Umwelt | Schutzausrüstung

Neues Virus, neue Abfälle

Masken, Schutzanzüge, Handschuhe – was passiert mit dem Extramüll, der durch Corona anfällt? Wie gehen die Krankenhäuser damit um? Und wie sieht es mit der Umwelt aus?
Atemschutzmaske
Foto: Claudio Schwarz on Unsplash

Corona-Abfälle, sprich Masken, Mundschutz und Materialien, die für einen hygienischen Umgang mit Covid-19 verwendet werden, gehören nicht zu den haushaltsüblichen Abfällen, denn sie beinhalten eine Ansteckungsgefahr. Bei ihrer Entsorgung ist daher äußerste Sorgfalt gefragt, und Haushalte sollten bestimmte Regeln beachten. Das gilt insbesondere für jene, die positiv getestet wurden oder sich in häuslicher Isolation befinden, wie die SEAB bereits im März auf ihrer Webseite betonte. 

Den Monat darauf folgt auf der SEAB Seite ein Beitrag mit dem TitelEarth Day: Wie werden Masken und Einweghandschuhe entsorgt? Darunter als Titelbild: Gebrauchte Plastikhandschuhe, die auf dem Boden verteilt herumliegen. In der Mitteilung heißt es: „Da sich in letzter Zeit Bilder wie dieses, mit achtlos weggeworfenen Einweg-Handschuhen und -Masken häufen, möchte die SEAB AG, gemeinsam mit dem Umweltamt der Gemeinde Bozen die Bürger/innen für korrekte Entsorgung dieser Utensilien sensibilisieren.“

 

Dieses Foto bleibt leider nicht einziger Zeuge des unachtsamen Umgangs vieler Menschen mit dem neuen Plastikmüll, der seit Corona anfällt. Immer öfter zeugen solch traurige Bilder von unserem Umgang mit der Natur: in Medien und sozialen Netzwerken kursieren Fotos von Einweghandschuhen vor Supermärkten verstreut und Ufer voller Mundschutzmasken.

Diese dürfte es in einem Zeitalter der Aufklärung über Klima- und Umweltverschmutzung eigentlich nicht mehr geben. Dennoch scheint es weiterhin nötig, dass die SEAB den Bürgern mitteilt, sie dürften „auf keinen Fall Handschuhe und Masken auf den Boden werfen“, denn diese Gegenstände bräuchten „Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis sie zerfallen“.

 Schutzkleidung, die zur Betreuung und Behandlung von Patienten mit einer Infektionskrankheit verwendet wird, zählt zu den gefährlichen Abfällen mit Infektionsrisiko, sogenanntem Sondermüll, und wird getrennt entsorgt. Durch Corona-Schutzkleidung stiegen diese Abfallbehälter um 20 Prozent

Doch nicht nur aus Umweltgründen sind achtlos weggeworfene Corona-Schutzutensilien Grund zur Sorge. Auch Sicherheitsbedenken spielen eine Rolle. So heißt es auf der Webseite der SEAB: „Keiner kann wissen, ob er oder sie ein asymptomatischer Träger der Krankheit ist.“ Aus diesem Grund sei das achtlose Wegwerfen möglicherweise eine Gefahr für andere Menschen – nicht nur am Boden, sondern auch in offenen Straßenbehältern.

Dieser Gedankengang ruft unweigerlich die Frage auf, wie diese hochansteckenden Materialien von Krankenhäusern, also den Hochburgen von Corona-Abfällen schlechthin, entsorgt werden. Peter Seebacher von der Pressestelle des Sanitätsbetriebs erklärt: „Schutzkleidung, die zur Betreuung und Behandlung von Patienten mit einer Infektionskrankheit verwendet wird, zählt zu den gefährlichen Abfällen mit Infektionsrisiko, sogenanntem Sondermüll, und wird daher getrennt entsorgt.“ Covid-19 Schutzausrüstung gehöre ebenso zu diesem Sondermüll.

Pelikan, ein Ökobot, das Meere von Abfällen säubert, sammelte vor dem Hafen von Ancona dutzende Schutzmasken und -Handschuhe ein. Wenn auch nur ein Prozent der Masken für Phase II nicht adäquat entsorgen werden, fänden sich jeden Monat 10 Millionen Masken mitten in der Natur wieder.

Für den Transport und die Entsorgung des Sondermülls aus sieben Südtiroler Krankenhäusern gab es Anfang des Jahres eine Ausschreibung. Den Auftrag erhielt das Unternehmen ECO Eridania. Allerdings rechnete damals noch keiner damit, dass viele neue Schutzanzüge für die Corona-Pandemie benötigt werden würden. Laut Sanitätsbetrieb fielen im Monat März gegenüber den vorhergehenden Monaten ungefähr 20 Prozent mehr Abfallbehälter an, das Gewicht des Sondermülls stieg um ca. zehn Prozent. Dennoch seien ausreichend Kapazitäten für die Entsorgung dieses Extramülls gegeben, sagt Seebacher: „ECO Eridania übernimmt auch die Covid-Abfälle für die sieben Südtiroler Krankenhäuser.“ Der Abfall werde in einem doppelten Behälter aus Polyethylen innen und aus Polypropylen außen gesammelt, mit der vorgesehen Beschriftung versehen und in eine Verbrennungsanlage gebracht, welche die dafür notwendigen rechtlichen Voraussetzunge erfülle.“

Die Sanität scheint also die Entsorgung der Covid-Abfälle mit der richtigen Behutsamkeit durchzuführen. Der WWF fordert, adäquate Behälter für Masken und Handschuhe auch in Unternehmen aufzustellen, in denen Mitarbeiter solche Schutzausrüstung tragen werden müssen, genauso wie in Parks und in der Nähe von Supermärkten. Das wäre ein „schütze nicht unsere Gesundheit, sondern auch unsere Umwelt“.

Diese Logik scheint aber noch nicht bei allen Verbrauchern angekommen zu sein. Gerade vor wenigen Tagen sammelte Pelikan, ein Ökobot, das Meere von Abfällen säubert, vor dem Hafen von Ancona dutzende Schutzmasken und -handschuhe ein. Diese Entwicklung führt zu besorgniserregenden Prognosen: Laut einer Studie des Turiner Politecnico Instituts werden in Italien für die Phase II rund eine Milliarde Schutzmasken und eine halbe Milliarde Schutzhandschuhe pro Monat benötigt. Wenn auch nur ein Prozent der Masken nicht adäquat entsorgen werden sollte, so fänden sich jeden Monat von neuem 10 Millionen Masken mitten in der Natur wieder. Um das zu verhindert, hat etwa die Stadt Mailand die Kampagne „Non gettarli a terra“ ins Leben gerufen.

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Michael Bockhorni Sa., 09.05.2020 - 15:22

ein besonderes Müllproblem werden auch die vielen Plexiglasabtrennungen, -visiere etc. Hier wäre ein Richtlinie für ein Eco-Design (immerhin produzieren schon Südtiroler Betriebe solche Produkte) sinnvoll, um eine spätere getrennte Sammlung samt sortenreinem Recycling zu erleichtern.

Sa., 09.05.2020 - 15:22 Permalink
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Sepp.Bacher Sa., 09.05.2020 - 16:07

Es wird nichts mehr sein, so wie vorher! Das war die einhellige Meinung vieler Kommentatoren und Experten. Bei den Abfällen stimmt das schon mal, aber hier geht der Trend genau in die andere Richtung. Zum Schutz-Sondermüll kommen auch die ganzen Platik- und Papp-Einwegverpackungen bei Kaffee to go und anderen Abhol- und Zustell-Produkten!

Sa., 09.05.2020 - 16:07 Permalink