Politik | SVP

Gescheiterte Abwahl

Albin Kofler sollte Christoph Perathoner als SVP-Bezirksobmann ablösen. Die geplante Abwahl ist aber gescheitert, weil Perathoner eine breite Mehrheit hat.
Wenn sich der SVP-Bezirk Bozen Stadt und Land am 15. März am SVP-Sitz in der Bozner Brennerstrasse zur Wahl des Bezirksobmannes und der Bezirksgremien trifft, dann sollte es eigentlich zum Erdbeben kommen.
Doch daraus wird nichts. „Man wird Bezirksobmann Christoph Perathoner mit einer breiten Mehrheit bestätigen“, sagt einer, der an diesem Abend mitstimmen wird. Auch ein anderer SVP-Funktionär, der sich alles andere als ein Freund Perathoners bezeichnet, sieht die Ausgangslage ähnlich: „Der Christoph hat keine großen Fehler gemacht und er war für den Bezirk immer da, wenn man ihn brauchte, deshalb werden wir ihn unterstützen“.
Dabei war für diese Wahl eigentlich etwas ganz anderes geplant. Einflussreiche SVP-Kreise wollten der Parteikarriere von Christoph Perathoner am 15. März ein unfreiwilliges Ende bereiten. Offizieller Grund sollte eine personelle Erneuerung in der Partei sein. Doch in Wirklichkeit geht es um einen Machtkampf unterm Edelweiß.
Einflussreiche SVP-Kreise wollten der Parteikarriere von Christoph Perathoner am 15. März ein unfreiwilliges Ende bereiten.

Der Sprecher

 

Der Grödner Anwalt Christoph Perathoner, lange Zeit Partner in der Kanzlei des damaligen SVP-Obmannes Siegfried Brugger, hat es zwar mandatsmäßig nur zum SVP-Gemeinderat in Wolkenstein gebracht, doch innerhalb der SVP spielt er seit vielen Jahre eine zentrale Rolle. Perathoner wurde 2004 zum Obmann des Bezirkes Bozen Stadt und Land gewählt. Es ist der auf dem Papier stimmenstärkste Bezirk unterm Edelweiß. Ein Jahr später wurde der smarte Anwalt auch zum Sprecher der SVP-Bezirksobmänner und damit zu einer politischen Schlüsselfigur in der SVP.  Seit 12 Jahren sitzt Christoph Perathoner in der SVP-Parteileitung und bestimmt den Kurs der Regierungspartei maßgeblich mit.
Dass sich Perathoner innerhalb der SVP längst eine Hausmacht aufgebaut hat, wurde 2009 deutlich. Der Bozner Bezirksobmann verpasste die Beförderung nach Brüssel ins EU-Parlament nur sehr knapp. Bei den Vorwahlen in den SVP-Bezirken setzte sich Perathoner mit 766 Stimmen gegen den aktuellen SVP-EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann (570 Stimmen) durch. Erst die Mobilmachung der Bauernbundlobby sicherte am Ende Dorfmann bei den Basiswahlen den Sieg.
Weil Christoph Perathoner seit 13 Jahren den Bezirk anführt, wurde jetzt der Ruf nach einem Wechsel laut. Wobei diese gewünschte Erneuerung in Wirklichkeit einen ganz anderen Konflikt kaschieren soll.
 

Die SAD

 

Denn seit langem hat sich innerhalb der SVP eine neue Front aufgetan. Christoph Perathoner wurde im Juli 2007 zum Präsidenten der „SAD Nahverkehr AG“ berufen. Die Ernennung wurde innerhalb der SVP von manchen zwar immer wieder als Versorgungsposten apostrophiert, doch unter dem damalige Mehrheitseigner und SAD-Erfinder Piero Maccioni gab es kaum Schwierigkeiten mit der Landespolitik.
Mit der Übernahme der SAD-Mehrheit durch Ingemar Gatterer und dessen Einstieg als Geschäftsführer hat sich das grundlegend geändert. Es kam es zu einem permanenten Konflikt zwischen der Landesregierung und der SAD. Gatterers Auftreten und die Tatsache, dass Perathoners Anwaltskanzlei einige jener Klagen betreut, die die SAD gegen das Land und dessen Entscheidungen anstrengt, hat das Verhältnis zu Arno Kompatscher deutlich abkühlen lassen.
Gatteres Auftreten als Elefant im Porzellanladen hat auch innerhalb der SVP viel Porzellan zerschlagen. In den vergangenen Monaten hat sich in einflussreichen SVP-Kreisen deshalb die Meinung durchgesetzt, dass es eine Retourkutsche braucht. Weil der Vorwurf im Raum steht, dass sowohl Gatterer als auch Perathoner privates SAD-Geschäft und Parteipolitik geschickt vermischen, sollte Christoph Perathoner als Bozner Bezirksobmann abgewählt werden.
 

Der Gegenkandidat

 
Als Mann, der Perathoner in die parteipolitische Wüste schicken sollte, wurde der ehemalige Karneider Bürgermeister Albin Kofler auserkoren. Vor zwei Wochen meldete der bei den letzten Landtagswahlen gescheiterte SVP-Kandidat und aktuelle Karneider Vizebürgermeister auf einer Versammlung des Unterbezirkes seine Kandidatur zum Bezirksobmann an. Inoffiziell mitgetragen und unterstützt wurde diese Kandidatur von Landeshauptmann Arno Kompatscher und dem Bozner SVP-Chef Dieter Steger.
 
 
Recht bald aber wurde deutlich, dass Kofler gegen Perathoner völlig chancenlos ist. Klar wurde das spätestens bei einem Treffen des Unterbezirkes Etschtal-Sarntal-Ritten. Der Unterbezirk, dem die SVP-Ortsgruppen Terlan, Andrian, Vilpian, Siebeneich, Ritten, Sarntal, Jenesien und Mölten angehören, ist eine Macht im Bezirk Bozen Stadt und Land. Zusammen mit einer weiteren Ortsgruppe, etwa Leifers oder Bozen, schafft man wenn man gemeinsam marschiert, die absolute Stimmenmehrheit im Bezirk.
Auf der Versammlung wurde klar, dass man gemeinsam marschiert: Für Christoph Perathoner. Das mag auch daran liegen, dass die Möltner Bürgermeisterin Angelika Wiedmer als Stellvertreterin Perathoners bestätigt werden soll.
Weil Christoph Perathoner sowohl in Gröden wie auch im Überetsch auf Stimmen zählen kann, wäre Albin Kofler chancenlos. Deshalb hat der Karneider Vizebürgermeister vor acht Tagen seine Kandidatur wieder zurückgezogen.
Damit ist die geplante Abwahl gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen hat.