Gesellschaft | Migration

Die Ängstlichen, und die Schlafwandler

Die falschen Männer, zur falschen Zeit, am falschen Ort: Wenn Ängstliche "Politik" machen (wollen).
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Foto: Wikipedia

In der "Dolomiten", immer noch Tagblatt nur der Südtiroler, war neulich ein – für Dolomiten-Verhältnisse – ungewöhnlich groß angelegtes Interview veröffentlicht worden, über Migration, ihre Täter, und ihre Folgen für die kleine Heimat. Ich stehe noch heute unter dem Schock jenes Interviews, dessen Sinn sich mir nicht erschließen will. Seinen Zweck hingegen erahne ich, und mich schaudert's.

Ich will die Gelegenheit nutzen, um ein paar Gedanken über "Angst" los zu werden, denn das tut es ohne Zweifel, jenes Interview: Angst bestärken, und Angst verstärken. Als sei Angst nicht ohnehin schon allgegenwärtig, und als mache sie nicht ohnehin schon alles kaputt, was *wir* uns in jahrzehntelangem Mühen und Bemühen aufgebaut haben, unseren Frieden, und unsere Freiheiten, die wir schon gar nicht mehr bemerken, und noch weniger wertschätzen. weil wir uns so sehr daran gewöhnt haben.

Mit der Folge übrigens, auch so viel steht fest, dass unser aller Europa in immer schnellerem Tempo immer weiter nach rechts rückt. Wenn dieser Schub nicht gebremst wird, wird er früher oder später unweigerlich dort ankommen, wo nur noch der freie Fall ist, und die Tiefe (wenn ich denn könnte, würde ich also gern an das Verantwortungsbewusstsein kluger Menschen appellieren).

Einverstanden. Auch kluge Menschen müssen keineswegs davor gefeit sein, Angst zu verspüren, vor Neuem, Fremden und Fremdem. Angst ist ein sehr menschliches Gefühl, ein intelligentes zudem - ohne Angst könnten wir gar nicht leben: Angst ist ein Alarmsignal (man stelle sich eine Alarmglocke vor), diffus, meist auch konfus, und somit potentiell tödlich. Das sollten kluge Menschen eigentlich wissen, wenn sie Zahlen und angebliche Fakten verbreiten, unterschwellig und oberschwellig, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, sie vielmehr verzerren, und damit die Wahrheit nachhaltig beschädigen, und mit ihr die Gesellschaften. 

Aber zurück zum Wesen der Angst, deren nächste Stufe "Furcht" heißt: sie ist er-lösend ("die Feuerwehr ist da"), die Gefahr erkannt, und also gebannt. Angst muss also zu Furcht werden, anderenfalls sie eine Fessel ist, und die in ihr Gefangenen ihre Geiseln. Diese, schrieb vor einiger Zeit Herfried Münkler, sei auch die Aufgabe der Politik (AdV: und kluger Menschen), nämlich Angst in Furcht zu verwandeln. 

Im Moment schaut es leider ganz so aus, als täten kluge Menschen und schlechte Politiker das genaue Gegenteil. Atemloses Erschrecken wie jenes angesichts besagten Interviews passiert mir nämlich immer öfter, und immer öfter kommt mir vor, als gingen auch die letzten europäischen – großheimischen, kleinheimischen – Bastionen der Vernunft zu Boden, angesteckt und verschreckt von den giftigen Dämpfen der hochexplosiven Angst-Mixtur, mit der unser Europa und seine Gesellschaften "behandelt" wurden und immer noch weiter werden, von skrupellosen Politiker-Kasten, auf allen Ebenen.

Gegenstimmen, die zu mäßigen und die Vernunft wieder in den öffentlichen Raum zu holen versuchen, werden kaum noch gehört, schaffen es immer seltener oder überhaupt gar mehr nicht ans Licht der Öffentlichkeit. Oder wer hat etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, vom schönen Satz des Bürgermeisters von Mailand gehört, vor ein paar Tagen, als er "Ricetta Milano" eröffnet hatte, eine 2,5 km lange, multiethnische Tafel (tolle Veranstaltung, übrigens): "Le paure ci sono, tutti le hanno, anch'io. Però Milano le paure le gestisce, non le butta addosso agli altri."

Accettarle, le paure. Ma soprattutto gestirle.

Daran jedoch haben offenbar die "Handvoll Männer auf Ego-Trip" (frei nach Franziska Giffey) kein Interesse, wie auch, ist doch die Angst ihr wirkmächtigster Handlanger auf ihrem Weg zur Macht. Noch nie war, so viel ich weiß, in der Geschichte der Menschheit so sehr – und so erfolgreich! – mit den Ängsten der Bevölkerung "Politik" gemacht worden wie in diesen letzten Jahren, mit wenigen Ausnahmen, und die führten alle in die größten Katastrophen der Menschheit. (Man korrigiere mich gerne, falls ich mich irren sollte). Wenn ich mir das so anschaue, nicht ohne Furcht, dann frage ich mich manchmal, was wohl aus der Welt geworden wäre, wenn Churchill damals, als die Welt – auch – über dem Abgrund hing, seine Bevölkerung nicht auf "blood, toil, tears and sweat" eingeschworen hätte, sondern, wie es heute üblich ist, "die Sorgen und Ängste des Volkes ernst genommen", ja, sie gar gehätschelt und getätschelt – mit anderen Worten: instrumentalisiert – hätte, den eigenen Polit-Profit immer fest im Blick.

Natürlich: Eine verängstigte Herde lässt sich leicht (ver-)führen, wohin auch immer.

Tatsächlich ist das Ziel der "Reise" auch nicht erkennbar, aber eins ist sicher: Es sieht gar nicht gut aus, dort, am Horizont, für die künstlich verängstigte und auf diese Weise sedierte Menschheit: Schemenhaft ersteht dort eine – düstere! – "Festung Europa" (was für ein Bild übrigens! als stünden Heerscharen schwer bewaffneter Krieger vor unseren Toren), von der man/n behauptet, sie sei der einzige Weg, Europa zu bewahren, vor der Überschwemmung, und mithin dem Untergang. 

Die/se Festung Europa, das schnell dahin gekritzelte "Rezept" (die nächste Wahl ist immer  nur einen Augenblick weit weg, und man/n will ja wieder dabei sein, als Gewinner, koste das, was es wolle) ist allerdings ein "Rezept" von Quacksalbern: Sie versprechen, ebenso vollmundig wie skrupellos, dass ihre gehaltlosen Mittelchen Linderung brächten, und sogar Heilung. Das ist natürlich blanker Unsinn, was aber die Quacksalber nicht stören muss: Bis der Patient gemerkt haben wird, dass er betrogen wurde, sind die Kurpfuscher längst über alle Berge, und dort wohlgepolstert in Sicherheit. Mit ihren Scheinmedikamenten behandeln sie im besten Fall einige der Symptome - welche die mittel- und langfristigen Folgen sein werden, dieser "Politik" auf Sicht, das kann sich jeder lebhaft vorstellen, die auch nur eine leise Ahnung hat von kurpfuscherischem Wirken und Werken: Sie, die Folgen also der gewaltigen Schäden, die derzeit programmiert werden, werden uns noch allen auf den Kopf fallen, uns, und unseren Kindern und Kindeskindern.

Das Klima ist mittlerweile dermaßen vergiftet, dass die Lüge schon längst über die Wahrheit triumphiert hat: Wahrheit ist kein Maßstab mehr, und Argument schon gar keins (die Welt hatte das schon einmal, kommt mir vor, und es ist gar nicht lange her). Jakob Augstein hat das in einer seiner letzten Kolumne bei SPON sehr eindringlich beschrieben: "Und dann hebt er zu Erklärungen an: dass gar nicht mehr so viele Flüchtlinge zu uns kommen, dass ohnehin die meisten innerhalb ihrer Heimat fliehen oder von den Nachbarländern aufgenommen werden. Er nennt lauter Zahlen und Argumente, die sicher alle richtig sind, aber je mehr man liest, desto mehr wird man von einem unheimlichen Gefühl erfasst: es kommt auf die Fakten nicht mehr an, sie sind gleichgültig, sinnlos."

Und so bauen sie also eifrig weiter, die Zerstörer, ungestört und ungerührt, an ihrer düsteren und angstbeladenen Festung Europa, und niemand hält sie auf, und immer mehr bauen alle mit: Die Schlafwandler, die Mutlosen, die Opportunisten, die Ängstlichen, die Klugen, die Kleinmütigen... manche als Baumeister, die anderen als Handlanger. Und sie alle vergessen, willentlich wissentlich oder nicht, dass die Ruhe, die in einer Festung herrscht, fast immer eine trügerische ist, und selten lange währt. Meist fällt die Festung, früher oder später. 

Sollten wir uns also Sorgen machen? Ja, das sollten wir, und zwar dringend – aber nicht die Sorgen, die die Herren Seehofer Söder Salvini Strache und wie sie alle heißen, die Bärenaufbinder mit den Kurz-en Augen und dem engen Blick, uns einreden und aufbinden wollen. Sie selbst sind das Problem, sie, das Häuflein Vorgestriger mit dem Brett vor dem Kopf und dem Kreuz vor den Augen, sie verspielen gerade die Zukunft Europas und damit unser aller Zukunft – nach ihnen die Sintflut –, weil’s ihnen mehr um das kleine Enge, als um das große Ganze geht. "Sie bekämpfen", schreibt Michael Thumann in einer seiner letzten Kolumnen bei Fünf vor acht (Zeit online) "das Europa, das über 60 Jahre aufgebaut wurde. Sie wollen zurück in die Kleinstaatlichkeit mit Grenzkontrollen, Wächterhäuschen und Warteschlangen".

Vorwärts also, nach rückwärts. Ein Häuflein Verängstigter (Unfähiger "die großen Herausforderungen unserer Tage anzunehmen" frei nach Thumann) als Vor- und Leitbilder für die Ängstlichen und Verängstigten. Wie absurd ist das denn.

Ja. wir sollten uns Sorgen machen. Denn ja, wir haben viel zu verlieren.

(PS. Ich empfehle, nicht nur den Verängstigten und auch, aber keineswegs nur, als Gegengewicht zum eingangs erwähnten Interview: Philipp Ther zu lesen, insbesondere sein Buch "Die Außenseiter", bei Suhrkamp).

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Mensch Ärgerdi… Do., 05.07.2018 - 12:14

Angst vor Rechten und die Konsequenzen von rechten Regierungen zu schüren, hat uns zur heutigen Situation gebracht. Vielleicht sollten sich Linke mal was Neues einfallen lassen.

Do., 05.07.2018 - 12:14 Permalink
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Sylvia Rier Do., 05.07.2018 - 17:28

"sündenböcke". auch den nagel auf den kopf getroffen. massive immigration? das sollten sie belegen (die zahlen und fakten tun das nicht). völkverwanderung? jedenfalls nicht nach europa.

Do., 05.07.2018 - 17:28 Permalink
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Harald Knoflach Fr., 06.07.2018 - 11:48

zwei dinge:
ich finde es paradox, angstmache (mitunter zurecht) anzuprangern und gleichzeitig selbst nahezu fatalistisch mit angst zu argumentieren: zitat: "die Folgen also der gewaltigen Schäden, die derzeit programmiert werden, werden uns noch allen auf den Kopf fallen, uns, und unseren Kindern und Kindeskindern." usw. usw.
wenn benedikter "alternative fakten" vorgeworfen werden, wäre es schon ganz lieb zu sagen, welche das konkret sind und was die richtigen fakten sind. ansonsten klingt das etwas nach trump, der auch jeden der fake news bezichtigt, der nicht bei drei auf einem baum ist.

Fr., 06.07.2018 - 11:48 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 06.07.2018 - 13:44

Antwort auf von Harald Knoflach

wenn du genau liest, Harald, dann wirst du erkennen, dass ich sage, "wenn keine Schubumkehr eingeleitet wird, (...)". das ist ein Unterschied_chen, zu fatalistisch. --- ich ziehe jetzt mal nur ein (!) Detail aus dem Dolomiten-Interview, das mich stutzig gemacht hat: (Benedikter) "hat Europa in den vergangenen Jahrzehnten bereits 76 Millionen Zuwanderer aufgenommen, was seiner Ansicht nach der weltweit größte Anteil ist." (Frage/n: Was meint er mit "in den vergangenen Jahrzehnten"? Was versteht er unter "Zuwanderer"? Was heißt "seiner Ansicht nach"? Das ist, in meinen Augen, für einen Wissenschaftler und Dr. Dr. Dr. reichlich unpräzes Gerede, umso mehr, wenn es in einer "Dolomiten" (!) präsentiert wird. Anders wär's vielleicht vor Fachpublikum). Dagegen, z. B. bei bpb: "In keine Region der Welt sind im Zeitraum 2000 bis 2015 so viele Menschen eingewandert wie nach Europa – die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung lag insgesamt bei 20,9 Millionen Personen. Allerdings war der Wanderungssaldo nach Angaben des Department of Economic and Social Affairs (UN/DESA) in den Jahren 2000 bis 2010 mit 1,68 Millionen Personen pro Jahr mehr als doppelt so hoch wie in den in den Jahren 2010 bis 2015 mit jährlich rund 825.000 Personen. Werden ausschließlich die Jahre 2010 bis 2015 betrachtet, war Nordamerika mit einem positiven Wanderungssaldo von durchschnittlich 1,24 Millionen Personen pro Jahr die Region mit der höchsten Zuwanderung."

Auch für die Jahre 2015 bis 2060 nimmt das UN/DESA für Europa einen positiven Wanderungssaldo von etwa 870.000 Personen pro Jahr an (Nordamerika: 1,18 Mio. Personen).

Fr., 06.07.2018 - 13:44 Permalink
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Harald Knoflach Fr., 06.07.2018 - 15:44

Antwort auf von Sylvia Rier

schätze mal das "seiner ansicht nach" auch daran liegt, dass niemand weiß, wieviele menschen nach europa zugewandert sind. vor allem auch die zahl jener, die illegal in europa aufhältig sind und sich somit jeder statistik entziehen. das sind nämlich - auch nach niedrigen schätzungen - millionen von menschen. da kann man nur grobe vermutungen anstellen, da sich arbeitssklaven, sexsklaven usw. für gewöhnlich nicht bei den behörden melden, dass sie jetzt hier in europa wären. (siehe http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/fast-eine-million-sklavena…)
du sprichst von einem saldo von 21 millionen in den ersten 15 jahren der 2000er. benedikter von einer absoluten zahl der zuwanderer. man kann saldo und absolute zahlen nicht vergleichen, aber wenn man von diesem saldo ausgeht, heißt das, dass in dem zeitraum weit mehr menschen nach europa gekommen sind als diese 21 millionen. laut eurostat sind allein 2016 2 millionen menschen in die eu eingewandert. http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Migration_a… während der saldo lt. deinen zahlen bei nur 870.000 liegt. ganz daneben werden die 76 millionen demnach nicht sein.
offiziell leben derzeit 22 millionen nicht eu-bürger in der eu. wobei dies auch nicht unbedingt aufschluss auf die zahl der zuwanderer der vergangenen jahrzehnte gibt, da viele neue bürger in europa ja eine zuwanderungsgeschichte haben und somit heute (zurecht) als eu-bürger aufscheinen. z.b. wurde 2016 rund einer million menschen eine eu-staatsbürgerschaft verliehen. dennoch ist fakt, dass sie zugewandert sind und sie sind somit in benedikters zahl inkludiert.
ich sehe nicht wirklich, in welchen punkten benedikter "alternative fakten" verbreitet.

Fr., 06.07.2018 - 15:44 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 06.07.2018 - 16:15

Es kommt darauf an, in welchem Rahmen die "Zahlen" vorkommen: Im Rahmen des Interviews - die aktuelle "Flüchtlingskrise" und so "leer", wie sie präsentiert werden, zeichnen sie - bedenke die Leserschaft - mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in letzteren ein völlig falsches Bild. Wie du ja auch selbst sagst: "da viele neue bürger in europa ja eine zuwanderungsgeschichte haben und somit heute (zurecht) als eu-bürger aufscheinen. z.b. wurde 2016 rund einer million menschen eine eu-staatsbürgerschaft verliehen. dennoch ist fakt, dass sie zugewandert sind und sie sind somit in benedikters zahl inkludiert." Solche "Details" gehören m. E. von einem Wissenschaftler - umso mehr im eh schon aufgeheizten allgemeinen Klima - nicht nur genannt, sondern unbedingt betont. Im allgemeinen wird das auch so gemacht.

Fr., 06.07.2018 - 16:15 Permalink
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Martin Daniel Fr., 06.07.2018 - 16:26

Habe das Interview vor 1 Woche in den Dolomiten gelesen und es hat in mir keine Assoziation mit dem Angst-Argument geweckt. Benedikter argumentiert im globalen geopolitischen Kontext und hebt ganz rational den Pull-Faktor* des attraktiven europäischen Sozialstaates hervor, der gepaart mit der Tatsache, dass Europa die einzige hochentwickelte und mit hohem Wohlstand ausgestattete Region der Welt ist, die (noch) relativ durchlässige Außengrenzen hat, die EU zum natürlichen Ziel internationaler Migrationsbewegungen werden lässt. Dass er das nicht gut findet, ist seine persönliche politische Anschauung, mit welcher er nicht hinter dem Berg hält. Es muss nicht unbedingt um Angst gehen, wenn Vorbehalte gegen einen zumindest in der Theorie unbeschränkten Zuzug Position bezogen wird. Während Linke die Betonung auf die Vorteile der Zuwanderung legen (Demographie, Rentensystem, Steueraufkommen, Nachfrage nach Arbeitsplätzen, Bereicherung durch Multikulturalität, etc.), sehen konservative Kreise die Nachteile überwiegen. So hat Benedikter bereits in einem früheren Artikel darauf hingewiesen, dass die übergroße Zahl der Menschen und in der Folge auch der Zuwanderer nach Europa in autoritären Systemen leben und ein entsprechendes demokratiepolitisches Verständnis mitbringen. Was die Wahlergebnisse zugunsten Erdogans in Deutschland und in Österreich zumindest nicht manifest zu widerlegen vermögen. Ich habe den Eindruck, dass es nun mal eine bestimmten, z.Z. großen Bevölkerungsanteil gibt, der die Perspektive einer zu starken bzw. zu schnellen Veränderung der Einwohnerschaft nicht wünscht. Ohne das werten zu wollen, stellt sich mir die Frage: Ist das von Angst getrieben? Oder eher vom Bedürfnis, die eigene Kultur und Gesellschaft auf dem Ist-Stand einzufrieren, weil das den persönlichen Vorlieben entspricht. Die Südtiroler Patrioten möchten, dass Südtirol deutsch bleibt und so manch einer dürfte sich wohl insgeheim ein italienerfreies Land wünschen. Nicht aus Angst, sondern weil das einem bekannte (und mit den Ahnen gemeine) kulturelle Umfeld und die Lebensumstände als das Wünschenswerteste empfunden werden. Die einhergehende Verflechtung mit kirchlich-religiösen Traditionen bestätigt m.E. diese Präferenz.
(*Unter den Linken wird die Wirkkraft der Pull-Faktoren mitunter abgestritten, wobei sich dann nicht erklärt, wieso die allermeisten nach Deutschland und Schweden und nicht nach Bulgarien und Albanien wollen)

Fr., 06.07.2018 - 16:26 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 06.07.2018 - 16:43

Antwort auf von Martin Daniel

Das Interview muss, finde ich, mit den Augen der Leserschaft gelesen werden, und zwar jener Leserschaft, die eh schon "verängstigt" ist, ob begründet oder unbegründet, und mit Fakten kaum noch zu erreichen. --- Es ist ja gerade die Angst vor dem Verlust - der Kultur, der Heimat, des Gewohnten - die Menschen mit Abwehr reagieren lässt, und das hat mit "Vorlieben" m. E. wenig zu tun - es ist zutiefst menschlich. Was dabei vorloren geht: Das alles steht ja überhaupt nicht auf dem Spiel! PS. Ich weiß nicht, wer Pull-Faktoren abstreitet, aber ich glaube, dass es ganz logisch ist, dass Migration von Arm nach Reich geht. Das war schon immer so, und das wird sich so schnell wohl auch nicht ändern. PPS. Was mich auch irritiert, in dem Interview, ist Benedikter's Sager, es brauche zuerst eine Migrations- und dann eine Integrationspolitik. Was soll das heißen? In der derzeitigen Situation? Abgesehen davon wird man es uns wohl zutrauen können, dass wir - weil es halt jetzt so ist wie es ist - schon dazu in der Lage sein sollten, beides gleichzeitig zu bewältigen. Boh.

Fr., 06.07.2018 - 16:43 Permalink
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gorgias Fr., 06.07.2018 - 17:22

Antwort auf von Sylvia Rier

>Das Interview muss, finde ich, mit den Augen der Leserschaft gelesen werden, und zwar jener Leserschaft, die eh schon "verängstigt" ist, ob begründet oder unbegründet, und mit Fakten kaum noch zu erreichen. <

Das ist der Strohmann, den Sie aufbauen müssen, damit Ihre ganze Argumentation nicht auseinander fällt.

Damit Integration funktioniert braucht es eine Reihe von günstigen Voraussetzungen und wir haben in Europa oft genug die Erfahrung gemacht, dass diese nicht gegeben sind.
Es ist besser den Menschen vor Ort zu helfen anstatt die jungen Afrikaner hier her zu locken, damit sie hier in den Sozialsystemen einnisten anstatt dass sie helfen das eigene Land aufzubauen.
Diese Menschen brauchen eine Hilfe vor Ort und wir brauchen keine weitere Parallelgesellschaft.

Fr., 06.07.2018 - 17:22 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 06.07.2018 - 19:04

Antwort auf von gorgias

ich muss keinen strohmann aufbauen. das interview ist ja schließlich nicht im privaten tagebuch des herrn benedikter erschienen, sondern in einer Zeitung, mit einer Leser_innenschaft, und also wohl für diese gemacht. was meinen sie also, mit "Strohmann aufbauen"? --- Welche wären denn "die günstigen Voraussetzungen, damit Integration gelingen kann, die Europa nicht hat"? --- Migration musste noch nie "gelockt" werden, die passiert ganz von allein, seit die Erde rund ist. Mit Vorliebe natürlich, wenn die Verhältnisse ungleich sind. --- Was verstehen sie unter "vor Ort helfen"? Das ist ja übrigens etwas, das mich interessiert hätte, von Herrn Benedikter - beispielsweise - zu erfahren: Wie soll sie ausschauen, die "Hilfe vor Ort", eine langfristige, und nachhaltige? Sodass Flucht- und Migrationsmotive auf Generationen hinaus nicht mehr oder nur sehr geringfügig bestehen werden? --- Im Übrigen schließt das Eine das Andere ja mitnichten aus: Wir sollten sehr wohl in der Lage sein, die Menschen, die hier ankommen, aufzunehmen und sie zu integrieren, und parallel dafür zu sorgen, dass mehr Menschen in ihrem eigenen Land langfristige Perspektiven vorfinden, und diese auch vorziehen. Migration wird aber wohl selbst dann nicht verschwinden. --- Parallelgesellschaften sind wohl etwa die Folge/n von misslungener Integration. Aber das sehen Sie bestimmt anders.

Fr., 06.07.2018 - 19:04 Permalink
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gorgias Sa., 07.07.2018 - 03:20

Antwort auf von Sylvia Rier

Der Strohmann ist dass Sie die vermeintliche Rezeption/Position einer vermeintlichen Leserschaft als Kritik hervorbringen, diese aber nirgens auftritt außer als eines Hirngespinst in Ihrem Kopf.

Ich habe nicht gesagt dass wir in Europa diese Voraussetzungen nicht hat, ich habe gesagt, dass man oft genug sehen konnste dass diese Voraussetzungen nicht vorhanden waren und unter anderem gehören auch die Migranten auch dazu, die diese nicht mitbringen, wie unter anderem auch die Bereitschaft sich zu integrieren und die Weigerung die Kultur des Gastlandes anzunehmen.
Die beste Hilfe ist zu verhindern, dass diese jungen Menschen sich auf dem Weg nach Europa machen aus der falschen Motivatio und Vorstellungen und ihnen Hilft in ihrem eigenen Land eine Perspektive zu finden.
Migration hat es immer schon gegeben und diese findet aber nicht "einfach nur so statt" wie Sie darstellen wollen, sondern hat verschiedene Gründe. Was aber für Europa zählt sind da die eingen Interessen nicht aus dem Weg zu verlieren. Wer die Kolonisierung Amerikas und die Völkerwanderung in Europa sieht, war das sicher nicht von Vorteil für die damalige ansässige Bevölkerung. Ihr Versuch eine kritische Außeinandersetzung mit dem Thema als "Angstmacherei" abzustempeln funktioniert nicht mehr.
Im Übrigen Integrieren sich bestimme Einwanderer auch von Selbst und machen nicht dauern Probleme. Wie die Juden die nach Großbritannien nach dem zweiten Weltkrieg lebten und Vietnamesen und Japaner in Deutschland.

Sehen Sie sich dieses Video an vieleicht beantwortet es ihre Fragen zumindest zum Teil: https://youtu.be/1DPNmTZHeo0

Sa., 07.07.2018 - 03:20 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Fr., 06.07.2018 - 17:29

Antwort auf von Sylvia Rier

"Boh" hatten wir nun lang genug als Strategie in Migrationspolitik.
Wenn man von "erster Migrations und dann Integrationspolitik" spricht, meint man damit, dass man erster klären sollte wie viele Menschen unter welchen Voraussetzungen ins Land kommen dürfen. Wenn man das mal geklärt hat, dann kann man durch die erhobenen Daten planen wie man diese Leute integriert, falls überhaupt nötig.
Heute gibt es keine konkreten Ideen, geschweige denn Pläne zum Thema und das aus dem einfachen Grund, dass dieses Thema viel zu lange durch das ständige Eindreschen der Nazikeule Tabu war und geblieben ist. Nur das heute die Keule zu einem Zahnstocher abgestumpft ist und wir tatsächlich einen Affen wie Salvini gebraucht haben, damit man in Europa anfangt gewisse Dinge zu überdenken.

Fr., 06.07.2018 - 17:29 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Sa., 07.07.2018 - 10:51

Antwort auf von Sylvia Rier

Das was wir gerade sehr schlecht machen: wer Anrecht auf Asyl bzw. internationalen Schutz hat, muss in dafür vorgesehenen Strukturen Platz finden. Wer kein Anrecht hat, muss abgeschoben werden. Wir machen das aber heute so, dass wir die Asylbewerbungsprozedur über 3 Jahre lang laufen lassen, in denen die Leute einfach in irgendeiner von der erst besten Onlus geführten Struktur abgestellt werden. Schon hier ist das ganze äußerst problematisch, denn, entweder die Struktur ist gut (wie ohne Zweifel in Südtirol der Fall): der Asylbewerber wird integriert, will heißen er macht Kurse, darf anfangs ehrenamtlich und dann sogar richtig arbeiten. Oder die Struktur ist schlecht, wo die Leute zum nichts tun verdammt sind bis der Bescheid kommt.
Um diese Ungleichheit zu vermeiden sollten diese Strukturen, ihre Funktionsweise, was darin angeboten wird, was Pflicht und was verboten ist, usw. penibel vom Staat geregelt und überprüft werden.
Vor allem muss aber die bürokratische Prozedur der Bewerbung beschleunigt werden. Die dafür vorgesehenen Kommissionen müssen aufgestockt werden, genauso wie die Gerichte bei denen Rekurs eingelegt wird.
Wer dann seine Bewerbung abgewiesen bekommt, muss konsequent abgeschoben werden. Man muss herausfinden aus welchen Land die Person kommt und sie wenn Notwendig unter Zwang wieder dorthin bringen. Das mag zwar bitter sein, das ist es aber immer so wenn der Staat gegen den Willen der betroffenen durchgreift. Die Alternative welche jetzt praktiziert wird, ist den Leuten einen Zettel in die Hand zu drücken in dem steht, dass sie das Land verlassen sollen und basta. Ohne Geld, bzw. nach dem sie ihr ganzes Erspartes in die Reise nach Europa gesteckt haben, kann man es ihnen nicht verübeln wenn sie diese Zettel einfach wegschmeißen und versuchen so irgendwie über die Runden zu kommen: als schwarz arbeitende Tagelöhner in der Landwirtschaft, oder in der (lukrativeren) Kriminalität.

Sa., 07.07.2018 - 10:51 Permalink
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Sylvia Rier Sa., 07.07.2018 - 12:41

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

sehen sie? was "wir" also haben, ist keineswegs ein Flüchtlings-, auch kein Migrationsproblem, sondern schlicht und ergreifend: ein Organisationsproblem, eins von überforderten und/oder überlasteten Behörden, und also, letztlich, ein Versagen der Politik (man hätt's kommen sehen können, wenn man denn sehen gewollt hätte). Dazu haben wir ein Solidaritätsproblem. Aber gut. So ist's halt jetzt. --- Natürlich kann man das so machen, wie sie's beschreiben - man könnte sich aber auch vorher fragen: ist das machbar? unter welchen Bedingungen, und welchen voraussetzungen? mit welchen folgen? und was kostet es? --- je nachdem könnte (müsste) man über alternativen nachdenken, und ein anderes programm erarbeiten, einen plan b gewissermaßen, und sich natürlich auch zu diesem dieselben fragen stellen. vielleicht kommt ja raus, dass der erstbeste Wege nicht unbedingt der beste ist. was aber jedenfalls gar nicht geht: dass die leute hier genauso wenig (gar keine) perspektiven haben wie sie "bei ihnen zuhause" hatten (so zügelt man die parallelgesellschaften des gorgias, meine ich)

Sa., 07.07.2018 - 12:41 Permalink
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gorgias Sa., 07.07.2018 - 13:34

Antwort auf von Sylvia Rier

Es ist nicht unsere Aufgabe allen Menschen die Zuhause keine Perspektive haben hier ein besseres Leben zu bieten. Und nur weil jemand hier eine bestimmten ökonomischen Erfolg hat ist er nicht automatisch integriert und übernimmt die Werte einer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft.

Der Philosoph David Miller sagt in einem Interview im aktuellen Spiegel:

Das generelle Ziel muss in einem Lastenausgleich zwischen den Aufnahme staaten bestehen. Aber das kann nur funktionieren, wenn diese gleichzeitig die Gegesamtzahl der Menschen, die Einlass begehren, Kontrolle bringen und auf eine
handhabbare Größe drücken. Eine faire Verteilung im Inneren der EU ist ohne eine stärkere Abriegelung der europäischen Grenzen nach außen nicht möglich.

Und weiter noch:

Ich glaube, dass ein Land das Recht hat, seine historisch gewachsene Mehrheitskultur zu schützen. Mit der nationalen Identität gehen ein Vertrauen und eine Art Solidarität einher, die fehlen, wenn man nur ökonomische, rechtliche und politische Beziehungen blickt. Der in Deutschland von Jürgen Habermas popularisierte Begriff des Verfassungspatriotismus erscheint mir zu dürftig. Ein Nationalstaat besitzt kraft der
Identifizierung seiner Angehörigen miteinander auch einen kommunitaristischen Charakter. Das macht es einfacher, den Schwachen und Schlechtergestellten zu helfen. Es ist ehrenwert, sich für einen moralischen Kosmopolitismus auszusprechen, der den gleichen Wert aller menschlichen Wesen voraussetzt. Aber dieses Axiom trägt uns nicht weit. In seiner starken Form schließt Kosmopolitismus als moralische
Position jede Art von Bevorzugung aus. Das
ist unrealistisch, denn Staaten behandeln ihre eigenen Bürger auf andere Weise als Ausländer. In seiner schwachen Form schrumpft der moralische Kosmopolitismus auf einen allgemeinen Humanitarismus, der ziemlich unverbindlicht bleibt.

Sa., 07.07.2018 - 13:34 Permalink
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Sylvia Rier Sa., 07.07.2018 - 13:57

Antwort auf von gorgias

aber es könnte sehr wohl letztlich günstiger - produktiver, wie immer sie es nennen wollen - sein, den menschen, die schon hier sind (!), ein "zuhause" (Perspektiven) zu bieten, als sie unter hohem aufwand mit fraglichem erfolg wieder "auszuschaffen". das hindert "uns" ja keineswegs daran, gleichzeitig daran zu arbeiten, dass weniger menschen ihre heimat/ihr soziales/kulturelles/familiäres Umfeld für eine - auch - höchst ungewisse zukunft verlassen müssen (wollen) - diese ist zweifelsohne unsere höchste aufgabe, und die schwierigste - und, noch einmal parallel, an Programmen zu arbeiten, die klären, wie viele menschen unter welchen voraussetzungen wie und warum nach europa einreisen dürfen. Über allem aber steht - unabdingbar - Europa: diese Aufgaben sind nur in und von einem geeinten, einem einigen Europa bewältig- und lösbar. --- Mehrheitskultur schützen (solange das nicht in "Versteinerung" und "abkapseln" ausartet): Wo ist das Problem? Es gibt in Europa sehr, sehr viele verschiedene Kulturen, deren jede tagtäglich im offenen Europa sich dem Problem ausgesetzt sieht, sich einerseits zu schützen, und sich gleichzeitig zu öffnen, für Einflüsse von außen. Europa hat Übung darin. Ich sehe also nicht, warum eine Minderheit aus nicht-europäischen Kulturkreisen plötzlich diese Vielzahl "gestandener" europäischer Kulturen und Identitäten aufs Spiel setzen sollte? Nein, diese Gefahr sehe ich gar nicht - umso weniger, als sie ja "erkannt" ist, und ihr also, allenfalls, vorbeugend, begegnet werden kann.

Sa., 07.07.2018 - 13:57 Permalink
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gorgias So., 08.07.2018 - 12:02

Antwort auf von Sylvia Rier

Die Migration bringt vielerlei Nachteile. Eines ist, dass die Arbeitskräfte, und oft sind es auch gut ausgebildete Menschen, in ihren Ursprungsländern fehlen, weil sie mehr Geld „verdienen“, wenn Sie für 2-3 Jahre in Europa Sozialhilfe empfangen oder/und auch Drogen verkaufen (siehe Bozen Bahnhofspark) als zu Hause einer Arbeit nachzugehen. Ich kenne Fälle, wo jemand als dritter Bruder in seiner Familie als Perspektive hatte für seinen Bruder zu Arbeiten, das ihm aber nicht gut genug war. Lieber in Vintl in einem "Flüchtlingsheim" leben auf unsere Kosten leben..
UND NEBENBEI ES KOMMEN NICHT SO VIELE WEIL ES IHNEN SO SCHLECHT GEHT, SONDERN WEIL SICH FÜR VIELE DIE LAGE DERMASSEN VERBESSERT HAT, DASS SIE DIE RESSOURCEN HABEN SICH NACH EUROPA AUF DEM WEG ZU MACHEN. ES SIND DANN IMMER JENE AUS DER MITTELSCHICHT. JENE DIE AUF DEN MÜLLHALDEN NACH WERTSTOFFEN SUCHEN UND GIFTIGE GASE EINATMEN, BEIM VERBRENNEN VON KUNSTSTOFF, BLEIBEN IN AFRIKA, WEIL SIE EBEN NICHT DIE RESSOURCEN HABEN.
So wie im Moment Asylfälle behandelt werden fördert es geradezu dieses Verhalten. Rumänen (oft auch von einer bestimmten Ethnischen Gruppe) suchen in Frankreich für Asyl an obwohl es fast keine positiven Ergebnisse gibt, weil sie dann in Frankreich 3 Jahre auf Staatskosten leben können. Würde man in ganz Europa so effizient, wie in den Niederlanden arbeiten, würden sich viele auch nicht mehr auf dem Weg machen.
Des Weiteren schafft die Migration eine parasitäre Industrie. Schlepper entscheiden wer nach Europa kann und kassieren dabei auch noch kräftig ab.
Dann gibt es noch die NGOs die sich nicht mal bei ihrem Gebaren filmen lassen wollen, weil sie die Bilder kontrollieren wollen, die die Öffentlichkeit zu Gesicht bekommt, aber im Grunde die Ergänzung der Schlepper sind. Die Fehlentwicklung, die sie dabei verursachen kann man sehr gut in diesem New York Times Artikel nachvollziehen: https://www.nytimes.com/interactive/2017/06/14/world/europe/migrant-resc...
Dieses Gutmenschentum hat zu mehr fahrlässigen Verhalten geführt und zu mehr Tote. Dass die Seenotrettungen oft auch eine Farce sind wird einem spätestens nach dem hier klar:
https://www.youtube.com/watch?v=l0-S4v_NI1s
Wir brauchen nur den Aufwand nicht aufnehmen Wassertaxi zu spielen, dann werden die ganzen Wirtschaftsflüchtlinge sich nicht mehr auf dem Weg machen. Retten schon, auch wenn sie sich selbstverschuldet in diese Lage bringen aber dann an einem Ort außerhalb Europas unterbringen. Denn Fahrlässigkeit soll nicht automatisch mit einem besseren Lebensstandard belohnt werden.
Was unsere Kultur angeht werden eh schon viel zu viele Kompromisse gemacht. Schüler die ihre weibliche Lehrperson nicht respektieren, werden viel zu oft toleriert. Mädchen die mit Kopftuch in die Schule kommen anstatt, dass man ihr Selbstwertgefühl mit Sport und Selbstverteidigungskurse stärkt. Selfempowerment für Mädchen macht wohl an ethnokulturellen Grenzen halt. Schade.
Orte in denen ausländische Communities den Rechtsstaat unterwandern sind schon längst eine Realität.
Anstatt dass wir mit der Säkularisierung voranschreiten und Kirchenprivilegien abschaffen wirft uns die Präsenz des Islams in Europa mit seinen patriarchalen autoritären Mentalität in der Diskussion zurück. In Deutschland unterstützen die Kirchen die unhinterfragte Ausbreitung des Islams, um die eigenen Privilegien zu retten.
Die Parallelgesellschaften wachsen. In vielen Städten in Deutschland ist der Ausländeranteil in Schulen größer als jener der Einheimischen. Dies wird zunehmend zum Problem.
Die Solidarität geht verloren, weil diese multiplen Parallelgesellschaften (Multikulti), den gesellschaftlichen Grundkonsens zerstören auf dem unser Rechtsstaat aufbaut.
Sie sehen die Gefahren nicht, weil sie es nicht sehen wollen. Die Anzeichen sind schon längst da. Sehen sie sich das Wahlverhalten der Türken in Deutschland und Österreich an bei den letzten türkischen Wahlen. Wie Menschen aus der eigenen Community sozialen Druck ausgesetzt werden. Wo Türken die aus der Türkei flüchten hier auch untertauchen müssen, weil sie vor den Erdogananhänger Repressalien befürchten müssen.
Wo man sich nicht mehr trauen kann offen Religionskritik auszuüben und auf alle möglichen Befindlichkeiten Rücksicht nehmen muss.
In Europa breitet sich eine Kultur der Ehre, Omertà, Opferhaltung und Beleidigt sein aus, die eine Kultur des offenen Diskurs, der Kritik und freien Meinung verdrängt.
Es geht ja schon so weit dass Frauen aus politischer Korrektheit Belästigungen und Vergewaltigung von Seiten von Ausländern nicht mehr anzeigen, und wenn dann doch sogar angepöbelt werden von Personen aus dem linken Spektrum:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-145638279.html
https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article158965369/Wenn-Linke-s...
Da muss einer links-grünen Feministin wie Ihnen wohl das Herz aufgehen.

So., 08.07.2018 - 12:02 Permalink
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gorgias Mi., 11.07.2018 - 21:01

Antwort auf von Sylvia Rier

Die Menschen werden aber durch die NGOs und die Schlepper dazu animiert sich auf seeuntüchtige Gummibote hinter der libischen 12-Meilenzone zu begeben. Wenn die NGOs nicht mit der libischen Marine ein Wettrennen veranstalten würden, wer die Menschen von den Gummiboten "retten" darf, dann werden diese auch nicht so leicht nach Europa kommen und trotzem aus der selbstverschuldeten Lebensgefahr gerettet.
Europa braucht keine Arbeitskräfte sondern eine ordentliche Bezahlung für die freien Stellen. Es gibt genug arbeitslose in Spanien, Portugal, Süditalien und Griechenland. Man soll den Arbeitsbedarf mit innereuropäischen Arbeitskräften decken und nicht immer mehr billige Arbeitskräfte importieren um die Löhne drücken zu können, so wie es seit Jahrzehnten der Fall ist. Vor 40 Jahren war die Werbung von Arbeitskräften noch wirtschaftlich gerechtfertigt, weil damals gab es Überbeschäftigung, doch wir haben jetzt genug Arbeitslose - und Arbeitslose mit Migrationshintergrund auch. Wir brauchen aus wirtschaftlichen Gründen keine weiteren Arbeitssuchenden in Europa.

Warum nehmen Sie nicht auf die Artikel Stellung und lenken nicht weiter ab, vor allem auf die beiden letzten Artikel würde mich ihre Meinung interessieren. Die eine Antwort auf ihre Frage > Ich sehe also nicht, warum eine Minderheit aus nicht-europäischen Kulturkreisen plötzlich diese Vielzahl "gestandener" europäischer Kulturen und Identitäten aufs Spiel setzen sollte? < darstellen. Political correctness und Gutmenschentum unterdrücken das aufzeigen von Missständen und haben in Europa zum Rechtsruck geführt. Daran haben solche Menschen wie sie beigetragen, die dauernd versuchen abzulenken oder gegen das jetzt schon Offensichtliche reden.

Mi., 11.07.2018 - 21:01 Permalink
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Sylvia Rier Do., 12.07.2018 - 07:14

Antwort auf von gorgias

Verantwortlich ist immer die Person, die etwas tut oder nicht tut (ein bisschen sehr ver_einfach_end, und schwächlich, Ihre Schuld_Ablenkungsmanöver.) Aber immerhin erklären sie, dass sie den "Rechtsruck" in Europa auch beklagenswert finden. --- Tito Boeri, und die Autor_innen des Sole 24 Ore "Gutmenschen"? Das finden sie doch selbst auch ein bisschen sehr weit hergeholt, nicht wahr?

Do., 12.07.2018 - 07:14 Permalink
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gorgias Do., 12.07.2018 - 08:18

Antwort auf von Sylvia Rier

Verantwortlich ist immer die Person, die etwas tut oder nicht tut

Sagen Sie das jenen die Ihr ganzes Erspartes ausgeben um sich von Schleppern in Gummibote auf hoher See bringen zu lassen. Dass die deswegen noch lange nicht das Recht haben nach Europa zu kommen.

Und was sagen sie zu den zwei Artikel am Ende meines Beitrags? Warum zieren Sie sich darauf zu antworten?

Do., 12.07.2018 - 08:18 Permalink
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Sylvia Rier Do., 12.07.2018 - 08:30

Antwort auf von gorgias

ich "ziere" mich grundsätzlich nie. ich nehme mir aber sehr wohl die freiheit/beanspruche das recht jedes freien individuums, selbst zu entscheiden, wann wo warum was zu wem und wie ich etwas sage/n will. in diesem sinne: haben sie noch einen schönen tag.

Do., 12.07.2018 - 08:30 Permalink
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Mensch Ärgerdi… So., 08.07.2018 - 13:39

Antwort auf von Sylvia Rier

Bezüglich ihrer Antwort auf meinem Kommentar, Frau Rier:
Wieso soll es nicht machbar sein, bzw. wo liegt das Problem bei Folgen, Kosten usw. wenn Abschiebungen durchgeführt werden? Ich finde es äußerst unfair, wenn wir sagen würden, jene die bis heute gekommen sind dürfen bleiben und die anderen haben Pech gehabt! Und überhaupt was ist dann wenn morgen doch wieder andere nachkommen? Da stellen sich die gleichen Probleme doch genauso wieder! Daraus entsteht dann eine klassische "gestione all'italiana" des Problems: es gibt strenge Regeln mit strengen Strafen, aber gleichzeitig alle Paar Jahre einen "condono", welcher durch die (gewollt!) biblischen Zeiten von Bürokratie und Gerichte fast immer greifbar ist und die Leute dazu animiert die Regeln zu brechen. Das bringt letztendlich dazu, dass jeder der sich an Gesetze und Regeln hält eigentlich nur ein Trottel ist und wenn es jemand mal zum falschen Zeitpunkt erwischt wird, hat er halt Pech gehabt.
Das ist keine Lösung.

So., 08.07.2018 - 13:39 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 06.07.2018 - 16:28

"Das sind die Tatsachen – nicht die magische Zahl 0,5%, die man immer in den Medien aufgetischt bekommt." (zu der Art der Fragestellung seitens der Journalistin sage ich jetzt mal nichts) Renedikter setzt aber noch eins drauf: "Sehen Sie heute, wenn Sie durch die Straßen gehen, dass jeder 200ste ein Migrant oder Flüchtling ist?" Gleich danach setzt er "Wahrnehmung" und "Realität" gleich. Ich mein' ja nur. Nur, weil alle 200sten Migranten nach Bozen gehen, statt sich übers ganze Land zu verteilen, und in Bozen als jeder 100ste wahrgenommen (!) werden, ändert das noch lange nichts an der Tatsache, dass sie "jeder 200ste Migrant" sind.

Fr., 06.07.2018 - 16:28 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 06.07.2018 - 19:20

das werde ich gern machen, aber erst, nachdem sie in paar der Migranten in ihre Heimat zurück gebracht und ihnen "vor Ort geholfen" haben.

Fr., 06.07.2018 - 19:20 Permalink
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Martin Daniel Fr., 06.07.2018 - 19:29

"es brauche zuerst eine Migrations- und dann eine Integrationspolitik" - B. erklärt auf Nachfrage im darauffolgenden Absatz, was er unter Migrationspolitik versteht: "Sie klärt: Wer darf ins Land, wieviele und zu welchen Bedingungen". Ausgehend von der Annahme "... waren 2016 nur 4% der in Italien Asylsuchenden Flüchtlinge, 96% waren Wirtschafts- und vor allem - mangels Schulbildung und Ausbildung - Sozialmigranten" meint er mit seiner Aussage recht klar, dass sich die Einwanderung mit Ausnahme jener (wenigen) Migranten, die völkerrechtlichen Anspruch auf Schutz haben, nach dem Bedarf des Aufnahmelandes und nicht nach jenem der Zuwanderer zu richten hat und keine Integrationsanstrengungen unternommen werden sollen, wenn keine Aussicht auf Bleiberecht besteht. In der derzeitigen Situation zielt das wohl v.a. auf afrikanische Herkunftsländer ab, aus denen Migranten mit den wenigsten Chancen auf positiven Asylentscheid stammen.
PS. Mir ist bei Lektüren wiederholt untergekommen, dass Pull-Faktoren aus ideologischen Gründen negiert und Migrationsursachen ausschließlich in sog. Schubfaktoren verortet werden, also in der in den Heimatländern vorherrschenden (und vom Westen verschuldeten) Misere, die Menschen zum Aufbrechen zwingt.

Fr., 06.07.2018 - 19:29 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 06.07.2018 - 20:04

Antwort auf von Martin Daniel

ich denke, pull und push wirken beide, ich persönlich würde push stärkeres gewicht zuordnen (wenn's dir hier gut geht, kann's den Däninnen gern um einiges besser gehen. du wirst trotzdem eher nicht auswandern). --- ich habe das interview auch gelesen, und was Herr Benedikter sagt. Das beantwortet aber noch nicht meine Frage: Und was, bis dahin - bis also die Migrationspolitik steht - mit den Menschen, die halt schon mal hier sind (und voraussichtlich noch für ein Weilchen kommen werden, so lange jedenfalls, bis die Migrationspolitik nicht nur steht, sondern auch wirkt?)

Fr., 06.07.2018 - 20:04 Permalink
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Klaus Griesser Fr., 06.07.2018 - 22:20

Gratuliere zu Ihrem tief gefühlten Artikel! Erinnert mich an die heutige Aussage des scheidenden Carabinierikommandanten für Südtirol, Minniti: die Sicherheitslage ist besser als sie bei seinem Amtsantritt war, die Ängste haben aber zugenommen. Genau das ist der Punkt! Woher die Angst? Die Presse macht Angst (die Betonung liegt auf machen im Sinne von gezielt Situationen verfälschen, einseitig übertreibend schildern) zum Teil nolens zum andern Teil volens, vor allem vor den Flüchtlingen die in Europa gestrandet sind. Und die Hitlerbewunderer beginnen zu schreien, suchen nach einem Tintinniger wie weiland bei "Juden", vergessen oder merken nicht dass die arischen Krupp immer schon und heute noch mehr reich sind. Die Presse berichtet über die Probleme die die Migration bringt, bei der (vorher schon) vorhandenen Arbeitslosigkeit vor allem bei der Jugend, aber kaum was über die wahren Ursachen der Flucht, verschweigt geflissentlich den Anteil vor allem der US-und mancher europäischer Konzerne an den seit Jahren geführten Kriegen im Osten und am wirtschaftlichem Ruin Afrikas, berichtet wenig darüber wie sich eine Handvoll von Superreichen permanent weiter bereichert haben. Warum werden nicht die eigentlichen Fluchtverursacher und -profiteure zur Verantwortung gezogen bzw. zur Kassa gebeten? Warum muss die Mehrheit der Bürger den Sozialabbau erdulden und die Steuern berappen um die Folgen der Flucht zu mildern und weitere Kriege zu finanzieren, während die Superreichen fast keine bezahlen? Die Angst macht gefügig!

Fr., 06.07.2018 - 22:20 Permalink
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Frank Blumtritt Sa., 07.07.2018 - 16:49

Silvia, mir ist diese Diskussion zu abstrakt. Die meisten Menschen sind nicht zur Abstraktion fähig. Ein Artikel wie der von dir zitierte, oder auch hier auf Salto, wird nicht von einer "kritischen Masse" gelesen, deren Meinung dadurch irgendwie beeinflusst würde. Eher von Leuten, die bereits ihre eigene Meinung dazu haben und verteidigen wollen.
Die Ängste durch das oder den "Andere/n gehören zur menschlichen Natur. Wir haben sie in der eigenen Familie, im eigenen Land und sogar zwischen den Flüchtlingen bestehen sie. Mein Nigerianischer Freund hält es mit pakistanischen Schicksalsgenossen nicht in der gleichen Wohnung aus.. und zwar aus den gleichen Gründen aus denen auch wir es nicht aushalten würden - weder mit ihnen, noch mit ihm. Ich werde manchmal auf " meinen Flüchtling" von Bürgern angesprochen. Sie haben keine Angst, aber es stört sie wenn er zB auf den Boden spuckt. Ich erkläre denen dann, dass das in Afrika nicht unerzogen ist und dem Flüchtling lege ich nahe, sich das Spucken abzugewöhnen. Es geht um Nähe, Information, kulturelle Vermittlung. Oft viel zu spät . Nicht jeder Flüchtling ist für ein Abenteuer in Europa gemacht, so wie wir Europäer nicht alle für eines in Afrika gemacht sind. Es wäre für beide Seiten hilfreich, Quoten für Ein- und Auswanderer festzulegen und geeignete Auswanderer bereits in deren Heimat rekrutieren zu können. Objektiv gesehen brauchen diese Menschen uns und wir brauchen sie. "win win" wenn...

Sa., 07.07.2018 - 16:49 Permalink
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Sepp.Bacher So., 08.07.2018 - 13:20

Antwort auf von Frank Blumtritt

Schön, dass mal jemand aus seiner Erfahrung mit Flüchtlingen bzw. Immigranten erzählt. Ich habe schon vor drei und mehr Jahren versucht von meiner Erfahrung zu berichten:
https://www.salto.bz/de/article/21062013/meine-bunten-bekannten
Dieser und andere Beiträge von mir scheinen kaum auf Interesse gestoßen zu sein, deshalb habe ich das Erzählen dann auch eingstellt. Mich würde aber immer noch interessieren, dass Menschen die konkrete Erfahrungen gemacht haben, diese erzählen und austauschen würden.

So., 08.07.2018 - 13:20 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Sa., 07.07.2018 - 22:09

So kann man wirklich nicht argumentieren! In Kastelruth gibt es schon seit Jahren eine Flüchtlingsunterkunft, die gut funktioniert und von vielen Freiwilligen betreut werden, zu denen meines Wissens auch Frau Rier gehört. Soviel ich weiß, wird das Projekt vom Dorf gut unterstützt!
Das mit dem Zuhause ist m.E. der Knackpunkt: wie viele Migranten kann ich bei mir zu Hause, wie viele im Dorf, wie viele im Bezirk, wie viele im Land, usw. ertragen und verkraften, ohne dass zu Hause die Beziehung, der Dorffrieden, das demokratische Gefüge kaputt gehen. Ich bin für die Intergration solange wir das gut schaffen. Wenn der Preis der ist, dass wir uns autoritären und undemokratischen politischen Verhältnissen nähern wo wir alle nur verlieren: als erste die Immigrierten, als zweites die schon bisherigen verschiedenen Minderheiten, darunter auch Schwule, Lesben, Transgender Regenbogenfamilien usw., und sicher auch Feministinnen, dann ist der Preis zu hoch! Politisch Andersdenkende werden sicher auch nicht verschont. Unsere gewohnten Freiheiten können wir alle vergessen! Deswegen muss man ein Mittelmaß finden! Eine bestimmte Angst ist berechtigt.

Sa., 07.07.2018 - 22:09 Permalink
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Sylvia Rier So., 08.07.2018 - 08:08

weil sich's grad so ergeben hat (wäre interessant zu erfahren, was Herr Benedikter dazu sagen würde: "Es gibt – bis auf Weiteres – keine Flüchtlingskrise in Europa. Es gibt auch keinen "Strom" von Menschen aus dem Süden in den Norden. 80 Prozent aller Flüchtlinge bleiben in einem Land nahe ihrer Heimat. (...) Die Staaten mit den meisten Flüchtlingen heißen nicht Deutschland, Italien, Österreich oder Griechenland, sondern seit Jahren und Jahrzehnten Türkei, Pakistan, Uganda, Bangladesch, Jordanien, Libanon. Dort herrschen Krisen. Nicht bei uns. Auch die große Mehrheit der Migranten ist nicht auf dem Weg nach Europa, sondern sucht Arbeit auf dem jeweils eigenen Kontinent. Also in Afrika und Asien. (...) Dass aber koloniale Ausbeutung Europas Sprungbrett in die Modernisierung war, ist eine historische Binsenweisheit, die langsam in die Köpfe einsickern sollte. Und dass die Handelsbeziehungen zwischen europäischen und afrikanischen Staaten immer noch eindeutig zum Vorteil Ersterer ausgelegt sind, sollte inzwischen auch bekannt sein."
https://www.zeit.de/politik/2018-07/eu-asylpolitik-fluechtlinge-migrati…

und dann wäre da noch, brand eins (das Wirtschaftsmagazin): https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2018/se…

So., 08.07.2018 - 08:08 Permalink
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Sylvia Rier So., 08.07.2018 - 10:31

zur ergänzung und Vervollständigung der Perspektive/n nur so viel: Europa hat derzeit 500.000.000 Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von knapp 121/qm. Afrika ist größer als die USA, China, Indien, Japan und Europa zusammen, und hat bei derzeit ca. 1,1 Mia. Einwohnern eine Bevölkerungsdichte von etwa 30/qm. Für 2050 erwartet die UN eine Bevölkerung von ca. 2,5 Milliarden Bewohner (5 Mal so viele wie wir heute in Europa sind, bei den Flächenverhältnissen wie oben) und für 2100 eine Bevölkerung von ca. 4,4 Milliarden Einwohner (also ca. 8 Mal so viele wie wir heute in Europa sind, bei den Flächenverhältnissen wie oben). Der bevölkerungsreichste Staat ist Nigeria mit knapp 180 Millionen Einwohnern. Der bevölkerungsärmste Staat sind die Seychellen mit 80.000 Einwohnern. Es ist also ein schiefes Bild, das sie hier zeichnen, wenn sie nur den bevölkerungsreichsten - übrigens auch einen der potentiell wohlhabenderen - anführen. Detto questo: Ob überhaupt und wie viele Afrikaner_innen sich in Zukunft auf den weg machen werden (machen wollen), wird sehr davon abhängen, ob und wie wir unserer Verantwortung für den Kontinent gerecht werden. (Ich empfehle dazu noch einmal die Lektüre des Zeit-Artikels oben). Ja, es wird viel, und sorgfältig diskutiert werden müssen, in Europa, und es wird viel, und sorgfältig, investiert werden müssen, von Europa, und zwar so bald wie möglich. im übrigen, und nicht zuletzt: was meinen sie, werden sich die (angeblich wanderungswilligen) millionen machen, gegebenenfalls, aus einer "kontrollierten europäischen einwanderung"? ja. wir sollten mit bedacht vorgehen.

So., 08.07.2018 - 10:31 Permalink
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Klaus Griesser Di., 10.07.2018 - 18:23

Wie goldrichtig Sie, Frau Rier, mit Ihrem - ich erlaube mir zu behaupten "diagnostischen" und eine breite Diskussion auslösenden Artikel über die "beklemmende Angst" lagen, die über Europa wabert, zeigt die neueste Kolumne des Multimillionärs Jakob Augstein, in welcher er behauptet, angesichts des Streits um eine humanere Asylpolitik müsse wohl der Sozialstaat geopfert werden, was natürlich Wasser auf die Mühlen der AFD wäre. Damit beschäftigt sich der folgende Kommentar ausgiebig: https://www.nachdenkseiten.de/?p=44870#more-44870

Di., 10.07.2018 - 18:23 Permalink
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Sylvia Rier Do., 12.07.2018 - 11:48

Antwort auf von Klaus Griesser

Hallo Herr Griesser, ich habe mir die aktuelle Kolumne von Jakob Augstein gerade nochmal durchgelesen (die Nachdenkseiten lese ich nicht so gern, ich krieg' da immer Bauchweh). Dass sich Europa entscheiden müsse, zwischen "Sozialstaat" oder "Offene Grenzen" habe ich vor ein paar Tagen auch von jemand anderem gehört - ich denke allerdings, es ist eher, wie Augstein formuliert: "ein anderer (!) Sozialstaat". darüber sollte man diskutieren dürfen, in einer offenen, demokratischen Gesellschaft, ohne dass einem gleich der Wille zur Abschaffung des Sozialstaates unterstellt wird (womit damit, da haben sie wahrscheinlich recht, wasser auf die mühlen der afd et al geleitet würde). ah ja. hier nochmal der link zur kolumne: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/einwanderung-ein-deutscher-tr…

Do., 12.07.2018 - 11:48 Permalink
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Sylvia Rier Do., 12.07.2018 - 12:15

Antwort auf von Klaus Griesser

oh, gerade fällt mir ein: ich weiß überhaupt nicht, warum wir - angeblich - über den Sozialstaat bzw. über "welchen Sozialstaat" zu diskutieren hätten. Auch so ein Märchen, oder (ad Ablenkunsmanöver)? Warum diskutieren wir nicht lieber über Steuern, die, die gezahlt werden, aber vor allem über die, die nicht gezahlt werden? Oder über Kriegsetats? Für die offenbar immer ein Haufen Geld da ist (und keiner regt sich auf). Verstehen sie das? Denn in Wahrheit ging sich doch ohne weiteres beides aus - also der Sozialstaat, wie wir ihn kennen, vielleicht sogar ein noch besserer, UND die Rettung und Versorgung ertrinkender heimatloser Flüchtender (wovor auch immer)

Do., 12.07.2018 - 12:15 Permalink
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ueli wyler Sa., 14.07.2018 - 12:37

ich verstehe das ganze Geheule nicht. der ausländer-Anteil in der schweiz beträgt satte 25 %. städte wi zbsp. Winterthur (identische grösse; bozen) weisen einen Ausländer-Anteil von über 30 % aus. ergo, obwohl jeder vierte in der schweiz lebende kein schweizer ist, funktioniert alles reibungslos und nahezu perfekt. wo ist das Problem ? des weiteren werden die zehn grössten schweizer-städte von links/grünen Stadtparlamenten gemanagt und nicht von rechtspopulisten. und auch da funktionierts hervorragend wie Zürich, Bern, basel, genf usw. zeigen.....
arbeitet weiter am versuch Südtirol zum abgeschotteten Disney-world zu machen !

Sa., 14.07.2018 - 12:37 Permalink
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Sepp.Bacher Sa., 14.07.2018 - 13:59

Antwort auf von ueli wyler

Guter Einwand! Ich glaube, die Schweiz hat in dieser Angelegenheit eine lange Tradition und Erfahrung. Ich habe die Erfahrung, dass in der Schweiz die Dinge nicht nur angedacht, sondern meistens sehr gut durchdacht werden. Bei basisdemokratischen Prozessen werden die Dinge durchdiskutiert und verarbeitet und im Falle auch abgelehnt um sie später vielleicht wieder aufzugreifen. Meistens kommt es dann zu abgewogenen und allgemein akzeptablen Entscheidungen.
Es lief aber auch in der Schweiz nicht immer so rund (z.B. Politik der SVP) und es gab auch negative Entscheidungen in dieser Sache. Es ist ein Auf und Ab.
Was viele Länder von der Schweiz lernen können ist, dass wenn etwas entschieden ist, dann wird es meistens auch konsequent und professionell durchgeführt auf allen Ebenen - auch bei der Integration!

Sa., 14.07.2018 - 13:59 Permalink
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Profil für Benutzer Robert Tam...
Robert Tam... Sa., 14.07.2018 - 15:13

Antwort auf von ueli wyler

Richtig, Herr Wyler. Der Ausländeranteil sagt so gesehen nicht viel aus. Aber ein Riesenunterschied zwischen der Schweiz und Italien (zu dem Südtirol nun mal eben volens nolens gehört), ist dass die Schweiz ein attraktiver Standort für hochgebildete Fachkräfte ist und Italiens Zuwanderung vor allem aus wenig gebildeten Menschen besteht.
Wenn in Winterthur beispielsweise ein beachtlicher Teil der Ingenieure, Controllingexperten, Informatiker, Elektrotechniker und Chemiker aus dem Ausland stammt, wird es bei diesen erfahrungsgemäß keine großen Integrationsschwierigkeiten geben.

Sa., 14.07.2018 - 15:13 Permalink