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Abgeplosen!

Das Herz-Jesu-Fest der SVP auf der Plose ist abgebrannt. Die Unruhe unterm Edelweiß war zu groß. Die Sitzungen, die Aussprachen und die Hintergründe.
Herz Jesu
Foto: Suedtirol Foto/Othmar Seehauser
Das SMS des Parteiobmannes kam am Donnerstag.
Philipp Achammer schreibt den Mitgliedern der SVP-Fraktion:
 
„Liebe Kolleginnen und Kollegen! 
Nachdem es um die Landesliste doch noch einige (auch öffentliche) kontroverse Diskussionen gibt, die wir in Ruhe führen und klären möchten, und nachdem der Wunsch mehrmals vorgebracht worden ist, die Gesamtliste zu präsentieren und nicht einige Plätze offen zu lassen, schlagen wir (LH, Wahlkampfleiter & ich) vor, die für Sonntag geplante Veranstaltung auf der Plose zu verschieben. 
Unser Fazit: besser verschieben, um dann möglichst geschlossen und überzeugt starten zu können, als jetzt eine Hau-Ruck-Aktion durchzuziehen.
Ich ersuche um euer Verständnis.
Wir werden am Nachmittag die diesbezügliche Information per Mail verschicken. 
Alles Weitere (neuer Termin, Format usw.) wird dann am Montag in der Parteisitzung vereinbart werden.
LG, Philipp“
 
Am Nachmittag folgte dann eine E-Mail an einem weit größeren Teil von SVP-Funktionären. „Wir mussten das Ganze verschieben“, sagt ein hoher SVP-Funktionär, „denn das Feuer am Dach ist derzeit zu groß“.
 

Die Feuernacht

 
Dabei hatte Philipp Achammer erst vor wenige Tagen per E-Mail und Brief an die Mitglieder des Parteiausschusses, die Ortsobleute, die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, sowie die Landtagskandidaten und -kandidatinnen zur großen Herz-Jesu-Präsentation auf die Plose geladen.
Unter dem Motto „Stabil. Stark.Südtirol“ sollte dort am Sonntag ab 14 Uhr eine erweiterte Parteiausschusssitzung stattfinden, auf der die Landtagsliste der SVP beschlossen und vorgestellt werden sollte. „Nach dem Ende der Parteiausschusssitzung findet die öffentliche Präsentation der Kandidaten/-innen im Rahmen einer Pressekonferenz mit anschließendem SVP-Fest und Herz-Jesu-Feuer statt“, heißt es in der Einladung.
 
Dazu wird es jetzt nicht kommen. Am Donnerstag wurde die Plose-Präsentation auf unbestimmte Zeit verschoben. Es ist nicht die erste Verschiebung im SVP-Wahlkampf.
Ursprünglich war für den 9. Juni eine SVP-Landesversammlung geplant. Im Meraner Kursaal sollten die dabei die Kandidatenliste für die Landtagswahlen im Herbst vorgestellt werden. Doch dann änderte man das Programm.
Die Landesversammlung wird Ende September stattfinden und soll gleichzeitig der Auftakt des Wahlkampfes sein. Als Ersatz wurde dann die Idee mit der Plose lanciert. Der Zeitpunkt der Vorstellung war bewusst gewählt. Die Volkspartei wollte sich damit patriotisch geben. Umgehend brandete deshalb vehementer Protest der oppositionellen volkstumspolitischen Kräften auf.„Wir machen uns mit dieser Aktion wirklich lächerlich“ ärgerte sich auch mancher SVP-Mandatar.
Doch es war nicht diese Kritik, die letztlich zur Absage führte.
 

Unruhe unterm Edelweiß

 
Laut Parteistatut haben Landeshauptmann Arno Kompatscher und SVP-Obmann Philipp Achammer das Recht nach den Kandidatendesignierungen der Bezirke zehn Listenplätze eigenmächtig zu besetzen. Seit Wochen sickern fast täglich Namen potentieller Kandidaten durch. Diese Kandidaten sorgen innerhalb der SVP aber für mächtige Unruhe. Mancher Bezirksvertreter fühlt sich vor den Kopf gestoßen.
So kam es am Donnerstag zu einer Sondersitzung des Vinschger SVP-Bezirksausschusses. Dabei geht es um die Kandidatur von Dieter Pinggera, der einer der zehn Auserwählten sein soll.
 
Noch hektischer geht es im Pustertal zu. Dort sollen mit Gerd Lanz und Joachim Reinalter gleich zwei weitere Kandidaten auf die Landtagsliste kommen. SVP-Senator und Bezirksobmann Meinhard Durnwalder goutierten die unerwartete Verstärkung allerdings nicht. Der Grund: Je mehr Kandidaten, desto breiter werden die Stimmen verteilt und desto schwieriger wird es, bei den Landtagswahlen gewählt zu werden. Auch im Pustertal findet am Freitag eine Sondersitzung der Bezirksleitung statt, auf der man die verfahrene Situation klären will.
 

Feuerwehrmann Arno

 
Zudem begehrte am Donnerstag vor alle die SVP-Überetsch auf. Dort macht sich der Eppaner Handwerkerkandidat Reinhard Zublasing große Hoffnungen in den Landtag einzuziehen. Weil eine Kandidatur des LVH-Obmann Gerd Lanz diese Chancen aber deutliche mindern würde, brandete in den vergangenen Tage heftige Kritik aus.

 
Es war Arno Kompatscher persönlich, der gestern hier Feuerwehrmann spielen musste. Am Abend kam es zu einer Aussprache zwischen Gerd Lanz, Reinhard Zublasing und dem Landeshauptmann. Fast drei Stunden lang debattierte man.
Das Ergebnis. Sowohl Reinhard Zublasing wie auch Gerd Lanz werden auf der SVP-Liste antreten. Das Duo Lanz-Zublasing will gemeinsam den Wahlkampf bestreiten.
"Wir haben diesen gemeinsamen Weg gestern auf einer Vorstandssitzung des Verbandes beschlossen", sagt Gerd Lanz zu salto.bz. Der LVH will als starkes Wirtschaftsteam auftreten. Am Freitagnachmittag wird Gerd Lanz auf einer Pressekonferenz seine Kandidatur offiziell bekanntgeben.