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Handwerker go Harvard

Der lvh darf in Harvard seine Crowdfunding-Plattform vorstellen. “Eine große Ehre, die zeigt, dass das kleine Südtirol international mithalten kann”, meint Gert Lanz.
Harvard Universität
Foto: commons.wikimedia.org

Alles begann vor ziemlich genau zwei Jahren. Am 8. Juli 2016 ging die erste Südtiroler Crowdfunding-Plattform online. Mit dem Kraxlboard von Tischlermeister Georg Oberrauch und dem Bike-Trolley von Michael Überbacher startete das Projekt, das vom Landesverband der Handwerker lvh ins Leben gerufen worden war, um innovative Ideen zu fördern.
Das Konzept hinter Crowdfunding ist simpel: Unternehmen, Jungunternehmer und kreative Köpfe präsentieren ihre Projekte im Netz – wem sie gefallen, der kann sie finanziell unterstützen. Es sind Privatpersonen, die entscheiden, das eine oder andere Projekt mit kleineren oder größeren Geldbeträgen zu fördern. Als Gegenleistung erhält die “Crowd”, erhalten die Unterstützer, ein Produkt oder eine Leistung im entsprechenden Gegenwert.

“Wir sind zuversichtlich, in Zukunft innovative Ideen über diesen Weg finanzieren zu können und somit einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der regionalen Kreisläufe zu leisten”, hieß es beim Launch der Crowdfunding-Plattform. Vor allem heimische Betrieben und Jungunternehmern sollte sie eine alternative Finanzierungsform bieten. Doch nicht nur, wie lvh-Präsident Gert Lanz nach einem Jahr Bilanz zog: “Neben der Kapitalbeschaffung ist Crowdfunding ein effizienter Markttest, ob das Produkt oder die Idee überhaupt bei den Kunden ankommt, es ist hilfreich bei der Markteinführung und trägt dazu bei, neue Kundengruppen ausfindig zu machen und den Bekanntheitsgrad des Unternehmens zu steigern.” Über 85.000 Euro waren bis Juli 2017 auf der Crowdfunding-Plattform des lvh für zehn Projekte gesammelt worden.

Zwei Jahre und zahlreiche unterschiedlichste Projekte – darunter Filme, ausgefallene Möbelstücke, ein Verarbeitungsraum für Wagyu-Rinderfleisch, ein Erlebnismuseum – später, steht dem lvh ein Ereignis der besonderen Art bevor. Am 10. Juli geht es nach Harvard. An der Elite-Hochschule in Boston – Harvard ist eine der renommiertesten Universitäten weltweit, an der unter anderem Barack Obama und Bill Clinton studiert haben – findet ein Kongress in Sachen Crowdfunding, eine “Crowd Academy” statt. Und Crowdfunding Südtirol wird dort als Vorzeigeprojekt präsentiert – auf Einladung der Harvard Universität und der Hyve AG, einem Münchener Innovationsunternehmen.

“Was die Harvard University auf die Südtiroler Plattform aufmerksam gemacht hat, ist der besondere Mix aus einem Innovationsansatz für kleine und mittlere Unternehmen”, erklärt lvh-Präsident Lanz. “Das Ziel ist die regionale Entwicklung zum einen und die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung zum anderen.”

“Die Teilnahme an der dreitägigen Crowd Academy ist für uns eine sehr große Ehre.” Lanz zeigt sich stolz, “dass das kleine Südtirol international mithalten kann”. Doch zugleich sei die Reise an die Harvard Universität auch eine Herausforderung – präsentiert sich der lvh dort doch neben Größen wie der NASA und General Electric. “Im Vergleich mit vielen amerikanischen Crowdfunding-Projekten ist unsere Plattform sehr klein”, ist sich Lanz bewusst. “Kickstarter.com zum Beispiel gilt in Amerika als Vorreiter in Sachen Crowdfunding-Finanzierung von Startups. Über diese Plattform wurden bereits die verschiedensten Projekte mit mehreren Millionen Unterstützungsgeldern umgesetzt.”

Dennoch glaube er, “dass gerade der Regionalbezug einen Mehrwert bietet”, so Lanz. Inbesondere kleine Betriebe könnten sich Crowdfunding zu Nutze machen und neue Produkte auf den Markt bringen. Kathrin Pichler, Mitarbeiterin der Abteilung Innovation & Neue Märkte im lvh, wird in Harvard Details über die bisher umgesetzten Projekte vorstellen. “Sicherlich werden wir von dem Kongress zahlreiche neue und spannende Inputs mitnehmen, die wir wiederum für unsere Betriebe umsetzen können.”