Wirtschaft | VinschgerWind

Strom für Stahl

Die Arbeiten zur unterirdischen Stromleitung zwischen Nauders und Glurns laufen. Sie soll Österreich und Oberitalien verbinden. Der Vinschgau hat aber nichts davon.
Stromleitung
Foto: Terna
Die „Resia Interconnector srl“ verbuddelt derzeit eine 26 Kilometer lange 220 Kilovolt Kupferstromleitung zwischen Reschen und Glurns. Die „Resia Interconnector“ gehört der TERNA. Noch. Denn die TERNA, das ist der italienische Betrieb, der für alle Hochspannungsleitungen auf Staatsgebiet zuständig ist, hat die „Resia“ verkauft und zwar an jene 72 Investoren, die die 85 Millionen Euro für den „Interconnector“ auf italienischer Seite zahlen. Das Kapital der „Resia“ wurde an die „Interconnector Energy Italia Scpa“ übertragen. Die Leitung wird nach Inbetriebnahme, voraussichtlich 2023, also den Investoren  gehören.
Der Vinschgau hat von diesem Interconnector so gut wie gar nichts davon, außer die derzeitigen Baustellen zu ertragen und Servituten auf den Grundstücken, unter denen die Leitung verläuft. Die Leitung zwischen Nauders und Glurns ist auf eine Leistung von maximal 300 Megawatt ausgelegt (zum Vergleich: das Kraftwerk in Schluderns hat eine maximale Leistung von 105 Megawatt und das Kraftwerk in Kastelbell 87 Megawatt). Die Investoren wollen vom Preisgefälle zwischen Österreich (billig) und Italien (teuer) profitieren, 2019 betrug der Preisunterschied im Schnitt 11,4 Euro pro Megawattstunde. 

 
 
 
Damit sich die Investitionen in die Reschenleitung für die großen Investoren auszahlen, haben sie bei der EU-Kommission um eine Ausnahme bei den „Engpasserlösen“ angesucht. Bei den „Engpasserlösen“ ist ein Haufen Geld im Spiel, welches aufgrund einer EU-Bestimmung für die Verbesserung der Stromleitungen ausgegeben werden muss. Außer man beantragt eine Ausnahme. Diese Ausnahme wurde den Investoren bereits mit Beschluss der Kommission am 6. Mai 2021 für 10 Jahre gewährt.
Der Vinschgerwind hat den Prader Stromexperten Michael Wunderer gefragt, der beim Südtiroler Energieverband arbeitet. Die Engpassgelder können mit der genehmigten Ausnahme auch für die Tilgung der Investitionen hergenommen werden. Die Ausnahmeregelung betrifft die Hälfte der Kapazität, also 150 Megawatt. Den Kuchen dieser 150 Megawatt hat man sich schon aufgeteilt. Die größten Beteiligten an der Stromleitung über den Reschen sind in einem Gutachten der italienischen Stromregulierungsbehörde ARERA, welches dem Vinschgerwind ebenso wie der Ausnahme-Beschluss der EU-Kommission  vorliegt, aufgelistet. Demnach sind es vor allem die großen Stahlhersteller Arvedi in Cremona, Arcelormittal in Ligurien, Alfa Acciai in Brescia, Acciai speciali Terni in Umbrien, Acciaiere venete in Borgo Valsugana, die in die Reschenleitung investieren, dazu der Papierhersteller Bugo Group, das Consorzio Toscana Energia und der Mailänder Gasgigant Air Liquide.