlen“

Nach dem Fälschungsskandal von André Heller fordern Bürger:innen einen Stopp des Hofburggarten-Projekts in Brixen. Der Bürgermeister weist ihre Argumente scharf zurück.
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Foto: SVP
salto.bz: Herr Brunner, wie beurteilen Sie den aufgedeckten Fälschungsskandal von André Heller?
 
Peter Brunner: Natürlich beobachten wir das. Aber im Grunde genommen hat das mit dem Projekt in Brixen nichts zu tun. André Heller ist ein international anerkannter Künstler, das kann ihm niemand abschreiben. Ich bin kein Richter und maße mir keine Gerichtsbarkeit an, das sollen andere machen. Für ihn ist die Angelegenheit sicher ungut. Zudem weiß ich nicht, ob die mediale Berichterstattung der Wahrheit entspricht. Da bin ich überhaupt ein wenig vorsichtig.
Dass er rein touristisch werden soll, ist total aus der Luft gegriffen.
Was ist der aktuelle Stand beim Heller-Projekt zur Neugestaltung des Hofburggartens in Brixen?
 
André Heller arbeitet daran, nachdem uns das Urteil (zum Rekurs am Verwaltungsgericht, Anmerkung d. R.) im Juli Recht gegeben hat. Die Beauftragung war rechtens und er arbeitet seitdem hart am Projekt. Wir werden in den nächsten Monaten sicher die ersten Resultate erhalten. Diese werden wir der Bevölkerung vorstellen und dann die nächsten Schritte Richtung Genehmigung und Umsetzung angehen.
 
 
Welche Vorteile hat die Brixner Bevölkerung von der Neugestaltung des Hofburggartens?
 
Sie werden den Vorteil haben, in einen wunderschönen Garten gehen zu können. Denn die Behauptung der Initiativgruppe (für den Brixner Hofburggarten, Anmerkung d. R.), dass der Garten geschlossen sein wird, stimmt so nicht. Das ist ein offener Hofburggarten für die Brixnerinnen und Brixner, sie werden für den Eintritt nur einen symbolischen Preis bezahlen. Die Gäste sollen aber den vollen Preis bezahlen, um die Führungskosten decken zu können.
Diese Probleme in öffentlichen Parks werden oft schöngeredet.
Es wäre aber auch ein offener Stadtpark denkbar.
 
Wenn wir der Forderung der Initiativgruppe folgen und keinen Eintritt verlangen, wird morgen die Brixner Bevölkerung die Kosten tragen und niemand anderer. Mit unserer Vorstellung zahlen sie im Grunde genommen nichts und können einen wunderbaren Garten in Symbiose mit der Hofburg genießen. Auch für die Gäste ist es etwas Tolles, im Kontext der Altstadt und des Dombezirks in den Hofburggarten gehen zu können. Mit der Klimakrise wollen wir außerdem in Richtung Nachhaltigkeit gehen, es soll ein schattenreicher Garten werden, auf den die Brixnerinnen und Brixner stolz sein können. Dass er rein touristisch werden soll, ist total aus der Luft gegriffen. So etwas stand in keinem Gemeinderatsbeschluss. Noch etwas möchte ich loswerden…
 
Bitte!
 
Der Fakt, dass die Initiativgruppe Heller zum 75. Geburtstag in einem Schreiben gratulierte und ihn aufforderte, Gast in Brixen zu sein, aber nicht den Hofburggarten zu machen, spricht für sich. Darüber soll sich jeder selbst ein Bild machen.
Als Bürgermeister habe ich den Auftrag, diesen Beschluss umzusetzen.
Wie wollen Sie es umsetzen, dass Einheimische weniger und Tourist:innen mehr bezahlen?
 
Wir haben eine Sommerkarte und können auch ein Jahresticket machen, das eine Familie für 5 Euro symbolisch erhält. Der Gast wird wie in einem Museum Eintritt bezahlen, die Brixner:innen hingegen werden mit der Jahreskarte nicht an der Schlange anstehen müssen. Da geht es mehr um die Eingangskontrolle, die es braucht. Wir haben auch andere Gärten und öffentliche Plätze in Brixen, wo wir sehen, welche Probleme es gibt, die auch in anderen Städten so sind. Diese Probleme in öffentlichen Parks werden oft schöngeredet. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Eigentümer, der Kirche, entschieden, dass es für diesen denkmalgeschützten Park eine Eingangskontrolle braucht.
 
Wieso wurde bei der Auftragsvergabe für den Hofburggarten der durchgeführte internationale Wettbewerb zur Neugestaltung ignoriert?
 
Der wurde nicht ignoriert. Der Gemeinderat war 2017 der Meinung, das alte Projekt fallenzulassen, weil ihnen das Exposé von André Heller besser gefallen hat. Das wurde ohne Gegenstimme beschlossen, es gab nur drei Enthaltungen der Grünen Bürgerliste. Als Bürgermeister habe ich den Auftrag, diesen Beschluss umzusetzen.
 
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Hartmuth Staffler Fr., 04.11.2022 - 17:17

BM Brunner mischt geschickt verschiedene Argumente durcheinander. Dass es für eine so große Anlage wie den Hofburggraten eine Einlasskontrolle braucht, stimmt. Dass man aber das Siegerprojekt des internationalen Wettbewerbes "fallengelassen hat", um ohne Wettbewerb den Herrn Heller zu beauftragen, hat damit nichts zu tun und ist auf jeden Fall nicht in Ordnung. Ich kann auch den Unterschied zwischen ignorieren und fallenlassen nicht verstehen. Ich weiß nur, dass der Wettbewerb 120.000 Euro (für Jury, Preisgelder usw.) gekostet hat. Hat die Gemeinde diese Ausgabe auch "fallengelassen" oder doch einfach "ignoriert"?.

Fr., 04.11.2022 - 17:17 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Fr., 04.11.2022 - 20:21

Wieder eine unterhaltsame Provinzposse, die etwas von den wirklichen Themen unserer Zeit ablenkt (was solls). Unangenehm, wenn Steuergelder verbraten werden.

Fr., 04.11.2022 - 20:21 Permalink
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Josef Fulterer Sa., 05.11.2022 - 06:55

Antwort auf von Ceterum Censeo

Die 10 Mio. + Preissteigerungen mit denen Bürgermeister Brunner hoffentlich ohne Landesbeiträge, mit dem Projekt des "Kunstfälschers Heller" seinen bleibenden Ruhm in der Stadt Brixen sichern möchte, werden ihm ähnlich nachschleichen, wie die Energie-fressenden Hallenbäder und Eishallen in anderen Gemeinden.

Sa., 05.11.2022 - 06:55 Permalink
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Otmar Pattis So., 06.11.2022 - 09:23

Hut ab vor der Einstellung des Bürgermeisters! Vor dem Bau des Eiffelturms in Paris gab es sogar dazu einen „Protestbrief der Künstler gegen diesen Turm von Herrn Eiffel“.

So., 06.11.2022 - 09:23 Permalink
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Hartmuth Staffler So., 06.11.2022 - 17:49

Antwort auf von Otmar Pattis

Der Eiffelturm ist ein hervorragendes Beispiel von Ingenieurskunst. Das ist jene Kunst, die man in Brixen recht effizient vernichtet, z.B. die wertvolle Industriearchitektur in der ehemaligen Bierbrauerei, eines der seltenen Beispiele von Ingenierskunst französischer Art in Südtirol, oder die dem Untergang geweihte Adlerbrücke, ein Meisterwerk der k.u.k Hofschlosserei und Brückenbauanstalt Ignaz Gridl. Im Hofburggarten will man hingegen eine Art Luna Park einrichten.

So., 06.11.2022 - 17:49 Permalink