salto.music | Van Damme 38

Scientific Pop: „Ungewissheit der Zeit”

In den vergangenen Wochen ließ Maria Moling mit ihrem neuen 2-Frau-Projekt Van Damme 38 und dem Song „Alles auf Pause“ so manche Ohren spitzen.
Van Damme 38: Maria Moling und Matilda Pfeiffer
Foto: Vipasana Roy

Die Schlagzeugerin, Gitarristin und Sängerin von Marie + Me gründete das Alternative/Indie-Pop Projekt Van Damme 38 gemeinsam mit ihrer Münchener Bandkollegin Matilda Pfeiffer, um zunächst an einer Filmmusik zu arbeiten. salto.music hat sich mit dem einst ausgebüxten Ganes-Mitglied über Van Damme 38 und ihre diesbezüglichen Pläne unterhalten.

 

salto.music: „Alles auf Pause“ ist ein wahrhafter Lockdown-Song. Wie gut bzw. schlecht geht es euch wegen dem Pandemie-Stillstand? Wie in persönlicher Hinsicht und wie als Musikerinnen?

Maria Moling: Wenn plötzlich alle Auftritte gecancelt und verschoben werden, ist das erstmal sehr verunsichernd und wenn man seit 15 Jahren nichts anderes macht als touren und davon lebt, ist so eine Zwangspause schon erstmal ein Schock. Ich musste lernen, wie es ist, mal nicht ständig unterwegs zu sein und die Ruhe zu bewahren, wenn der Kalender auf einmal leer ist.

Ich hatte dann aber das Glück, im Vergleich zu vielen in unserer Branche, dass ich durch neue musikalische Arbeiten nicht in finanzielle Nöten geraten bin und bei der Musik bleiben konnte, und ich bin sehr dankbar dafür. Ich hab es sehr genossen auch mal an die Musik ranzugehen, komplett frei von Zukunftsplanungen, und das verlernt man manchmal wenn man immer unterwegs ist und oft vielleicht zu projektorientiert denkt. In so einer Zeit darf Musik dann einfach nur Musik sein.

Hab in der Lockdown Zeit mit Leuten arbeiten dürfen, die sonst fast nie in der Stadt sind, weil sie immer am touren sind und das war etwas sehr Besonderes. In dieser Zeit ist auch unsere Band entstanden, während wir die Musik komponiert haben für einen Dokumentarfilm. Und ich hab für mich das Schreiben und das Produzieren entdeckt, und gemerkt, dass mir Musik auch ohne das ständige Touren viel gibt. Ich freue mich trotzdem wieder sehr auf Live-Konzerte.

Van Damme 38 - Allles auf Pause (Videoclip)

 

salto.music: Ihr habt euch ursprünglich für einen gemeinsamen Soundtrack zusammengetan. Worum genau handelte es sich dabei und welche Erfahrung war es für euch?

Maria Moling: Es ging um die Musik für den Dokumentarfilm „Vertreibung ins Paradies", eine selbstironische Nahaufnahme einer sympathischen Patchwork-Familie in Zwangsisolation. Wir waren ja auch in Zwangsisolation und haben versucht diese Stimmung in Musik zu packen. Hatten eine sehr schöne Zeit in meinem Home-Studio in München, wo wir das meiste produziert haben. Meine Küche ist mein Studio, ist mein Schlafzimmer und mit Matilda, die sonst in Spanien wohnt, meine Lieblings-WG.

 

salto.music: Ihr habt bereits ein, zwei Hände voll Songs beisammen. Gehen die neuen Songs auch in Richtung Alternative/Indie-Pop/Rock bzw. welche Wege möchtet ihr mit Van Damme 38 gehen?

Maria Moling: Ja, die Songs gehen in Richtung Alternative, Slacker Pop, wir nennen es auch Scientific Pop, weil wir in unseren Texten die Ungewissheit unserer Zeit thematisieren, die auch stark von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen bestimmt wird. Wir versuchen das politische Handeln mit einer romantischen, ironischen Sichtweise poetisch zu reflektieren, ohne uns dabei zu ernst zu nehmen.

 

salto.music: Kann man bald ein ganzes Album von Van Damme 38 erwarten? Wie wichtig ist euch das Format Longplayer?

Maria Moling: Wir werden demnächst eine EP rausgeben und arbeiten gerade an einer multimedialen Bühnenperformance. LP werden wir sicher auch machen. Ich finde das LP-Format so wertvoll in einer digitalen Zeit. Und den Gedanken, dass unsere Songs auch in Plattentellerform in einem schönen Ort aufgelegt werden und nicht nur digital in Playlisten landen, diesen physischen Aspekt, finde ich sehr schön.

 

Info: https://www.instagram.com/van_damme38