Kultur | Salto Afternoon

Die Sieger-App

Der mittlerweile in Helsinki wohnhafte Brixner Lucas Zanotto hat mit seiner App den "Oscar der Apps" gewonnen. Wie es dazu kam hat er Salto.bz erzählt.
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Foto: Bildquelle: Lucas Zanotto

Salto.bz: Sie haben auf der Worldwide Developers Conference, die jährlich in Kalifornien ausgetragen wird einen der 10 begehrten Apple Design Awards gewonnen, den Oscar der Apps sozusagen. Wie grundlegend wird sich Ihr Leben verändern?
Lucas Zanotto: Ehrlich gesagt wird sich da nicht viel verändern. Natürlich, ist es eine große Ehre den Award zu bekommen und man bekommt gute Presse, wahrscheinlich werden es mehr downloads sein in den nächsten Tagen. Nach 3 Tagen ist das alles wieder wie vorher. 

Wie hat Ihre App überzeugt, was meinte die Jury?
"Unsere Apps" stehen für Qualität. Wir vermeiden genau das, was die meisten Kinder-Apps haben, um eben die Aufmerksamkeit auf billige Weiße zu erreichen: Schrille Sounds, grelle Bilder. Unsere Apps sind vergleichbar mit einem Holzspielzeug in der digitalen Welt. Es gibt kein richtig und kein falsch und es gibt kein Ziel das erreicht werden muss. Im Grunde ist es wie ein Spielzeug oder ein Instrument, mit dem man experimentieren kann. Das hat überzeugt.

Wie ist die App entstanden und wie lange dauerte der Entwicklungsprozess?
Das ist unsere vierte App. Wir – also Ulrich Troyer für Music und Sound Design, Ilari Niitamo für die Programmierung und ich für Konzept, Design und Animation – machen das alle als Nebenprojekt zu unseren Tagesjobs. Daher hat jeder auch immer nur begrenzt Zeit und das verlangsamt den Prozess. Die Grundidee kam vor rund zwei Jahren und es ging dann Schritt für Schritt weiter. Kurz hatten wir das Projekt für ein Jahr sogar auf Eis gelegt.

BANDIMAL / Quelle: Vimeo, Lucas Zanotto

Sie sind in Brixen aufgewachsen und wohnen nun in Helsinki. Dazwischen waren Sie in Mailand, Barcelona und Berlin. Warum nun Finnland?
Jonna, meine Frau, ist Finnin und in Helsinki aufgewachsen. Wir haben vorher 6 Jahre in Berlin gelebt wo auch unsere Kinder Ada und Ella auf die Welt kamen. Irgendwann sehnten wir uns mit den Kindern nach einer Stadt die kleiner als Berlin ist und Helsinki war eine gute Option. Die Stadt ist überschaubar und gemütlich.  

Ich habe stets den Drang irgendwas zu schaffen, das ist eher ein Zustand als eine Betätigung. 

Sind Ihre Kinder an Ihren App-Entwicklungen in irgendeiner Weise mitverantwortlich?
Als Ada 5 und besessen von Buchstaben war, kam die Idee zur ersten App: DRAWNIMAL. Da diese ziemlich erfolgreich war, kam es zur zweiten App, dann kam es zum Firmennamen YATATOY. Die Kinder sind immer noch die ehrlichsten und härtesten Beta-Tester.

Was entwickeln Sie gerade?
Mein zweites Buch EVERIMAL kommt diese Woche raus. Zudem planen wir unsere fünfte App. Es passieren gerade einige interessante Dinge. Und ich freu mich auch auf die Sommerferien.

Sie haben in Südtirol als Regisseur und Musiker bereits kreativ gearbeitet, haben sich daneben immer stets kreativ betätigt. Ist das immer noch so? Oder gibt es auch Tage wo Sie nicht kreativ sein wollen?
Ich finde den Begriff kreativ etwas problematisch. Aber es stimmt, ich habe stets den Drang irgendwas zu schaffen, das ist eher ein Zustand als eine Betätigung. Aber ich bin auch gut darin und liebe es gelangweilt zu sein.

Einer Ihrer frühen Filme nannte sich „Spielele“. Er entstand im fernen 2004 und drehte sich um die Entwicklung eines Spiels. Nun sind Sie preisgekrönter Entwickler einer spielerischen App, und sozusagen Hauptprotagonist Ihres persönlichen Spielfilms. Ein Happy End?
Haha, das fühlt sich jetzt irgendwie wie aus einem anderen Leben an. Schön, dass Sie sich daran erinnern. Es war eine gute Zeit damals. Ein absolutes Hollywood-Happy-End, mit Popsong.

Vermissen Sie den guten, saftigen Südtiroler Apple?
Es gibt sicher einige Sachen die ich vermisse, vor allem vermisse ich den italienischen Lebensstil und die Lebensfreude. Wir liebäugeln gerade für einen Teil des Jahres in Italien zu leben. Wenn jemand eine Wohnung für unsere Familie in Bozen zum Vermieten hat – ab 1. Oktober, für 4 Monate, bitte melden!