Wirtschaft | Bilanz

Mission Aufholen

2019 gab es einen Verlust von 84 Millionen Euro. Doch das Volksbank-Management sieht die Bank auf dem Weg nach oben. Im März wird die Führungsriege neu bestellt.
Volksbank Hauptsitz
Foto: Oskar Dariz

Es war ein schwierige  Geschäftsjahr. Doch: “Wir holen auf.” Mit dieser Botschaft wendet sich die Volksbank Ende der Woche an ihre Aktionäre. Am gestrigen Freitag hat der Verwaltungsrat den Bilanzentwurf 2019 genehmigt. Die Bank schließt das Geschäftsjahr mit einem Verlust von 84,4 Millionen Euro – nach einem Minus von 101 Millionen Euro im ersten Halbjahr. Im zweiten Halbjahr wurden 17 Millionen Euro erwirtschaftet. “Dieses Aufholen war nur möglich, weil sich unser Kerngeschäft weiterhin nachhaltig und positiv entwickelt hat – und zwar quer über das gesamte Einzugsgebiet”, teilt die Bankenspitze mit – und ist bemüht zu betonen: “Die Bank wächst gesund und steht auf stabilen Beinen.”

 

Abwertung als Hauptgrund für Verlust

 

Die verunsicherten Aktionäre – über 60.000 hat die Volksbank – will Volksbank-Präsident Otmar Michaeler mit detaillierten Zahlen beruhigen. Und nennt zuerst die belastenden Faktoren. Der Firmenwert von 99,6 Millionen Euro, der im Zug des Ankaufs der Banca Popolare di Marostica (2015) und von sechs Filialen der Banca Intesa (2008) gebildet wurde, wurde zu 100 Prozent abgewertet. “Diese Ankäufe haben der Volksbank den Eintritt in das Marktgebiet des Veneto ermöglicht. Wir haben nicht nur Filialen und Kunden übernommen, sondern auch ein großes Marktpotential gewonnen”, beteuert Michaeler. Die 100-prozentige Abschreibung des Firmenwerts sei dagegen eine rein bilanztechnische Korrektur, die keine weiteren Auswirkungen auf die Eigenkapital-Situation, Solidität, Liquidität und Rentabilität der Volksbank habe.

Ein weiterer “schmerzhafter Schritt” sei 2019 erfolgt: “Bei den Krediten mussten wir höhere Wertberichtigungen vornehmen – als Folge einer von den europäischen Aufsichtsbehörden verschärften Bewertungspraxis. Insgesamt mussten 75,9 Millionen Euro wertberichtigt werden.”

 

Demgegenüber stehe ein starkes operatives Geschäft, das auf bessere Zeiten hoffen lasse, so die Bankenspitze. Die Bilanzsumme sei um 2,8 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro angewachsen; die Einlagen sind um 10,7 Prozent gestiegen, die Ausleihungen stabil geblieben; die Betriebskosten wurden weiter um 1,2 Prozent gesenkt. Auch die Eigenkapitalsituation habe sich “weiter verbessert”, konnte Verwaltungsratspräsident Michaeler am Freitag berichten. Eine Kapitalerhöhung werde nicht notwendig sein.

 

Zurück zur Normalität – unter neuer Führung

 

Unbefriedigend bleibt, das räumt Michaeler ein, der Kurs der Volksbank-Aktien. “Auf der Handelsplattform Hi-MTF wurden 2019 nur sehr niedrige Volumina gehandelt. Der Preis der Volksbank-Aktie lag konstant bei 11,90 Euro je Aktie.”
“Wir möchten deutlich unterstreichen, dass wir im Verwaltungsrat und im Management ebenso wie viele unserer Aktionäre mit der Entwicklung des Aktienkurses nicht zufrieden sind”, heißt es in einem Schreiben an die Volksbank-Aktionäre, das von Otmar Michaeler unterzeichnet ist. Für 2020 erwartet man sich “eine Rückkehr zur Normalität der vergangenen Jahre”, betonen Präsident Michaeler und Generaldirektor Johannes Schneebacher am Freitag.

Über die Ausschüttung von Dividenden wurde noch nicht entschieden – dazu soll es bei der Hauptversammlung Ende März genauere Informationen geben. Dort steht neben der Bilanzgenehmigung auch die Wahl es neuen Verwaltungsrates an. “Zudem werden wir Ihnen die neue Generaldirektion der Volksbank vorstellen”, informiert Michaeler die Aktionäre. Wie berichtet, wird Johannes Schneebacher nach fast 20 Jahren an der Spitze der Volksbank die Bank in den kommenden Monaten verlassen. Wer seine Nachfolge antreten wird, wurde noch nicht bekannt gegeben.