Kultur | Salto Afternoon

Konstruktiver Freiraum

Das Ausstellungskonzept "In times of[f]…" der Künstlerin Elisabeth Frei will sich nicht auf einen Ort festsetzen. Es will wandern und sich ausbreiten. Wie ein Virus.
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Foto: Elisabeth Frei

„Das Virus Covid-19 schreckt vor nichts zurück: Es befällt nicht nur Menschen und zwingt Staaten, Länder und Gemeinden in Quarantäne, um sich vor Krankheit und Tod zu schützen“, notiert der Historiker Hans Heiss in seiner Beschreibung Südtiroler Lockdown Variationen für die Künstlerin Elisabeth Frei, und ergänzt, dass „das Virus in Südtirol besonders tückisch zugeschlagen“ hat, denn „Covid-19 hat unseren Augapfel, den Tourismus, in den Lockdown gezwungen und die Gäste zu einer besonders schmerzlichen Entscheidung genötigt - zum Distancing von Südtirol.“  

Der Tourist braucht digitale Likes um analog zu reagieren
(Elisabeth Frei)

Die ironischen Arbeiten der Künstlerin genauer betrachtend hat Heiss außerdem festgestellt, dass das Virus „sogar Südtirols höchste Güter: Brauchtum, Traditionen und die heile Welt unserer Berge“ attackiert. 
Salto hat nachgefragt:


salto.bz: In "In times of[f]…" greifen Sie typische Südtiroler Bildmotive auf und visualisieren sie neu. Dabei kommen Sie um Berge und Trachten nicht drum herum. Ein Fluch oder ein Segen?

Elisabeth Frei: Für meine Arbeiten ein Segen, weil gerade in einer Hochstilisierung kultureller Identität, der Berg und die Tracht für Stabilität stehen und so meiner ironischen Welle leicht standhielten.

Der Historiker Hans Heiss schreibt in einem Text zu Ihren Arbeiten: Unsere Bauernschläue hat noch jeden Lockdown überwunden… Wie haben Sie die erste Welle gemeistert?

Nachdem ich die prekäre wirtschaftliche Situation in der man sich als selbständig künstlerisch Tätige plötzlich befand ausblenden konnte, brachte mir der Lockdown neuen konstruktiven Freiraum, in dem meine Variationen Zeit und Raum zum Entstehen hatten. Die Auseinandersetzung und Visualisierung mit dem typisch südtirolerischen wurde zu meinem künstlerischen Alltag.


Wie durchseucht ist Südtirol von touristisch einfältigen Fotomotiven?

Mit seinem Bestreben nach Bestätigung von außen geht Südtirol zwangsläufig einen Weg der gesäumt ist, mit touristischen Hotspot-Fotomotiven. Es hat ganz den Anschein der Tourist braucht digitale Likes um analog zu reagieren. So erlebt Südtirol zurzeit auch seine digitale Durchseuchung, die sogar zu einer dauerhaften „Südtirol Immunität“ führen könnte.


Die aktuellen Arbeiten von Elisabeth Frei sind – zum Teil – Collagen. Sie wurden für das Projekt In times of[f]… bearbeitet und an die aktuellen Geschehnisse angepasst. 

Die Ausstellungsroute: Bis 10. August in Brixen, Galerie Hofburg. Es folgen Buchladen am Rienztor in Bruneck (11.08. – 22.08.) Atelier Rapunzel, Eppan (24.08. – 31.08.), Zur Traube, Sterzing, 07.09. – 14.09.) und Rathaus in Lajen (16.09. – 30.09). An den beiden Ausstellungsorten in Wolkenstein (Des Alpes) und Laas (Tschengelsburg) war In times of[f]… bereits zu sehen.