Gesellschaft | OEW Zebra

Riesen-Rätsel bietet Riesen-Hilfe

Menschen am Rande der Gesellschaft sind besonders vom Lock Down betroffen. Mit einem Riesen-Rätselblock machte Straßenzeitung Zebra gestern in Bozen darauf aufmerksam.
Zebra Riesenblock
Foto: oew

Normalerweise stehen die Verkäufer der Straßenzeitung Zebra etwas unscheinbarer auf den Straßen und Plätzen von Bozen. Doch gestern waren sie kaum zu übersehen. Verkäuferinnen und Mitarbeiterinnen des sozialen Projekts der Organisation für eine solidarische Welt (OEW) wirbelten mit einem Riesen-Rätsel durch die Gässchen der Altstadt und zogen rätsellustige Vorbeigehende an: „In unserer Zeit haben die Leute ja immer viel Stress“, erzählt Redaktionsleiterin Lisa Frei. „Daher hatten wir extra ein Rätsel für Eilige dabei, und so sind doch viele Leute stehengeblieben, um ein Rätsel zu lösen.“

Mit dieser Aktion wollte die Redaktion von Zebra auf den neuen Rätselblock aufmerksam machen, der seit Sommeranfang bei den Zebrastraßenverkäufern zusätzlich zur monatlichen Zebra-Ausgabe erhältlich ist. Zebra ist ein soziales Projekt der OEW, das Menschen, die nur schwer Zugang zum Arbeitsmarkt haben, eine sinnvolle Tätigkeit und eine kleine Verdienstmöglichkeit bietet. Die Inhalte der Zeitung werden von engagierten Freiwilligen erarbeitet, die Ausgaben verkaufen zurzeit 60 Menschen in Notsituationen aus siebzehn verschiedenen Nationen. Der Rätselblock bietet nach dem Einkommensausfall durch Corona und die durch die Doppelausgabe Juli-August entstehende Sommerlücke eine große zusätzliche Hilfe für die über 60 Männer und Frauen. 

Menschen, die endlich einen Schritt vorangekommen waren, stehen nun wieder vor geschlossenen Türen

Die Idee dazu wurde von der Leserschaft der Straßenzeitung angeregt, erzählt Redakteurin Frei: „In den älteren Ausgaben von Zebra gab es immer eine Rätselseite. Diese musste leider aufgrund einer Umstrukturierung geopfert werden. Doch die Leute schrieben uns öfter, mit der Bitte, doch wieder ein paar Rätsel einzuführen.“ Beim Weltkongress der Straßenzeitungen in Hannover ließ sich Zebra schließlich von anderen sozialen Straßenzeitungen inspirieren, einige verkauften auch eigene Rätselblöcke. Und so wurde die Idee während des Lockdowns vom Zebra Team umgesetzt.

Der Block sieht am Anfang kindlich aus, doch Frei betont, dass es sich durchaus auch um eine Unterhaltung für Erwachsene handele: „Enthalten sind einige komplexe Rätsel, die sogar für Erwachsene schwer zu lösen sind“, so die Zebra Mitarbeiterin. Bisher wurden geschätzt 2000 Exemplare verkauft, viele der Kunden schickten dem Zebra-Team Fotos aus dem Urlaub, die ihr fleißiges Rätsellösen aus dem Urlaub bezeugten.

 

Der Verkauf der Blöcke kommt den Zebra Verkäufern mehr als gelegen, wie Frei berichtet, denn viele ehemalige Verkäuferinnen, die in den vergangenen Jahren in der Gastronomie oder in anderen von der Pandemie betroffenen Sparten Arbeit gefunden hätten, stünden nun wieder ohne Anstellung da und wendeten sich erneut an die Straßenzeitung. „Das finde ich so schade, weil sie ja endlich einen Schritt vorangekommen waren, und nun wieder vor geschlossenen Türen stehen,“ sagt Frei. Und Zebra könne nicht alle alten Verkäufer wieder aufnehmen, da in der Zwischenzeit andere Verkäufer am sozialen Projekt beteiligt seien.

Nicht nur in Südtirol ist die Situation für Menschen in Not präkar. Die Zebra Redaktion steht in ständigem Austausch mit Zeitungsprojekten auf der ganzen Welt, und in allen von der Pandemie betroffenen Gebieten lassen sich ähnliche Entwicklungen beobachten: Minderheiten und Menschen am Rand der Gesellschaft sind besonders betroffen und ihre schwierige Situation verschlechtert sich noch mehr. Umso wichtiger werden Projekte wie Zebra in dieser Zeit.

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Profil für Benutzer Ivo Passler
Ivo Passler Fr., 07.08.2020 - 10:48

ZEBRA finde ich ein wichtiges Projekt in und für Südtirol,
mit großem Potential, viele Menschen mit wichtigen Themen zu erreichen.

Der Titel des Artikels macht, dass ich mich schwer tue ihn zu teilen.

Wenn Begriffe "sozial" + "Hilfe" so eingesetzt werden... und dann Bilder vom >fleißigen Rätsel-Lösen im Urlaub< mitgeschickt werden... dann hat das für mich wieder den traditionellen rassistischklassistischen Helferchen-Retterchen-Touch, den das Projekt meiner Ansicht nach auflösen könnte.

Zudem finde ich könnte auch in diesem Artikel mehr Achtsamkeit auf inklusiven Sprachgebrauch gelegt werden. Viele ZEBRA-Verkäuferinnen sind Frauen!

Fr., 07.08.2020 - 10:48 Permalink