Gesellschaft | Gastbeitrag

10 Antworten

Der Pusterer Immunologe Alexander Steinkasserer beantwortet die zehn meistgestellten Fragen zu Covid-19-Impfung.
Impfung
Foto: Pixabay
 

1. Wie gut schützen die zugelassenen Impfstoffe?

 
Zunächst möchte ich betonen, dass wir uns sehr, sehr glücklich schätzen können, dass wir überhaupt schon mehrere Impfstoffe zur Verfügung haben. Das hätte sich vor einem Jahr niemand gedacht.
Alle der aktuell in der EU zugelassenen COVID-19 Impfstoffe, von BioNTech/Pfizer (= mRNA-Impfstoff), Moderna (= mRNA-Impfstoff) und AstraZeneca (= Vektor-Impfstoff), schützen effektiv vor einer schweren COVID-19 Erkrankung. In den Zulassungsstudien und den nachfolgenden klinischen Beobachtungsstudien wurden durch alle drei Impfstoffe schwere COVID-19 Erkrankungen nahezu komplett verhindert.
Darüber hinaus werden symptomatische COVID-19 Erkrankungen mit hoher Effektivität reduziert. Bei den mRNA Impfstoffen von BioNTech/ Pfizer und Moderna mit über 90% und bei dem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca mit 70-80%.
Zusätzlich wird durch die Vermeidung der Erkrankung sowie durch die Reduktion der Virusvermehrung, auch eine Weitergabe des Virus stark vermindert.
Dies ist sehr wichtig, da momentan nicht alle Mitbürger wie Schwangere oder Kinder geimpft werden können. Man schützt also nicht nur die eigene Familie, sondern solidarisch auch die Gesellschaft.
 

2. Ist die Impfung auch gegenüber den bisher bekannten Virusmutanten wirksam?

 
Bei der zuerst in Großbritannien aufgetretenen Variante wurde bisher keine wesentliche Verringerung der Effektivität beobachtet. Bei den zuerst in Südafrika bzw. in Brasilien aufgetretenen Varianten ist die Effektivität der Impfungen geringer, sie sind aber nicht völlig wirkungslos und schützen wahrscheinlich immer noch vor einer schweren COVID-19 Erkrankung.
 
 

3. Welche Nebenwirkungen/ Langzeitnebenwirkungen sind absehbar?

 
Bei Nebenwirkungen muss man zwischen Impfreaktionen und Impf-Komplikationen unterscheiden
Impf-Reaktionen: wie z.B. Fieber, Schmerzen an der Einstichstelle, Rötung, Kopf-Gelenkschmerzen, Müdigkeit etc. können nach einer Corona Impfung regelmäßig auftreten. Klingen aber nach 2-3 Tagen wieder ab und sind ein Zeichen, dass das Immunsystem auf die Impfung reagiert.
Diese Impfreaktionen können nach der 2. Impfung etwas stärker sein, da das Immunsystem beim zweiten Aufeinandertreffen mit dem Impfstoff, noch besser reagiert. Das Immunsystem besitzt nämlich ein Gedächtnis, welches mit der 2. Impfung induziert wird, um uns so im realen Leben vor gefährlichen Erregern zu schützen.
Impfungen sind wie eine Versicherung, wenn man eine hat ist man im Brandfall geschützt.
 
 
Impf-Komplikationen: von den oben beschriebenen Impfreaktionen, müssen schwerwiegende Komplikationen unterschieden werden, die den Gesundheitszustand der Geimpften deutlich belasten und in der Regel ärztlich behandelt werden müssen. Bei den Corona-Impfstoffen können, genauso wie bei allen anderen Impfstoffen, "in sehr seltenen Fällen", zum Beispiel allergische Reaktionen, bis hin zum allergischen Schock (sogenannte Anaphylaxie) nicht ausgeschlossen werden.
Ein allergischer Schock ist eine schwere Überempfindlichkeits-Reaktion des Körpers auf eine „vermeintlich“ gefährliche Substanz. Häufige Auslöser sind etwa Insektengift (von Bienen, Wespen etc.), Nahrungsmittel (Erdnüsse, Sellerie etc.) und Medikamente (wie Antibiotika). Solche sind bisher bei den verschiedenen Covid Impfungen nur extrem selten aufgetreten.
Eine US-Studie zu den beiden mRNA-Impfstoffen von BioNTech /Pfizer und Moderna ergab jüngst, dass solche Anaphylaxien extrem selten sind. Beim BioNTech/Pfizer-Impfstoff traten im Schnitt knapp 5 Fälle bei 1 Million Impfungen auf, bei Moderna waren es etwa 2,5. Die Forscher hatten rund 17,5 Millionen Impfungen ausgewertet.
In Deutschland gab es bis zum 12. Februar 2021 knapp 4 Millionen Corona-Impfungen, etwa 1,35 Millionen Menschen erhielten bereits die zweite Impfung. Laut dem PEI-Sicherheitsbericht vom 18. Februar, wurden nur bei 0,03 Prozent der verabreichten Impfdosen schwerwiegende Komplikationen beobachtet.
Laut dem PEI-Sicherheitsbericht vom 18. Februar, wurden nur bei 0,03 Prozent der verabreichten Impfdosen schwerwiegende Komplikationen beobachtet.
Eine Meldung allein bedeutet aber nicht, dass es zwangsläufig einen kausalen Zusammenhang zur Corona-Impfung gibt.
Zu Langzeitwirkungen gibt es natürlich noch keine Daten. ABER: Schwere Nebenwirkungen treten in der Regel meist sofort nach einer Impfung auf. Auch in Ländern, in den denen der Impfstoff schon länger verimpft wird, wie in Israel, Großbritannien oder den USA, sind bislang keine, kausal mit der Impfung zusammenhängenden, weiteren schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten.
 
Wichtig zu beachten!
 
Die schwerwiegenden Komplikationen, welche bei einer tatsächlichen Covid-19 Erkrankung auftreten, sind aber im Vergleich zur Impfung, um ein vielfaches häufiger und vor allem bei der älteren Bevölkerung, aber nicht nur, sehr gefährlich/ tödlich.
Darüber hinaus stellt sich mittlerweile heraus, dass immer mehr Genesene (auch jüngere), an sogenannten COVID-Langzeitfolgen (u.a. Schäden an Nieren, Leber, Gehirn, Nervenzellen sowie Erschöpfung), leiden.
Ein weiteres Problem ist, dass je mehr Individuen infiziert werden, desto mehr Mutanten entstehen und einige davon könnten ansteckender und evtl. auf tödlicher sein.
Die schwerwiegenden Komplikationen, welche bei einer tatsächlichen Covid-19 Erkrankung auftreten, sind im Vergleich zur Impfung, um ein vielfaches häufiger und sehr gefährlich/ tödlich.
 

 4. Wie viele Impfungen benötigt man für einen guten Schutz?

 
Bei den mRNA Impfstoffen (BioNTech /Pfizer und Moderna) und dem Vektorimpfstoff von Astra/Zeneca sind 2 Impfungen vorgesehen.  
 

5. Bin ich für immer geschützt, oder muss ich jedes Jahr neu geimpft werden?

 
Hier liegen noch nicht genügend Daten vor, was man aber bisher weiß ist, dass nach 9 Monaten immer noch eine gute Antikörper-Immunantwort nachgewiesen werden konnte. Ähnlich wie bei den infizierten Patienten.
 

6. Darf ich den Impfstoff auswählen?

 
Nachdem z.Z. noch nicht genügend Impfstoffe zur Verfügung stehen, kann man sich diesen nicht aussuchen.
 

7. Sollten auch Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen oder Rheuma geimpft werden?

 
In den klinischen Studien waren nicht nur junge, gesunde Menschen dabei, sondern auch Probanden mit Rheumaerkrankungen, mit Autoimmunerkrankungen, mit COPD oder Asthma Bronchiale. Alle haben den Impfstoff gut vertragen. Man kann/ sollte also auch diese Patienten, nach Rücksprache mit dem Impfarzt, impfen.
 

8. Bin ich nach der Impfung noch ansteckend?

 
Diesbezüglich stehen noch nicht genügend Daten zur Verfügung, aber es gibt erste Berichte, u.a. aus Israel, welche besagen, dass selbst wenn bei Geimpften eine Infektion auftritt, die Viruslast der Infizierten um 50% bis 95% reduziert ist. Aber hier müssen wir einfach noch etwas abwarten, die Impfung gibt es ja noch nicht so lange. Man kann jedoch jetzt schon davon ausgehen, dass durch die Impfung auch die Weitergabe des Virus deutlich eingeschränkt wird.
 

9. Wie unterscheiden sich die Impfstoffe?

 
Herkömmliche Impfstoffe enthalten in der Regel abgeschwächte oder inaktivierte Krankheitserreger oder Erregerproteine (Antigene), welche die Immunantwort des Körpers stimulieren, der dadurch entsprechend schneller und effektiver reagieren kann, wenn er künftig dem Infektionserreger ausgesetzt ist.
 

Der Impfstoff von Astra/Zeneca ist ein sogenannter Vektor-Impfstoff. Der Impfstoff besteht aus den "Hüllen", für den Menschen harmloser Viren (Schimpansen-Adenoviren), die den „Bauplan“ für nur ein einziges COVID-19 Eiweiß, das S-Protein, tragen. Daher können auch keine neuen COVID-19 Viren entstehen. Diese Vektoren werden von Körperzellen aufgenommen, die dann für eine kurze Zeit dieses Corona-Eiweiß herstellen. Dadurch wird das Immunsystem angeregt, Abwehrstoffe (Antikörper und T-Zellen) gegen das S-Protein zu bilden. Wenn die geimpfte Person später in Kontakt mit dem COVID-19 Virus kommt, wird dieses schnell durch das Immunsystem erkannt und gezielt bekämpft.
mRNA-Impfstoffe basieren auf der sogenannten Boten-Ribonukleinsäure (mRNS - englisch mRNA), welche die körpereigene Immunantwort stimuliert. Auch diese Impfstoffe enthalten den „Bauplan“ für nur ein einziges Virus-Eiweiß, das S-Protein, nicht aber für das gesamte Virus. Daher können auch hier keine neuen Viren entstehen. Anhand dieses Bauleitplans können körpereigene Zellen dieses einzelne Virusprotein selbst produzieren und anschließend wird die gewünschte COVID-19 spezifische Immunantwort ausgelöst.
 

10. Was können Sie zu sogenannten „Auswirkungen“ von mRNA Impfstoffen sagen?

 
Kurz und bündig:
Die mRNA-Impfstoffe integrieren nicht in die menschliche Erbsubstanz (DNA).
Sie sind keine Gentherapie.
Sie bewirken keine Genveränderungen.
Sie haben keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit / Kinderwunsch.
Sie induzieren keine Autoimmunerkrankungen.
Durch die Impfung entstehen keine neuen COVID-19 Viren.
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Profil für Benutzer Christian I
Christian I Sa., 06.03.2021 - 16:33

Zu einer sehr wichtigen Frage findet man nur einen kurzen Satz:
"Zu Langzeitwirkungen gibt es natürlich noch keine Daten."
Nur die Zeit wird uns eine Antwort bringen, vielleicht.

Sa., 06.03.2021 - 16:33 Permalink
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Profil für Benutzer Christoph Wallnöfer
Christoph Wallnöfer Sa., 06.03.2021 - 17:12

Das klingt alles sehr vorteilhaft und einladend, scheint jedoch nur eine Seite der Medaille zu sein. Wer es sich zutraut, hier nicht wenige Medienberichte über Todesfälle und Ausbrüche von Corona im Zusammenhang mit der Covid-Impfung in Deutschland.

Sa., 06.03.2021 - 17:12 Permalink
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Michael Steinwandter So., 07.03.2021 - 08:34

Antwort auf von Elisabeth Garber

Es ist schon interessant zu verfolgen wie die Kritiker vorher den Sanitätsdienst/der Regierung vorgeworfen haben, dass sie angeblich einfach Verstorbene im nachhinein als Corona-Tote deklariert haben, nun aber dasselbe mit Verstorbenen machen, welche die Corona-Impfung erhalten haben. Auch nach 10 Jahren werden die neuen Facebook-Sherlocks etwaige Zusammenhänge finden.
Oft habe ich Sätze wie "die waren eh alt" oder "die wären eh heuer gestorben" gelesen, nun liegen die selben Alten ihnen so am Herzen, dass von Mord durch Impfung gesprochen wird...
Sie haben zudem eine Fakten- und Faktencheck-Immunität erlangt.
"Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt"?

So., 07.03.2021 - 08:34 Permalink
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Profil für Benutzer Klemens Riegler
Klemens Riegler So., 07.03.2021 - 19:55

"Frage 8. Bin ich nach der Impfung noch ansteckend? Diesbezüglich stehen noch nicht genügend Daten zur Verfügung ..." ... Ich bin absolut kein Impfgegner, stelle mir aber schon seit Wochen die Frage warum unzählige Studien irgendwas "belegen", aber keine einzige diese Frage beantworten kann.

So., 07.03.2021 - 19:55 Permalink
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Profil für Benutzer Elisabeth Garber
Elisabeth Garber Mo., 08.03.2021 - 09:02

Antwort auf von Klemens Riegler

Man hat andere Daten bzw. Studien priorisiert, z.B. die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Mutationen oder die Verträglichkeit für Jugend/Kinder/Senioren.
Prof. Gänsbacher bringt uns regelmäßig am Donnerstag auf den neuesten Stand.Es gibt leider einen Teil der Gesellschaft, der denkt, dass Prof. Gänsbacher dabei einen Haufen Geld verdiene und ein von der Pharmaindustrie bestochener Lügenbeutel sei. Dafür hätte ich dann ganz gerne Beweise, denn das ist eine mehr als schwerwiegende Annahme/Behauptung.
Viele (dazu gehöre ich...) danken es Prof. Gänsbacher, dass er soviel Geduld aufbringt und seit einem Jahr die Südtiroler unermüdlich und fachmännisch auf den neuesten Stand bringt.

Mo., 08.03.2021 - 09:02 Permalink