Kultur | Salto Afternoon

ruhig Blut

Das Bühnenstück von Eleonore Khuen-Belasi "ruhig Blut" wird morgen im Rahmen der "Langen Nacht der Autoreninnen" am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt. Ein Vorgespräch
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Foto: lupi spuma

Salto.bz: „ruhig Blut“ ist Ihr erstes Theaterstück und es kommt auch gleich schon auf die große Bühne. Erzählen Sie, wie es entstanden ist...

Eleonore Khuen-Belasi: Das Stück hat sich für längere Zeit angebahnt. Es wurde durch das Philosophiestudium befeuert, angestachelt, ja eigentlich aus mir herausgekitzelt. Das Theater war immer schon eine jener Kunstformen, die mich am meisten berührt haben. Der Sprache einen Körper zu schenken, das fasziniert mich sehr. Es ist also schwer möglich eine Ursprungsgeschichte des Textes zu beschreiben. Was war zuerst da, die Fragen, die Handlung, die Figuren, die Gedanken? Es lässt sich nicht konkret auf einen Moment, auf einen Gedanken oder eine Erfahrung runterbrechen. Der Text ist vielmehr ein verwurschteltes Etwas, das in mir drin war und dringend raus musste.


Salto.bz: Ihr Stück wird im Rahmen der „Langen Nacht der Autorinnen“ aufgeführt. Wie ist es dazu gekommen?

Um zu Schreiben benötige ich Deadlines. Daher habe ich mir eine gesetzt: den Abgabetermin für die Einreichung zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin. Das Stück wurde bis dahin fertig und eingereicht. Im Dezember kam dann der Anruf vom Deutschen Theater, und mir wurde gesagt, dass mein Text ausgewählt wurde. 

In einem sehr eigenen, poetischen Sound entwirft Eleonore Khuen-Belasi ein absurdes Szenario, das über zahlreiche Ankerpunkte in der Gegenwart verfügt und eine reizvolle Einladung zum Spiel ausspricht.
(Aus der Begründung der Jury) 

Salto.bz: Sie haben vor einigen Jahren noch selbst die Bühne gestürmt, als Poetin im Rahmen von Poetry Slam-Veranstaltungen in Südtirol. Bereits damals sind Sie für Ihren feinen humorvollen und kritischen Zugang zum Alltag in Erscheinung getreten. Welche Erinnerungen haben Sie an die eigene Bühnenperformance?

Als Teenagerin schrieb ich viel Lyrik und ich brauchte dafür ein Output. Ich wollte wissen, wie die Gedichte klingen, die da auf dem Papier standen. Der Poetry Slam war eine naheliegende Adresse dafür. Doch merkte ich, dass diese Welt mir nicht wirklich zusagte, selbst auf der Bühne zu stehen empfand ich als äußerst unangenehm – und das ist es bis heute- Ich tat es aber, weil es die Form erforderte. Unangenehm war es mir deshalb, weil in einem Text bereits so viel von mir enthalten ist, dass ich nicht auch noch physisch auf der Bühne stehen will. Ich bin doch schon überall auf dieser Bühne präsent, also textlich. Das reicht also, denke ich.


Salto.bz: Sie studieren Philosophie in Wien. Welchen Einfluss hatte diese Geisteswissenschaft auf das Stück?

Ich meinte vorhin, das Philosophiestudium hätte mich angestachelt, ein Stück zu schreiben. Ich würde sogar sagen, die Philosophie ist der Grund warum ich für das Theater schreibe. Ich meine, dass die Theorie mir all jene Fragen, die Problemstellung und die Inspirationen liefert, die ich benötige, um Theater überhaupt denken zu können. Die Theorie trägt den Text.


Salto.bz: Was mögen Sie am Theater? Was stört Sie an dieser Kunstform?

Das wunderbare am Theater ist, dass es lebendig ist. Es ist ein Gesamtkunstwerk, das aus vielen unterschiedlichen Gedanken zusammengesetzt wird. Der Text der vorliegt wird von der Regie gelesen und gedacht, genauso wie von den Schauspielern und Schauspielerinnen, der Bühne, dem Kostüm, Licht – von Allen. So wie jede Inszenierung immer ein neues Ereignis darstellt, so hat auch jede einzelne Vorstellung ihre eigenen Stimmungen: das Publikum ist vielleicht besonders gut drauf, auf der Bühne unterscheidet sich der Tonfall zur vorherigen Vorstellung, vielleicht ist auch jemand verkühlt. So viele Faktoren wirken auf einen Theaterabend ein, dass er stets anders ist, stets neu. Das Theater ist ein pulsierendes, atmendes Wesen.


Das schwierige am Theater ist, dass ihm etwas Elitäres anhaftet. Es werden Themen verhandelt, die nur einer kleinen Gruppe der Gesellschaft zugänglich sind und somit oft selbstreferentiell bleiben. Diesem Spannungsfeld ist sich das Theater zum Teil bewusst, und es gilt sich diesem Problem zu stellen, auch wenn es weh tut.

Salto.bz: Wird „ruhig Blut“ auch in Südtirol zu sehen sein?

Das weiß ich nicht. Es liegt auch nicht in meinen Händen, ob es in Südtirol inszeniert wird oder nicht. Ich würde mich darüber natürlich freuen.


Salto.bz: Der Titel des Stücks verrät eine gewisse Aufgeregtheit. Wie steht es um Ihre Aufgeregtheit vor der Premiere?

Die Aufregung kommt in Schüben. Vor drei Wochen war ich sehr nervös, doch jetzt wo der Termin immer näher rückt, bin ich überraschend entspannt. Ich weiß aber, dass ich morgen vor der Vorstellung nur schwer ansprechbar sein werde. Da brauche ich mir jetzt nichts vorzumachen.

Salto.bz: Das Stück wird auch bald in Buchform erscheinen. Wann ist es soweit?

Darüber kann ich jetzt noch nicht viel sagen. Wahrscheinlich im kommenden Jahr.