Gesellschaft | Sanität

Ziel: Informierter Patient

Volksanwältin Gabriele Morandell zur umstrittenen Broschüre, tüchtigen Ärzten, störende Karikaturen und die Rolle des Sanitätsbetriebes.
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Foto: Othmar Seehauser
Ich beabsichtigte in keinster Weise mit dieser Broschüre die Arbeit der Ärzte zu kritisieren oder schlecht zu machen“, reagiert die Volksanwältin Gabriele Morandell auf den Protest des Ärzteschaft auf die BroschüreWurde ich richtig behandelt?“. Morandell weiter: „Ganz im Gegenteil: Ich bin vielmehr der Überzeugung, dass in Südtirol gute und tüchtige Ärzte tätig sind und ich habe in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht.
Meine Arbeit“, so Morandell, „besteht nicht darin, für die Patienten und Patientinnen oder für die Ärzteschaft Partei zu ergreifen, sondern,  im Falle von Reklamationen, beide Parteien zusammenzubringen, damit sie die Möglichkeit haben, über das Problem zu sprechen und die jeweiligen Bedürfnisse zu verstehen. Dies ist seit jeher das Hauptanliegen der Volksanwaltschaft, was auch zahlreiche Ärzte, Primare und Führungskräfte des Gesundheitswesens bestätigen können.
Das Hauptaugenmerk in der Broschüre werde deshalb auf die Kommunikation gelegt, also auf die Aussprache mit dem Arzt und auf die Mediation.
Die Broschüre sei an die Patienten gerichtet, zumal Letztere sich an die Volksanwaltschaft für Unterstützung wenden, und oft tun sie dies, weil sie der Meinung sind, Behandlungsfehlern zum Opfer gefallen zu sein. Das Hauptaugenmerk in der Broschüre werde deshalb auf die Kommunikation gelegt, also auf die Aussprache mit dem Arzt und auf die Mediation: Wenn  sich die Patienten für diese Lösung entscheiden und das Ärzte- bzw. das Pflegepersonal ihnen entgegenkommt, gereiche dies auch den Ärzten zum Vorteil. Aus Gründen der Klarheit und der Transparenz sei es allerdings notwendig gewesen, auch auf andere Möglichkeiten für die Patientinnen  und Patienten hinzuweisen.
Wenn sich Ärzte durch die Karikaturen oder durch einzelne Formulierungen in der Broschüre beleidigt fühlen, dann bin ich sehr gerne und jederzeit bereit, das Gespräch mit ihnen zu suchen und die gewünschten Änderungen einzufügen sowie an einer Verbesserung zu arbeiten“, erklärt die Volksanwältin.
Grundsätzlich führt Gabriele Morandell weiter an: „Ich sehe den behandelnden Arzt nicht als Gegner des Patienten, sondern als seine Vertrauensperson und seinen engsten Ratgeber. Ziel meiner Arbeit ist ein informierter Patient, der durch Fragen und Gespräche mit dem Arzt sein Vertrauensverhältnis noch stärken kann“.
Die Verteilung der Informationsbroschüren in den Bürgerschaltern des Sanitätsbetriebes sei ihr Wunsch meinerseits, der Sanitätsbetrieb habe dazu aber noch keine Entscheidung getroffen.
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Bernd Zagler Di., 07.08.2018 - 13:52

...bevor sich ein sich ein "stürmischer Shit" über mich ergießt...mein Interessenkonflikt: ich bin Arzt.
Generell ist gegen die Initiative der Volksanwaltschaft zur rechtlichen Aufklärung des Patienten nichts einzuwenden: es handelt sich um die Rechte der Patienten. Der Patient ist, sobald er seine Gesundheit einem Arzt anvertraut, immer in der schwächeren und somit schützenswerten Position.
In Vergangenheit war es für dem Patienten beinahe unmöglich, seinem Schaden Recht zu verschaffen. Das andere Extrem ist dann eine regelrechter Geschäftemacherei, wie wir es teilweise in den U.S. erleben. Die Ärzte müssen mit der rechtlichen Pistole an der Schläfe arbeiten, eine schädliche wie auch aufwendige Defensivmedizin ist die Folge. Es wird auch bei uns teilweise immer schwieriger für Ärzte, eine Berufshaftsversicherungen abzuschliessen, um arbeiten zu können, zudem steigen die Kosten der Polizzen immer mehr.
Die Wahrheit zwischen den Realitäten liegt wohl in der Mitte und die Gesellschaft entscheidet, welchen Weg sie gehen will.
Ich liebe die Karikaturen von Peppi Tischler, auch die letzte ist ihm sehr gelungen, aber in der Broschüre finde ich sie sehr deplatziert. Warum? Es wird immer von einem Idealzustand eines Patienten ausgegangen, kritisch und selbstbewusst, sollte er sein...die Wahrheit in der Praxis ist, dass häufig Angst vor Krankheit und Tod die Menschen quälen. Dabei glaube ich, dass z.T. die vermittelten Eindrücke, bei einigen Patienten die Angst und Verunsicherung verschlechtern und somit das Ziel: Informierter Patient diese Nebenwirkungserscheinungen aufweist. Deshalb gebe ich meinen Kollegen wie auch der Ärztekammer recht, dass Vertreter der Ärzteschaft in das Projekt eingebunden hätten werden sollen

Di., 07.08.2018 - 13:52 Permalink
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Profil für Benutzer gorgias
gorgias Di., 07.08.2018 - 14:25

Antwort auf von Bernd Zagler

>Ich liebe die Karikaturen von Peppi Tischler, auch die letzte ist ihm sehr gelungen, aber in der Broschüre finde ich sie sehr deplatziert. Warum? Es wird immer von einem Idealzustand eines Patienten ausgegangen, kritisch und selbstbewusst, sollte er sein...die Wahrheit in der Praxis ist, dass häufig Angst vor Krankheit und Tod die Menschen quälen. Dabei glaube ich, dass z.T. die vermittelten Eindrücke, bei einigen Patienten die Angst und Verunsicherung verschlechtern und somit das Ziel: Informierter Patient diese Nebenwirkungserscheinungen aufweist.

Deswegen darf man den Patienten zu seinem Wohl auch nicht aufklären. Auch dass sich ein Patient in diese Karikatur "reinsteigern" könnte, obwohl sie so überzogen ist, ist auch ein Zeichen von deplatzierten Paternalismus. Es war doch immer bequem dem Patienten nicht richtig aufklären zu müssen als der Glauben an Autoritäten noch nicht hinterfragt wurde. Die alten Guten Zeiten, als die Leute noch dem Pfarrer und dem Bürgermeister gefolgt haben und dem Landeshauptmann angehimmelt haben wie einen Messias.
Ja diese Zeiten sind vorbei.

>Deshalb gebe ich meinen Kollegen wie auch der Ärztekammer recht, dass Vertreter der Ärzteschaft in das Projekt eingebunden hätten werden sollen<
Einen gewissen Interessenkonflikt sehen Sie da nicht? Wenn man betrachtet wie jetzt Sturm gelaufen wird gegenüber diese r Broschüre, da würde ich sagen dass es gut war dass die Ärtze sich nicht daran beteiligt haben.

Hut ab vor der Volksanwältin. Wir brauchen mehr Impulse in diese Richtung.

Di., 07.08.2018 - 14:25 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Di., 07.08.2018 - 15:06

Kein Mensch ist absolut fehlerfrei, auch kein Arzt. So wie jeder Autofahrer haftpflichtversichert sein muss, für den Fall dass er einen Fehler macht, so muss natürlich auch jeder Arzt versichert sein. Für die Krankenhausärzte zahlt sogar das Land großzügiger Weise die Versicherung. Es gibt also überhaupt keinen Grund zur Aufregung. Fehler können passieren, sogar im heiligen Land Südtirol, und wenn sie passieren und Folgen nach sich ziehen, hat der Patient Anrecht auf eine Entschädigung. Die Volksanwältin hat, wie es ihre Aufgabe ist, sachlich darüber informiert. Wer eine Karikatur (von Peppi Tischler) allzu Ernst nimmt, der hat keine Ahnung von Karikaturen, und wer sich über Kinderzeichnungen aufregt, der hat wahrscheinlich ein gestörtes Verhältnis zu Kindern.

Di., 07.08.2018 - 15:06 Permalink