Wirtschaft | Mobilität

Der SAD-Exodus

Die Kündigungswelle bei der SAD AG reißt nicht ab. Und nun haben sich die Beziehungen weiter verschärft, melden die Gewerkschaften.
Leerer Verhandlungstisch
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Dass sich der Konflikt zwischen den Gewerkschaften und der SAD AG noch weiter zuspitzen könnte, hätten sich viele nicht vorstellen können. Seit Monaten läuft die Auseinandersetzung, die rund um die einseitige Aufkündigung der Zusatzabkommen durch die SAD entflammt ist. Gegenseitige Schuldzuweisungen, Streiks, geplatzte Verhandlungen um neue Betriebsabkommen und Gerichtstermine bestimmen das Tagesgeschäft.

Doch nun vermelden die Gewerkschaften: “Dies verschärft die Beziehungen zwischen den Sozialpartnern.” In einer gemeinsamen Presseaussendung berichten die Fachgewerkschaften für Transport von CGIL/AGB SGBCisl, UIL-SKG, ASGB, USB und Orsa Ferrovie, dass die SAD “de facto entschieden” habe, “die Verhandlungen zum aufgekündigten Betriebsabkommen abzubrechen”. Aus einem Sitzungsprotokoll sei zu entnehmen, “dass der SAD-CEO (Ingemar Gatterer, Anm.d.Red.) erklärt, nicht mehr zu weiteren Treffen mit den Gewerkschaften bereit zu sein”. Die Gewerkschaften hätten ihrerseits Gesprächsbereitschaft signalisiert, beteuern sie – und warten mit beunruhigenden Zahlen auf: Allein in diesem Monat hätten sie neun Kündigungen gezählt.

Dass immer mehr SAD-Angestellte kündigen, bestätigte Mobilitätslandesrat Florian Mussner bereits im Jänner. Aus der Antwort auf eine Landtagsanfrage der Süd-Tiroler Freiheit geht hervor, dass 2017 57 SAD-Bedienstete gekündigt haben (8 davon wegen Pensionierung). Das sind mehr als zehn Prozent. Im selben Jahr wurden 15 Mitarbeiter gekündigt.
Im Jahr zuvor hatten 42 SAD-Angestellte gekündigt (4 wegen Pensionierung), 12 waren entlassen worden. 2015 hatten 28 Bedienstete gekündigt (11 wegen Pensionierung) und 5 waren entlassen worden.

“Die Anzahl der SAD-Mitarbeiter, die beim größten Südtiroler Busunternehmen gekündigt haben, hat sich innerhalb von zwei Jahren verdoppelt, die Anzahl der Entlassungen hat sich verdreifacht”, stellt die Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz-Tammerle besorgt fest. Und der Exodus könnte weitergehen. “Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Kündigungen folgen, von Beschäftigten, die einen täglichen Zeitaufwand von 12 bis 15 Stunden leid sind und sich lieber nach einer Arbeit umsehen, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Privatleben erlaubt”, warnen die Transportgewerkschaften.
Sie selbst werden sich weiterhin für ein neues Betriebsabkommen einsetzen, schreiben die Gewerkschaftsvertreter. Auf ein solches, landesweites Zusatzabkommen drängt auch Landeshauptmann Arno Kompatscher. Nach dem Stillstand in den Verhandlungen wollen sich die Gewerkschaften zunächst jedoch an das Regierungskommissariat wenden: “Um die Rechte und Interessen der betroffenen Beschäftigten zu wahren, sehen wir keinen anderen Weg.”