Gesellschaft | Sweet afFAir

24 offene Türen für faire Schokolade

sweet afFAIR: Im 24-Stunden-Takt tourt ein Adventskalender mit fairer Schokolade vom 1. bis 24. Dezember durch 24 Südtiroler Ortschaften.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: sweet affair

sweet afFAIR: Die oew-Organisation für Eine solidarische Welt und die 15 Südtiroler Weltläden funktionieren den klassischen Adventskalender um und öffnen vom 1. bis 24. Dezember in 24 Südtiroler Ortschaften im 24-Stunden-Takt 24 besondere Türen. Unter dem Motto sweet afFAIR laden sie zum Seitensprung mit fairer Schokolade ein und informieren über die Anbaubedingungen auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste und in Ghana. Sie tun dies mit einem Theater des Schauspiel-Kollektivs binnen-I, mit einer Kakao-Ausstellung, einer Kakao-Zeremonie und dem Schaukochen von Schokolade.

Im Jahr essen wir durchschnittlich 12 kg Schokolade
In Deutschland werden pro Kopf und Jahr rund zwölf Kilogramm Schokolade konsumiert, die Zahlen für Südtirol liegen vermutlich nur knapp darunter. Weltweit werden pro Jahr mit Kakao mehr als 100 Milliarden Euro umgesetzt. Viele wollen von diesem riesigen Schokokuchen etwas abhaben: Laut Dachverband der Europäischen Süßwarenhersteller Caobisco verarbeiten in Europa mehr als 12.000 Betriebe Kakao. Doch die 5,5 Millionen Kakaobauern und Bäuerinnen und die insgesamt 14 Millionen Menschen, die in Äquatornähe von Kakao leben, sehen nur Krumen davon. Weil viele keine Perspektiven auf den Kakaoplantagen sehen, suchen vor allem junge Menschen ihr Glück in der Stadt oder eine Zukunft in Europa. Sie setzen dabei häufig ihr Leben aufs Spiel. Wenn sich auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste und in Ghana nicht maßgeblich etwas ändert, wird die Kakaokrise in Kürze auch Europa erreichen. Fair gehandelte Schokolade ist eine Alternative. Nur knapp ein Prozent der in Südtirol verkauften Schokolade ist fair gehandelt.

Die bittere Wahrheit
Nur einen halben Euro täglich verdienen die Kakaobauern und -bäuerinnen auf den Plantagen an der Elfenbeinküste; die absolute Armutsgrenze liegt bei einem Euro. Kindersklaverei ist weit verbreitet. Häufig werden Kinder aus den Nachbarstaaten gekauft oder entführt. Schätzungen zufolge arbeiten derzeit rund 150.000 Kinder auf den Kakaofeldern der Elfenbeinküste, ein Siebtel davon stammt aus anderen Ländern. Sie werden nur wenig oder gar nicht bezahlt.

Mondelēz, Nestlé und Mars: Wenige Konzerne dominieren den Markt
Der Bozner Rudi Dalvai, Präsident der World Fair Trade Organization, erklärt die Dynamik: “In den konsumierenden Industriestaaten wird Schokolade meist viel zu billig verkauft, um sie nachhaltig und fair produzieren zu können.“ Einige wenige Konzerne dominieren den Markt, allen voran Mondelēz (mit Milka, Toblerone, Oreo), Nestlé (mit Kitkat, Lion, Nuts, Smarties, Yes, Nesquik), Mars (mit Mars, Bounty, Snickers, m&m’s, Twix, Balisto), Hersheys, Ferrero (mit kinder, Duplo, Hanuta, Nutella, ferrero rocher), Lindt & Sprüngli und Storck (mit Merci, Dickmann’s, Riesen, Toffifee, Knoppers). Sie vereinen viel Macht auf sich.
Ihr Drängen auf niedrige Preise provoziere problematische Anbaubedingungen, sagt Rudi Dalvai. 

Der Kakaopreis war noch nie so niedrig wie heute
Matthäus Kircher, Geschäftsführer der oew-Organisation für Eine solidarische Welt, erklärt: „Der Kakaopreis war im Verlauf der Geschichte noch nie so niedrig wie heute.“ Seit 35 Jahren sei der Auszahlungspreis praktisch gleich geblieben. Gleichzeitig haben sich seit dem starken Preisverfall in den 1980er-Jahren die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen kontinuierlich verschlechtert. Der Kakaopreis müsste sich für die Bauern und Bäuerinnen um das Vierfache erhöhen, um ihnen ein halbwegs menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Derzeit bekommen sie nur 6,6 Prozent des Verkaufspreises einer Schokolade in den Verkaufsregalen der Südtiroler Geschäfte. Schokolade einfach zu verdammen, bringe nichts, sagt Matthäus Kircher und ruft auf, beim Schokoladekauf nach fair gehandelter Schokolade zu greifen.

Die Menschen brauchen ein Auskommen mit ihrem Einkommen
Brigitte Gritsch von den Südtiroler Weltläden erklärt: „Es ist notwendig, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Menschen am Beginn der Handelskette nicht ständig im Nachteil sind, damit sie am Handel teilhaben können, der Motor für eine nachhaltigere Entwicklung sein kann.“ Damit das passiere, müsse sich viel bei uns verändern. Das berühre Fragen des Handels, der Wirtschaftspolitik, der Landwirtschaftspolitik bis zu den Handlungen jedes*jeder Einzelnen: „Unser Leben und unser Tun ist mit dem Dasein anderer Menschen auf dem Planeten untrennbar verbunden“, sagt Brigitte Gritsch und verweist auf Asylsuchende in den verschiedenen Südtiroler Flüchtlingshäusern, die unter anderem aus Ghana und der Elfenbeinküste stammen. „Die Menschen brauchen ein Auskommen mit ihrem Einkommen“, plädiert sie.

sweet afFAIR tourt ab sofort bis Heiligabend durch Südtirol. Alle Termine und weitere Informationen zur sweet afFair finden Sie unter: www.sweetaffair.it.