Gesellschaft | Schule

Überdurschnittlich gut

Laut der jüngsten PISA-Studie steht Südtirols Schule – erneut – sehr gut da. Am Mittwoch wurden die Daten präsentiert und erste Analysen gemacht.
PISA
Foto: Ingo Dejaco

Wenn alle drei Jahre die PISA-Daten veröffentlicht werden, dann sind es meist Lobeshymnen, die auf die Südtiroler Schule und das Bildungssystem ingesamt gesungen werden. Das ist dieses Jahr nicht anders. “Südtirols Schule steht sehr gut da, wir liefern konstant gute Werte, die deutlich über dem OECD-Schnitt liegen”, sagt der deutsche Bildungslandesrat Philipp Achammer am Mittwoch (7. Dezember) Morgen. “Sono molto soddisfatto di questi risultati incoraggianti”, fügt sein italienischer Amtskollege Christian Tommasini hinzu. Und Florian Mussner dankt als Landesrat für die ladinische Schule “allen Schul- und Kulturfreunden”, die zu den für Südtirol erfreulichen PISA-Ergebnissen beigetragen haben.
Einig sind sich die drei Landesräte, dass man sich auf den Lorbeeren keinesfalls ausruhen und auch nicht vergessen darf, dass PISA nur einen kleinen Ausschnitt aus der Bildungswelt abbildet. “Vieles, das einen guten Unterricht ausmacht, wird nicht berücksichtigt”, sagt Achammer vor einem gut gefüllten Saal, in dem am Mittwoch Morgen zahlreiche Vertreter aus dem gesamten Bildungssystems anwesend sind. Nichtsdestotrotz gäben die Ergebnisse Hinweise auf Stärken und Schwächen auf zeigten Handlungsbedarf auf, erinnert Mussner. Doch welche sind nun die Daten, die auch Tommasini “auf jeden Fall ernst nehmen” will?

International spitze

In allen drei Bereichen, in denen die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler bei der PISA-Studie 2015 getestet wurden, liegen Südtirols Schulen deutlich über dem OECD-Durchschnitt und landen im vorderen Spitzenfeld. Den ersten Platz belegt sowohl in den Naturwissenschaften als auch in Mathematik und Lesen Singapur. Dahinter folgen weitere fernöstliche Länder und Territorien wie Japan, Hong Kong, Korea sowie China und auch Kanada und Finnland (die in Mathematik allerdings beide hinter Südtirol liegen). Südtirol lässt sowohl Italien weit hinter sich, verweist aber auch Österreich, Deutschland, die Schweiz, Dänemark und die Niederlände auf die Plätze.
Betrachtet man die Ergebnisse nach Unterrichtssprache, zeigt sich, dass sich die Schulen in deutscher Sprache in allen drei Bereichen vor denen in italienischer Sprache platzieren, irgendwo dazwischen landen die ladinischen Schulen.

Ein Blick auf Südtirol

Bei der Analyse der Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Schultypen geht ein Unterschied zwischen der italienischen und deutschen Schule hervor: In ersterer besucht der Großteil ein Gymnasium (fast die Hälfte), während sich in letzterer die Schülerinnen und Schüler fast gleichmäßig zwischen Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsbildung verteilt sind. Beispielhaft am Bereich Naturwissenschaften, der in PISA 2015 vertieft wurde, zeigt sich, dass die Fachoberschulen und Gymnasien in deutscher Sprache beinahe exakt gleich abschneiden. Bei den Schulen in italienischer Sprache liegen die Gymnasien um einiges deutlicher vor den Fachoberschulen.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in Mathematik und Lesen.

Der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund beträgt in den italienischen Schulen 18 Prozent, in den deutschen Schulen 5 Prozent. Nicht nur anteilsmäßig, auch insgesamt gibt es an den italienischen Schulen mehr Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund, die entweder als Kinder ausländischer Eltern in Italien geboren wurden oder aus dem Ausland zugezogen sind. Und es ist vordergründig diese Tatsache, mit der sich Christian Tommasini das unterschiedliche Abschneiden der italienischen und deutschen Schule erklärt: “Der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund ist der einzige Unterschied, der sich im Laufe der Zeit zwischen italienischer und deutscher Schule nicht ausgeglichen hat. Diese Schüler sind ein großer Reichtum, aber im Durchschnitt benötigen sie einfach mehr Zeit. Wenn sie im Ergebnis nicht berücksichtigt worden wären, läge die italienische Schule weiter vorn.” Doch das beschäftigt Tommasini nicht weiter, er ist “trotzdem stolz” auf das Ergebnis “seiner” Schule. Ein Blick auf den Trend der vergangenen Jahre zeigt, warum.

Im Laufe der Zeit

“Es gilt zu beachten gilt, dass der OECD-Mittelwert über die Jahre immer niedriger wird, was bedeutet, dass die Kompetenzen insgesamt zurück gehen”, zeigt Roberto Ricci von der Evaluationsstelle des Landes für die Schule in italienischer Sprache auf. Diesem Trend folgt auch die deutsche Schule, und das in allen drei Bereichen: Im Vergleich zum Jahr 2012 ist der Mittelwert in Naturwissenschaften um 8 Punkte gefallen, in Lesen um 5, während er in Mathematik um ganze 15 Punkte zurück gegangen ist und damit sogar unter dem Wert von 2006 liegt. Ein ganz anderes Bild bietet sich bei der italienischen Schule, die sich in allen drei Bereichen deutlich verbessert hat – wobei sie von einem um einiges niedrigerem Niveau gestartet war. Um 12 Punkte in Naturwissenschaften (im Vergleich zu 2012), um 17 in Mathematik und um 20 im Bereich Lesen.

“Die großen Anstrengungen, die wir in den letzten Jahren unternommen haben, haben gefruchtet”, zeigt sich Landesrat Tommasini zufrieden. Wenig auszusetzen hat auch Philipp Achammer: “Das Ergebnis beweist, dass wir auf einem guten Fundament stehen, auf das wir aufbauen können und dass unser Bildungssystem imstande ist, jungen Menschen Chancen zu eröffnen. Und darum geht es.” Bevor er vom Rednerpult abtritt, gibt er den Anwesenden einen Rat mit: “Wir dürfen nicht vergessen, dass hinter den Daten und den einzelnen Durchschnittswerten noch viele andere Faktoren stehen, die die Bildungspolitik viel mehr interessieren müssen. Hinter einem Ergebnis, hinter einem Vergleichstest wie PISA, hinter reinen Zahlen stehen die Bemühungen von hunderten Lehrpersonen, die ihren Auftrag mit Überzeugung wahrnehmen und der Einsatz von tausenden Schülerinnen und Schülern, die mit Ehrgeiz auf ein Ziel hinarbeiten. Und ihnen gebührt die Anerkennung für dieses Ergebnis.”

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pérvasion Mi., 07.12.2016 - 14:10

"Diesem Trend folgt auch die deutsche Schule, und das in allen drei Bereichen: Im Vergleich zum Jahr 2012 ist der Mittelwert in Naturwissenschaften um 8 Punkte gefallen, in Lesen um 5, während er in Mathematik um ganze 15 Punkte zurück gegangen ist und damit sogar unter dem Wert von 2006 liegt." Wenn ich mir die Grafik oben anschaue… trifft dies eher auf die ladinische, als auf die deutsche Schule zu!?

Mi., 07.12.2016 - 14:10 Permalink
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Harald Knoflach Mi., 07.12.2016 - 15:10

... und wenn der Abschnitt über das Bildungsniveau auch noch mit einem korrekten deutschen Satz eingeleitet werden würde, wäre das super. :-)

"Es gilt zu beachten gilt"

Mi., 07.12.2016 - 15:10 Permalink