Umwelt | Alpenverein

Gegen den Landschaftshunger

Das umweltpolitische Engagement des AVS macht sich bezahlt. Auf der Hauptversammlung in Lana kann der Verein einen neuen Mitgliederrekord vermelden.
Simeoni, Georg
Foto: Theo Daum
Die Zahlen können sich sehen lassen: Rund 68.000 Mitglieder, 35 Sektionen und 58 Ortsstellen. Der Alpenverein Südtirol (AVS) konnten in den letzten zehn Jahren die Anzahl seiner Mitglieder verdoppeln. „Wir sehen uns als gesellschaftlicher Verantwortungsträger in allen Belangen des Bergsports, aber auch als mahnende Stimme im Natur- und Landschaftsschutz“, erklärte der wiedergewählte AVS-Präsidenten Georg Simeoni auf der Landesversammlung des größten Südtiroler Vereins am vergangenen Samstag in Lana.
Auf der Tagesordnung der „111. Hauptversammlung“ standen aber nicht nur der neue neuer Mitgliederrekord, die Präventionsarbeit, sowie die Verleihung des alpinen Förderpreises und einer Ehrenmitgliedschaft. Die am Samstag angeschnittenen Themen machen deutlich, dass sich der AVS auch in Zukunft in die gesellschafts- und umweltpolitische Debatte einmischen wird: Der Verkehr auf den Dolomitenpässen, die geplanten Skigebietsverbindungen und mögliche Konzepte für eine nachhaltige Tourismusentwicklung.
 

Kaunertal-Langtaufers

 
Auf der Versammlung in Lana kamen sowohl die Erfolge des vergangenen Jahres zur Sprache – die wöchentliche Sperrung des Sellajochs als Testlauf für eine mögliche Ausweitung auf alle Dolomitenpässe – als auch die zuletzt medial diskutierte Kontroverse um den Zusammenschluss des Skigebiets Kaunertal mit den Langtauferer Tal.
Präsident Georg Simeoni hatte als Mitglied des UVP-Beirates nämlich gegen eine solche Skiverbindung gestimmt, eine Beteiligung an einer Abstimmung, die im Nachhinein von den Promotoren der Skiverbindung in Langtaufers kritisiert worden war. Die Landesregierung hatte ihre Ablehnung zum Projekt zurückgezogen, die Verbindung kommt damit wohl wieder aufs Parkett. Georg Simeoni zog auf der Hauptversammlung seine persönlichen Konsequenzen aus dem Fall: „Für mich persönlich habe ich den Entschluss gefasst, nicht mehr Teil des UVP-Beirates zu sein, denn wenn ich dort nicht die Belange der Umwelt vertreten kann, dann ist alles verlorene Zeit und Liebesmüh.“
 

Nicht Verhinderer, sondern Gestalter

 
Georg Simeoni kritisierte die Rolle, in die der Alpenverein gerne von Wirtschaftstreibenden gedrängt wird: Nämlich die eines „Verhinderers von Wirtschafts- und Tourismusprojekten“, dabei habe der Alpenverein in den letzten 40 Jahren nur zwei Projekte konkret verhindert – das Skigebiet Oberradein und den Windpark am Sattelberg – während zahllose Projekte im Bereich Skitourismus sowie Straßenbauten realisiert wurden. Entgegen der Meinung einiger Kritiker versucht der Alpenverein aktiv an nachhaltigen Tourismusprojekten mitzugestalten, so Simeoni, wie es das Projekt Bergsteigerdörfer beweise: Zum ersten Südtiroler Bergsteigerdorf Matsch wird sich diesen Sommer unter der Schirmherrschaft des Alpenvereins das ladinische Dorf Lungiarü gesellen.
 
Für den Alpenverein bleibt nur diese Art von Tourismus weiter ausbaufähig. „Der Alpenverein hat vor 150 Jahren den Tourismus in den Alpen initiiert, dann ist er uns entglitten, trotzdem möchten und wollen wir bei dieser Entwicklung mitreden,“ so Simeoni.
 

Kompatschers Lob

 
Landeshauptmann Arno Kompatscher griff in seiner Ansprache die wertvolle Arbeit auf, die der Alpenverein leiste und dankte den vielen Ehrenamtlichen in den Sektionen und Ortsstellen. „Der Alpenverein ist eine tragende Säule der Südtiroler Gesellschaft“, so Kompatscher. Er betonte, dass in den vergangenen Jahren wichtige gemeinsame Themen vorangebracht wurden, so im Bereich Wege, wo mit der Wegevereinbarung ein Meilenstein in Fragen der Zuständigkeiten, Finanzierung und Verantwortung gelungen sei.
 
Auch im Bereich der Landschaftsschutzthemen, die von AVS-Präsident Georg Simeoni aufgegriffen worden waren, versprach Kompatscher die Arbeit an gemeinsamen Lösungen und sprach von den Vorteilen im Landschaftsschutz, die das neue Gesetz für Raum und Landschaft biete. Insbesondere bei den Landeschutzhütten lobte er die gute Zusammenarbeit zwischen AVS, CAI und Land.
 

Die „perfekte Hütte“

 
Die Hütten waren auch Thema des diesjährigen Impulsreferats, das der Schweizer Journalist Marco Volken hielt. Er unterstrich die Herausforderung, die es bedeute, heute eine Hütte zu führen: Hüttenbetreiber werden mit „zu vielen Wünschen ihrer Klienten konfrontiert, die sich eigentlich widersprechen. Die perfekte Hütte gibt es nicht, aber es gibt sehr wohl „gute“ Hütten. „Statt die Schutzhütten einander anzugleichen, sollten wir deren Individualität pflegen“, so Volken. Dabei sei es nicht nur ein touristisches Angebot, eine Hütte zu bauen und zu führen, sondern auch eine kulturelle Leistung.
 

Alpine Sicherheit

 
Lukas Patzleiner und Thomas Mair vom Referat „Bergsport & HG“ stellten die Tätigkeit des Referats vor und unterstrichen die wertvolle Präventionsarbeit, die der Alpenverein auch in den Sektionen und Ortsstellen für die alpine Sicherheit leiste. Auch für junge Bergsportler schafft der Alpenverein attraktive Angebote, um ihnen Ausbildungen und Erfahrungen zu ermöglichen und sie in ihrem selbständigen Bergsteigen zu begleiten.
Der Bergsport ist die Kerntätigkeit des Alpenvereins. Die Vielfalt der Tätigkeiten reichen vom klassischen Wandern bis hin zu Hochtouren und Expeditionen, und der Wert dieser Angebote für die allgemeine Gesundheit ist nicht in Zahlen zu fassen. In einer leistungsorientieren Gesellschaft sind Angebote im Breitensport umso bedeutender. Die Tätigkeiten in den Sektionen und Ortsstellen leiste einen wichtigen Beitrag in der Gesellschaft, stärke den Gemeinschaftssinn und die Naturverbundenheit, so die beiden Referenten.
 

Simeonis Wiederwahl

 
Auf der Agenda der Hauptversammlung standen auch mehrere Neuwahlen. So wurde der scheidende Präsident Georg Simeoni am Samstag in Lana in seinem Amt bestätigt. Neuer AVS-Vize-Präsidenten wurde Elmar Knoll, Sektionsvorstand aus Meran und Bezirksvertreter für das Burggrafenamt/Etschtal. Er löst Georg Larcher als Vize-Präsidenten ab.
Ein Höhepunkt bei den Ehrungen, die an scheidende Landesleitungsmitglieder sowie Hüttenwirte verliehen wurden – war die Ehrenmitgliedschaft für Sepp Hofer. Seit 39 Jahren leitet der Hausherr der diesjährigen Hauptversammlung die Geschicke der Sektion Lana und ist seit 49 Jahren Mitglied der Bergrettungsstelle Lana. „Seine Ehrung steht auch stellvertretend für die über 2400 ehrenamtlichen in den Sektionen und Ortsstellen“, meinte Simeoni, "die nicht müde werden, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen.
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alfred frei Mo., 07.05.2018 - 14:53

eine wichtige Aufgabe für den neuen/alten Georg S. : "die Vorteile im Landschaftsschutz, die das neue Gesetz für Raum und Landschaft biete" (LH), auskundschaften und den Südtirolern mitteilen; ein "goldener Steinbock" und viel Lob und Ehre warten auf dich.

Mo., 07.05.2018 - 14:53 Permalink