Gesellschaft | Bildungskonferenz

"Frühstücken macht erfolgreich"

2900 BildungsforscherInnen aus aller Welt sind in Bozen auf der ECER-Konferenz zu Gast. Drei erzählen von ihrer Forschung und ihren ersten Eindrücken von Bozen.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
ecer_bags.jpg
Foto: unibz
Wer sind die vielen Leute mit den weiß-blauen Stofftaschen und den blauen Bändern um den Hals, die teilweise etwas orientierungslos durchs Bozner Stadtzentrum strömen, mögen sich seit gestern einige gefragt haben.
 
Wer genauer hinschaut, kann es auf ihren Taschen lesen: ECER steht da: „European Conference on Educational Research“. Denn die Uni Bozen ist zurzeit der Gastgeber der größten universitären Konferenz, die es in Europa zum Thema Bildung gibt. Rund 2900 TeilnehmerInnen aus 80 Ländern sind hier, um sich über ihre Forschungsergebnisse auszutauschen, dieses Jahr ist das Hauptthema „Inklusion und Exklusion - Ressourcen für die Bildungsforschung?“. 3000 Vorträge sind es insgesamt - an nur 5 Tagen. Klar, dass es da viel Platz braucht: Veranstaltungen gibt es nicht nur in der Uni, sondern auch im Schloss Maretsch, in der Sparkassen Academy, im Kolpinghaus, im Auditorium des Konzerthauses (ehemaliges Haydn-Auditorium) und im Bozner Stadttheater.
 
Die TeilnehmerInnen kommen aus aller Welt, einige haben ein Stipendium erhalten, das ihnen den Aufenthalt ermöglicht. Die Konferenz findet jährlich statt, in der Vergangenheit waren Städte wie Porto, Dublin, Budapest und Kopenhagen Gastgeber. Eine kleine Stadt wie Bozen kommt da im Vergleich an ihre Grenzen: Die TeilnehmerInnen sind nicht nur in Bozen untergebracht, sondern auch im Umland, vom Unterland bis nach Meran und auf den Ritten. Professor Edwin Keiner der Uni Bozen hat bereits vor drei Jahren Bozens Bewerbung als Gastgeber eingereicht und den Zuschlag erhalten. Die intensive Planungsphase für dieses große Event dauert schon über ein Jahr an.


Balázs Szalay, Ungarn

„Ich untersuche Schulbücher für naturwissenschaftliche Fächer. Es interessiert mich, wie sie LehrerInnen dabei unterstützen können, den Unterricht interessant und effektiv zu gestalten. Ich betreibe jetzt schon seit einiger Zeit Bildungsforschung, aber ursprünglich habe ich Pharmazie studiert.
Bozen ist sehr schön. In Süditalien war ich schon, aber in Norditalien bin ich zum ersten Mal. Es war leider etwas schwierig, hier herzukommen. Wir sind mit dem Auto von Ungarn hergefahren - 10 Stunden waren wir unterwegs.“

Assel Kambatyrova aus Kasachstan

„Ich habe ein Stipendium gewonnen, das mir erlaubt, hier zu sein. Und ich bin froh darüber: Die Organisation ist gut, Bozen ist schön, nur die Reise war sehr lang. Gestern habe ich meine Doktorarbeit hier präsentiert: Ich forsche zur dreisprachigen Schule in Kasachstan.
Unsere Regierung will damit die Wettbewerbsfähigkeit des Landes in einer globalisierten Welt stärken. Die Kinder lernen dort auf drei Sprachen: Kasachisch, Englisch und Deutsch. Manche Eltern sind skeptisch und fragen sich, ob die Kinder überfordert sind. Sie müssen ja zwei Alphabete zugleich lernen. Noch ist es zu früh, zu sagen, ob das System erfolgreich ist. Diese Schulen gibt es erst seit ein paar Jahren. Die LehrerInnen müssen sich noch daran gewöhnen, und die Schulbücher müssen ausgearbeitet werden.

Emel Akay, Türkei

„Ich forsche dazu, was SchülerInnen bei der Oberstufen-Abschlussprüfung erfolgreich macht. Ich habe mir Faktoren angeschaut, die direkt die Schüler betreffen, aber auch Dinge, die von LehrerInnen, Eltern oder von der Schule abhängen: Die Ausstattung der Schule, die Bildung der Eltern, ob die Kinder Bücher lesen. Am wichtigsten waren aber Persönlichkeit und Gewohnheiten der SchülerInnen selber. Regelmäßig frühstücken hängt zum Beispiel mit besseren Ergebnissen zusammen. Und das Geschlecht: Die Mädchen sind erfolgreicher.
Bozen gefällt mir gut, es ist ein gemütliches Städtchen, in dem man sich schnell wohlfühlt. Und die Menschen lächeln viel“