Chronik | Gardasee

Black Thunder

Der 43jährige Ultner Ski- und Schiffbauer Horst Gamper dürfte im Gardasee ertrunken sein. Der Unfall am Sonntag war so nicht vorhersehbar.
boat.jpg
Foto: black thunder
Am Montag Mittag ist die Suchaktion noch voll im Gang. Das Boot des Circolo Nautico von Malcescine, das Rettungsboot Victor 7 der Feuerwehr Bardolino, Taucher aus Vicenza und Trient, sowie der Hubschrauber Drago 81 suchen im Gardasee nach Horst Gamper.
Der 43jährige Unternehmer aus St. Walburg im Ultental war am Sonntag gegen 14 Uhr vor der Fraktion Navene bei Malcescine mit seinem Motorboot gekentert. Auf dem Boot befanden sich neben Gamper, auch dessen 32jährige Ehefrau Andrea und der gemeinsame Hund.
Nach dem Überschlag gelang es den beiden sich am Bootsrumpf festzuhalten. Als dann aber weitere Sturmwellen über das Boot hereinstürzten, verschwand Horst Gamper in den Fluten. Der sofort herbeigeeilten Wasserrettung gelang es Gampers Frau und den Hund zu retten. Vom Bootseigentümer fehlt aber bis jetzt jede Spur. Die Sicherheitsbehörden gegen inzwischen davon aus, dass Gamper ertrunken ist.
Auf Facebook wird die Nachricht mit viel Sarkasmus kommentiert. „Wie kann man nur bei einem solchen Wetter mit einem Boot auf den See fahren“, fragen gleich mehrere Kommentatoren. Der Tenor der meisten Einträge: „Selber Schuld, der hat es sich gesucht“.
Doch genau das dürfte so nicht stimmen. Am Sonntag ging über den Gardasee ein Jahrhundert-Gewitter nieder. Regen, Blitze und vor allem ein Sturm, der Bäume entwurzelte und riesige Schäden angerichtet hat. Der Wind peitschte meterhohe Wellen auf, die letztlich auch das Motorboot Gampers zum Kentern brachten.
Dabei war Horst Gamper nicht nur ein erfahrener Seefahrer, sondern er kannte das Boot auch wie seine Westentasche. Hat er es doch selbst gebaut.
 

Roccas Servicemann

 
Horst Gamper war ein mehr als nur findiger Unternehmer. Der Ultner selbst ein begeisterter Skifahrer war jahrelang als Servicemann des italienischen Skirennläufern Giorgio Rocca tätig. Gleichzeitig suchte er aber nach technischen Erneuerungen im Skisport. So entwickelte er unter dem Namen „Gampiflex“ ein Bindungsplatten-System, das er als Lizenz an das Unternehmen Vist veräußerte. Vist ist der weltgrößte Bindungsplattenhersteller und beliefert alle großen Skifirmen mit der etwa zwei Zentimeter dicken Standerhöhung, ohne die das Carven gar nicht möglich wäre.
Gamper begann vor über 20 Jahren auch eigene Ski zu produzieren. Der exklusive Ski mit dem Namen „Black Thunder“ von dem Gamper jährlich nur 200 Paar herstellt, ist unter Insidern seit langen ein Renner. Zudem baut Gamper auch Mountainbikes.
Auch seine Erfahrung als Servicemann hat der Ultner geschäftlich genützt. Im Dezember 1996 gründete er das Unternehmen Nanox, das sehr erfolgreich Ski, Skiwachs und Skischleifmaschinen entwickelt und weltweit verkauft.
Der begeisterte Freerider ist seit Jahren aber auch in einem ganz anderen Bereich tätig. Seine Firma „Black Thunder“ baut auch Motorboote mit Elektromotoren. Eines dieses Boote liegt am Gardasee, wo es für Interessierte auch als Testboot benutzt wird.
Dieses „Black Thunder“-Boot hat Horst Gamper am Sonntag auch für seinen tragischen letzten Ausflug benutzt.