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Politischer Fotomonteur

Über 6.000 Werke aus John Heartfields Nachlass haben sich in der Kunstsammlung der Akademie der Künste erhalten. 4.000 Werke sind nun online frei zugänglich.
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Foto: Quelle: heartfield.adk.de

John Heartfield (1891–1968, eigtl. Helmut Herzfeld) gehört zu den innovativsten und bedeutendsten Künstlern, die sich mit ihrem Werk politisch engagiert und dem Faschismus entgegengestellt haben. Seine Plakate, Buchumschläge für den Malik-Verlag seines Bruders Wieland Herzfelde und  Zeitschriftencover für die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ) sind ein wesentlicher Teil der politischen Ikonographie der Weimarer Republik und des antifaschistischen Exils. Sie erreichten die Massen und prägten nachhaltig das Bildgedächtnis dieser Zeit. Weniger bekannt sind heute die Arbeiten für das Theater, viele nicht publizierte Entwürfe und das Montagematerial, das er sammelte.

Mehrere  Spuren aus dem privaten Umfeld des Künstlers führen nach Südtirol. Heartfields Vater Franz Held (eigtl. Franz Herzfeld) war ein häufig nach Bozen und Jenesien reisender Schriftsteller in den 1890er Jahren. Heartfields Bruder Wieland Herzfelde (eigtl. Herzfeld) schrieb Mitte der 1920er Jahre in Meran an seinem später veröffentlichten Tagebuch eines Laien. Heartfields Onkel Joseph Herzfeld, langjähriger Rechtsanwalt und Politiker in Berlin, musste vor den Nazis fliehen und bewohnte von 1933 bis zu seinem Tod die kleine Villa Maria am Ritten. 

Von Klobenstein aus pflegte Joseph Herzfeld noch im hohen Alter geschäftliche wie private Briefkontakte zu seinem Neffen Wieland Herzfelde (In einem Schreiben - nach Collalbo - vom 2. Juli 1935 berichtet Wieland seinem Onkel von einer spektakulären Flucht John Heartfields vor den Nationalsozialisten).
Weder John Heartfield, der die Kriegsjahre in Prag verbrachte, noch Wieland Herzfelde der dank seiner Schweizer Herkunft von London in die USA emigrieren konnte – haben ihren Onkel je wiedergesehen. Joseph Herzfeld starb am 27. Juli 1939 in seinem Südtiroler Exil. 

Die nun frei zugänglichen Arbeiten von Monteurdada Heartfield, können digital recherchiert, im Zoom detailliert betrachtet und verglichen werden. Eine Biografie mit vielen bisher unveröffentlichten Fotos wirft Schlaglichter auf Heartfields von Flucht und Exil geprägtes Leben und sein Künstlernetzwerk, ein Glossar sorgt für Kontextualisierung.

Die Freischaltung des Heartfield-Onlinekatalogs bildet den Auftakt für eine längerfristige Auseinandersetzung mit dem Ausnahmekünstler Heartfield: 2019 wird unter dem Titel „Kosmos Heartfield“ eine virtuelle Ausstellung entwickelt, 2020 wird schließlich eine Werkschau im Akademie-Gebäude am Pariser Platz gezeigt.