Umwelt | Naturfrevel

Gefällter Seidenbaum

In Kurtatsch wurde einer der letzten Maulbeerbäume Südtirols gefällt. Der Heimatpflegeverband Südtirol protestiert gegen diesen Naturfrevel.
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Foto: Martin Schweiggl
Josef Oberhofer nimmt sich kein Blatt vor den Mund: „Das ist ein Naturfrevel“.
Der Geschäftsführer des Heimatpflegeverbandes Südtirol verweist in einer Aussendung auf eine sehr zweifelhafte Aktion einer Baumschlägerung an der auch die Forstbehörde des Landes seinen Anteil hat. Oberhofer: „Es ist einfach nur traurig
Es geh dabei um einen der letzten Maulbeerbäume in Südtiroler Unterland. Vor 200 Jahren wurden im Etschtal mit dem Laub der Maulbeerbäume Seidenraupen gezüchtet. Diese „Murbam“ standen überall entlang der Wege und Gräben. Die Triebe mit dem frischen Laubfutter wurden jährlich geschnitten, so dass sich die typische Kopfform entwickelte.
Einer der allerletzten formtypischen Zeugen der Seidenraupenzucht überlebte auf einer Wegböschung in Brenntal/Kurtatsch. Das Naturmuseum hat ihn erst 2019 erhoben.
Irgendwie störte er den Bauer des angrenzenden Weinguts und die Forstbehörde zeigte ihn leider zur Schlägerung aus“, sagt Oberhofer.
 
 
Alle größeren Bäume in der Kulturlandschaft stehen laut den Bestimmungen ausnahmslos unter Schutz. Mit der Schlägerung in begründeten Ausnahmefällen wurde von der Landesregierung die Forstbehörde betraut. Weder Bürgermeister noch Landschaftsschutz werden gefragt. „Die meisten Förster sind sicher sensibel“, meint der Heimatschützer, „aber es gibt anscheinend immer welche, für die ein alter Baum einfach hiebsreif ist.“
Naturgemäß ist ein jahrhundertealter Kopfbaum mit fast drei Metern Umfang innen hohl. Die Krone und die jungen Jahresringe ringsum waren aber voll vital. Bei periodischem Rückschnitt wäre der Murbam auch noch für kommende Generationen lebendiger Zeitzeuge der Seidenkultur geblieben, die im Kurtatscher Museum hervorragend dokumentiert wird. Ein alter Baum ist zudem wie ein Biotop, Kinderstube tausender Kleintiere.
Der Südtiroler Heimatpflegeverband protestiert in der Aussendung vehement gegen diese Aktion.
 
 
 
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Georg Peintner Fr., 05.06.2020 - 13:43

Vielleicht könnte man jetzt anstelle des Baumes einen Vollpfosten einsetzen. Die zuständige Forstbehörde hat offensichtlich einen und könnte diesen stellen!
Dem "gestörten" Bauern (nach diesem Bericht) gehörten Landesbeiträge zu streichen!
Wieviel Ignoranz und Rücksichtslosigkeit ...

Fr., 05.06.2020 - 13:43 Permalink