Politik | Gehalt

Was bleibt

Die Ära Januth als Meraner Bürgermeister ist vorbei. Paul Rösch setzt auf Veränderung, will frischen Wind in die Stadt bringen. Was bleibt, ist das stolze Gehalt.

Vor exakt zwei Monaten war es schon ein Mal Thema gewesen: das Gehalt des Bürgermeisters von Meran. Im April hatte ein Bericht für Wirbel gesorgt, in dem Carlo Cottarelli Vorschläge auflistete, wo und wie die italienische Regierung Einsparungen vornehmen könnte. Der Sonderkommissar für Italiens Spending Review resümierte damals: “Die Entlohnungen der Lokalverwalter sind in der Region Trentino-Südtirol vielfach bedeutend höher als in Regionen mit Normalstatut, in manchen Fällen bei gleicher Bevölkerungszahl sogar doppelt so hoch.”


Verantwortungsvolles Gehalt

Knapp 9.900 Euro im Monat, 118.778 Euro im Jahr. So hoch war das Bruttogehalt des mittlerweile abgetretenen Meraner Bürgermeister 2014. Günther Januth verdiente demnach 218 Prozent mehr als ein Bürgermeister einer vergleichbaren italienischen Gemeinde ohne Sonderstatut. Doch das schien Januth nicht weiter zu stören. “Wir Bürgermeister haben ohne Zweifel eine größere Verantwortung als Landtags- und Regionalabgeordnete”, rechtfertigte er im April sein stolzes Gehalt.

Nun, Januth ist nicht mehr im Amt. Seit zwei Wochen weht mit Paul Rösch ein neuer Wind im Meraner Rathaus. Die Menschen haben ihn gewählt, weil er für etwas Neues steht, eine frische, andere Art, Politik zu machen. Doch wer sich erwartet hatte, Rösch würde sich auch in seinem Gehalt von seinem Vorgänger unterscheiden wollen, der irrt. Als Direktor des Touriseums bezog Rösch 2.400 Euro netto im Monat. Als Meraner Bürgermeister besteht er auf ein Gehalt von 4.400 Euro, immer netto. Das entspräche nach ersten Berechnungen der Summe von 9.900 Euro brutto, die Januth bezog. Identisch auch die Worte, die Rösch als Erklärung mitliefert: “Wenn ich das Gehalt, das ich als Touriseums-Direktor erhalten habe, mit der Verantwortung des Bürgermeisters einer Stadt wie Meran vergleiche, finde ich es richtig, dass ich mehr als 2.000 Euro verdiene.”


Kriegt die Bevölkerung das letzte Wort?

Auch die Gehälter von Vizebürgermeister und Stadträten werden somit in näherer Zukunft nicht angetastet werden. 59.388 Euro brutto im Jahr (knapp 5.000 Euro monatlich) bekommt Röschs Vize, die Stadträte erhalten 41.568 Euro (3.500 Euro im Monat). Der Wind of Change, der Wind der Veränderung scheint etwas abgeflaut zu sein in der Passerstadt. Aber wer weiß: Paul Rösch hat angekündigt, in Zukunft bei allen großen Bauvorhaben – allen voran der Kavernengarage – die Bürgerinnen und Bürger befragen zu wollen. Er will insgesamt die “Möglichkeiten der Mitbestimmung erweitern”. Und wer weiß, vielleicht stimmen die MeranerInnen ja auch schon bald über das Gehalt ihres Bürgermeisters ab?

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Markus Gufler So., 07.06.2015 - 08:46

Mit Verlaub, Frau Gasser, aber wer auch immer die Kompetenz und die zeitliche wie auch nervliche Bereitschaft aufbringen kann um diesen Job zu erledigen, der hat sich diese Entlohnung ehrlich und wirklich verdient. Bürgermeister verdienen im Vergleich zur zu tragenden rechtlichen Verantwortung und mit der Aussicht es all den Klugscheißern eh nie recht machen zu können sicher nicht zu viel. Oder wollen sie allen Ernstes die Aufwände eines Meraner Bürgermeisters mit einem Gehalt entlohnen, den z.b. ein Lehrer nach einer Hand voll Dienstjahren (auch in den Sommerferien) erhält?

So., 07.06.2015 - 08:46 Permalink
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Michael Bockhorni Mo., 08.06.2015 - 11:44

also 4.000 verdient jeder mittlerer Manager in der EDV Branche mit entsprechender Berufserfahrung und Personalverantwortung und die ist wahrlich geringer als die eines Bürgermeisters von Meran, der Zeitaufwand (abends, Wochenende) gar noch nicht eingerechnet. Bitte lassen wir die Kirche im Dorf, wenn wir über überhöhte Gehälter bzw. Politikkosten reden.

Mo., 08.06.2015 - 11:44 Permalink
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Martin Daniel Mo., 08.06.2015 - 12:13

Ich habe eine Verständnisproblem: Warum bleiben von 9.900 brutto nur 4.400 netto monatlich, wenn der Spitzensteuersatz bei 43% liegt und den Bürgermeistern keine Pensionsabgaben gezahlt (und damit auch nicht die 9% vom Bruttoeinkommen abgeführt) werden? Das wäre eine Abgabenquote von 55,5%. - sind da Abgaben an politische Gruppierungen weggerechnet worden? Das würde nämlich das Bild verzerren.
4.000 Euro netto darf ein BM einer Stadt dieser Größe m.E. haben.

Mo., 08.06.2015 - 12:13 Permalink