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Die Neujahrsansprache

Die Salto-Enthüllungen über die peinlichen Fehler bei einer Umfrage haben im Verband eingeschlagen wie eine Bombe. Die Führung sucht jetzt nach den Maulwürfen.
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Foto: hds
Es ist immer dieselbe Vorgangsweise. Die schlechte Botschaft wird relativiert. Aber der Überbringer der schlechten Botschaft muss gefunden und bestraft werden.
So kann man das umschreiben, was in den vergangenen Tagen im Handels- und Dienstleisterverband (hds) vor sich gegangen ist.
Salto.bz hat am Dienstag exklusiv über die mehr als nur peinliche Vorfälle bei einer Mitarbeiterbefragung im Verband berichtet. Der Artikel hat im Verband eingeschlagen wie eine Bombe“, sagen gleich mehrere hds-Mitarbeiter zu salto.bz.
 

Die Affäre

 
Die Kurzfassung der Affäre: Die Verbandsspitze hat entschieden die internen Abläufe zu evaluieren und auch die Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiter zu erheben. Man beauftragte mit der Studie ausgerechnet das Personalberatungsunternehmen „Business Pool“. Das Unternehmen gehört der Unternehmerin und Personalberaterin Barbara Jäger, die als Präsidentin der Dienstleister nicht nur im Exekutivausschuss des hds sitzt, sondern auch eine der wichtigsten Führungsfiguren im ehemaligen Kaufleuteverband ist.
Dass diese Beauftragung zu einem glasklaren Interessenkonflikt führt, wollte man an der Verbandsspitze nicht hören. Skeptischer gegen diese Vermischung der Rollen war man aber an der Basis. Deshalb sprachen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer hds-Außenstelle untereinander ab und gaben auf einige Fragen dieselbe Antwort.
Als Barbara Jäger und Business Pool vor drei Wochen die Ergebnisse der Umfrage präsentierten, kam ein überaus positives Zeugnis für die hds-Führung und ein durch und durch zufriedene Mitarbeiterstamm heraus. Das Problem dabei: In der Auswertung war von den gleichlautenden Antworten der Mitarbeiter keine Rede. Dabei hätten diese statistisch auf jeden Fall sichtbar sein müssen.
 
 
Deshalb fragten die Mitarbeiter nach und nach anfänglichem Abwiegeln musste Jäger zugeben, dass die Auswertung fehlerhaft war. Offizielle Grund ein Softwarefehler beim Einlesen der Fragebögen. Die Auswertung und die Vorstellung musste wiederholt werden. Jetzt war das Ergebnis für die hds-Führung aber nicht mehr so erfreulich. 
Standen in der ersten Präsentation beispielsweise noch drei Viertel aller Befragten im Gesamtfazit positiv zum eigenen Arbeitgeber, so waren nach der notwendig gewordenen Neuauswertung gut die Hälfte unzufrieden. Vor allem aber tauchte jetzt ein Thema auf, das in ersten Auswertung gar nicht vorgekommen ist: Die Mitarbeiter kritisieren das niedrige Lohnniveau im Verband. 
 

Die Vorladung

 
An diesem Mittwoch – einen Tag nach Erscheinen des Salto-Berichts  - wurden alle Mitarbeiter zu einer weiteren Präsentation der Studie zusammengetrommelt. Die Vorstellung leitete diesmal hds-Direktor Bernhard Hilpold. Es war eine Demonstration, dass die Verbandsspitze hinter Barbara Jäger steht. Dabei wurde nochmals betont, dass es sich bei der falschen Auswertung um einen „Fehler“ gehandelt habe und dass „Einiges im Salto-Artikel so nicht stimme“. Detailliert und ausführlich wurde erklärt, wie es zu diesem „Software-Fehler“ gekommen ist. 
 
 
Gleichzeitig aber kündigte man an, dass diese Affäre auch Folgen haben muss.
Nach Weihnachten wird jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin zu einer Aussprache geladen. Dabei sollen die Angestellten einzeln einer Kommission bestehend aus Direktor, Abteilungsleiter und Personalabteilung Rede und Antwort stehen. Offizielles Ziel der Aussprache: Es sollen in erster Linie die Regeln im Verband besprochen und erhoben werden und wo der Einzelne steht und was er verbessern muss.
Bei den meisten Mitarbeitern ist diese Ankündigung als Drohung und klare Einschüchterung angekommen. „Man sucht nach den Informanten, die salto die Geschichte gesteckt haben“, sagt einer der Anwesenden. Und nach Gründen das Thema Gehaltsforderungen so schnell wie möglich wieder ad acta zu legen.
Eine Mitarbeiterbefragung soll normaler Weise der internen Motivation dienen. Spätestens mit der Ansprache an die Angestellten am Mittwoch dürfte die hds-Spitze aber genau das Gegenteil erreicht haben.
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Stereo Typ Fr., 06.12.2019 - 15:25

"... wo der Einzelne steht und was er verbessern muss." - Ah so ist das. Dabei müsste wohl - wenn die Fakten stimmen - die Führungsriege an sich arbeiten. Es scheint, als hätte auch der hds ein Boomer-Problem.

Fr., 06.12.2019 - 15:25 Permalink
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Elisabeth Garber Fr., 06.12.2019 - 15:53

Für mich ist das Mobbing (die Einzelvorladung) und ich würde mich auf *kein* Gespräch dieser Art einlassen. Auf jeden Fall einen Zeugen mitnehmen...Die dieswoechige Stern-Ausgabe behandelt das Thema des subtilen psychischen Unter-Druck-Setzens am Arbeitsplatz und dessen schwerwiegenden Folgen für einzelne Individuen ausführlich.

Fr., 06.12.2019 - 15:53 Permalink