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Gülle vermindert die Biodiversität!

Ich meine damit nicht ganz allgemein die Gülle, sondern das System Gülle in Südtirol, wie es im Interview von Prof. Gauly beschrieben wird.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Ich habe lange nachgedacht über das Interview von Prof. Gauly über Gülle mit dem eigenartigen Titel „Der Südtiroler ist ja intelligent!“. Jeder Südtiroler der  über einen Grünland-Feldweg wandert, kann auch als intelligenter Laie einen deutlichen Unterschied sehen, wenn er den Pflanzenbestand vergleicht auf der Seite des mit Jauche ausgiebig bespritzten Zauns mit jener unmittelbar hinter der sauber verbliebenen Zaunseite am Wegesrand; er kann feststellen, dass die Vielfalt an Pflanzen auf dem naturbelassenen Randstreifen ungleich größer ist.  Abgesehen davon kann sich jede(r)  Grauhaarige noch sehr gut erinnern, wie schnell er/sie  als Kind der Mutter wunderschöne, bunte Blumensträuße in der nächsten Wiese pflücken konnte. Da war sicher eine höhere Biodiversität vorhanden! Es wird ja im Artikel zugegeben, dass zuviel Jauche/ha  anfällt wegen der (subventionierten) Großställe mit den Superkühen, was statistisch nicht aufgefangen werden kann durch die (nicht subventionierten) Kleinbauern mit  ihren (für Subventionierung) zu kleinen Grundstücke und ihren Tieren. Prof. Gauly umgeht die Frage, was die Überschuss- Gülle mit der Biodiversität macht. Ich kann nicht glauben, dass sie sie erhöht. Sollte das trotzdem beim universitären Biodiversitäts-Monitoring rauskommen, würden  wir wohl für „nicht intelligent!“ verkauft worden sein.

„Tierschutz“? Es wird von Prof. Gauly nicht kritisiert, dass bei jeder GVE ein Maximum an Milch herausgepresst werden muss, was ohne Zusatzfütterung nicht möglich ist, die Lebensdauer der Superkühe reduziert und zumeist auch nicht ohne Antibiotika abgeht. Das deutet auf einen wirtschaftsgebundenen Tierschutz. Um die Biodiversität geht es dabei nie, zumal der Schutz offensichtlich bei den Nutztieren aufhört, schließlich geht es um die „Nährstoffflüsse“ und  nicht etwa um die Schmetterlinge im Ökosystem Wiese oder um die ungeschützten Kleinlebewesen im Ökosystem Boden. Es sind ja nicht nur die Meliorierungen, die Pestizide und Kunstdünger die die natürlichen Bodenorganismen dezimieren, sondern auch Übersäuerung/ Antibiotisierung aus der überschüssigen Gülle, die „aus der flächenunabhängigen Tierproduktion“ kommt. 

Kurzum- die Böden werden de facto in Südtirol wie Dreck behandelt – wie dumm! Wer weiß schon im intelligenten Südtirol,  „Ohne Bakterien und Pilze sähe es auf der Erde aus wie auf dem Mars!“ – sollte es nach der bisherigen SBB-Methode gehen, werden wir wieder soweit kommen! His masters Voice im (offiziell nie geäußerten) Klartext und in bezug auf das Wirtschaftsystem lässt Gauly raus mit der Behauptung  „müssen wir uns sicher von den kleinen Betrieben der Berglandwirtschaft verabschieden“, also  keine Chance für die Berglandwirtschaft - erschreckend!

Das Urteil des Oberlandesgerichts schafft endlich freie Luft gegenüber dem Mief in gewissen Kreisen, nach welchem es ein Verbrechen sei, sich der systematischen, gnadenlosen Jagd nach immer mehr Reichtum entgegenzustellen, wenn einer darauf hinweist, dass das Gemeinwohl dabei unter die Räder geraten ist/ wird.

Dass Prof. Gauly nach seinem Plädoyer für Gülle und Tierschutz a bissl für den Malser Weg eintritt lässt mich hoffen, dass die Freie Universität Bozen nicht die SBB- Begleitmusik „Weiter so wie bisher!“ dazu liefert.  Auch weil das keine Option ist.

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Klaus Griesser Mi., 08.01.2020 - 18:42

Auch mir ist die Förderung der Kleinbauern ein Anliegen (Siehe auch https://www.salto.bz/de/article/16092017/ueberlegenheit-der-kleinraeumi… u.a. Artikel), ich möchte nur darauf hinweisen dass in der Schweiz die Bergbauern berechtigterweise finanziell unterstützt werden als Landschaftsgärtner; abgesehen davon halten sie seit Jahrhunderten Kleintiere die ebenfalls bei Kleinproduktion den Erhalt der Biodiversität garantieren.
Mit der Gülle habe ich - wie erwähnt- das System Südtirol gemeint, wo durch Massenproduktion bei wenig Grünlandfläche riesige Mengen an Jauche anfallen die schnellstmöglich auf die Wiesen gespritzt werden, einzelne Bauern würde am liebsten automatisierte Pipelines als "Minimaleingriffe" aufstellen. Abgesehen davon: wer kann sagen ab welchem Faulungsgrad die Gülle den Bodenlebewesen schadet?

Mi., 08.01.2020 - 18:42 Permalink