Gesellschaft | Tag der Frau

Nicht nur Mimosen

Ein frauenbewegter Tag – der nicht nur Mimosen, sondern einmal mehr die Erkenntnis bringt, das Frauenanliegen nicht gleich Frauenanliegen sind: Statements zum 8. März.
Mimosen
Foto: upi

Selbst die Suchmaschine Google steht am heutigen 8. März ganz im Zeichen der Frauen – und auch in Südtirol überschlagen sich an diesem internationalen Aktionstag die Initiativen, aber auch Statements und Bestandsaufnahmen zur Lage der Frau. Perspektiven und Lesearten dazu gibt es viele. Angefangen von Ulli Mair, deren Frauenengagement sich in dieser Woche in einem – mehrheitlich angenommenen – Beschlussantrag zum Schutz von Frauen vor Belästigungen, gewalttätigen und sexuellen Übergriffen äußerte. Ihre SVP-Kollegin Maria Hochgruber Kuenzer bringt zum 8. März auch einige good news . Zumindest wenn man damit zufrieden sind, dass aktuell 18 Prozent der Südtiroler Unternehmen in Frauenhand sind. Die stärkste Unternehmerinnengruppe sind laut Kuenzer mit 27,5 Prozent die Bäuerinnen, gefolgt von den Gastwirtinnen (25,3 Prozent) und den dynamischen Dienstleisterinnen, deren Anteil nur in den vergangenen drei Jahren um 8,3 Prozentpunkte zulegen konnte.

Vorprogrammierte Altersarmut

Auch die Erwerbstätigenquote von Südtirols Frauen liege mit 8o Prozent weit über dem europäischen Durchschnitt. Eine große Kehrseite ist laut der SVP-Landtagsabgeordneten jedoch die schlechte Absicherung vieler Frauen im Land, die durch Teilzeitarbeit, befristete Verträge und andere Arbeitsformen mit fehlender oder unzureichender Renten- und Krankenversicherung entstehe. Die Spitze des Eisbergs seien dabei jene rund 12.000 Frauen, die in der Region als Zugehfrau gemeldet seien. Ihr aktueller Tarifvertrag führe diese Frauen selbst mit Vollzeitjobs vorprogrammierterweise in die Altersarmut, ihre Krankenabsicherung „verdient eigentlich diesen Namen nicht“, so Hochgruber angesichts der Tatsache, dass Hausangestellte nicht länger als drei Wochen krank sein dürften und so vielfach trotz Krankschreibung weiter arbeiten würden.

Die Grünen liefern zum 8. März eine aufschlussreiche Grafik, wie Vereinbarkeit am besten gelingt. 

 

Sie würden den heutigen Tag der Frau „gerne gegen die 364 restlichen Tage tauschen, an denen die Grundbedingungen dafür gewährleitet sind, dass Frauen nicht diskriminiert und nicht herabgewürdigt werden", schreiben die Grünen. Die zwei größten Schritte, die dabei notwendig wären? „Frauen sollen in keinem Bereich der Gesellschaft diskriminiert werden, weil sie Kinder bekommen (könnten). Und zweitens: Frauen sollen vor Gewalt und Herabwürdigung geschützt werden.“ Das erste könne nur gelingen, wenn auch Männer in keinem Bereich der Gesellschaft daran gehindert werden, ihre Vaterschaft aktiv auszuüben. Gegen Gewalt brauche es dagegen noch mehr Präventionsarbeit und Ausbau von Anlaufstellen für von Gewalt betroffene Frauen – auch für Frauen auf der Flucht, die oft spezifischer Gewalt ausgesetzt seien, so die Grünen. 

Die frisch gewählte SVP-Kammerabgeordnete und SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard erinnert zum 8. März einmal mehr daran, dass „eine Demokratie nur dann funktionieren kann, wenn sich alle Bevölkerungsschichten mit ihren Ideen, ihren Erfahrungen und ihren Bedürfnissen einbringen können.“  Denn eine  gute Politik beziehe möglichst viele Realitäten und Sichtweisen in ihre Diskussions- und Entscheidungsprozesse mit ein. Im Hinblick auf die Parlamentswahlen vom vergangenen Sonntag ist die SVP-Politikerin davon überzeugt, dass die Frauen auf jeden Fall gestärkt aus dieser Wahl hervorgehen. „Unabhängig vom Wahlergebnis trägt allein die Diskussion um die Vertretung der Frauen in der Politik zu einer steigenden Sensibilisierung für das Thema bei“, zeigt sich Renate Gebhard überzeugt.

„Solange Frauen nicht auch als Mutter oder Hausfrau anerkannt werden, gibt es keine Chancengleichheit, bzw. freie Frau.“

Der Landessprecherin der BürgerUnion Josefa Brugger geht dagegen offenbar so manche frauenbewegte Diskussion zu weit. Sie nutzt den Weltfrauentag, um auf die „Rolle der mittlerweile unfreien Frau“ hinzuweisen. „Mit der Einführung des Wahlrechts für Frauen ist sicher ein Meilenstein für die Freiheit der Frau geschaffen worden, doch wird sie heute mit Füßen getreten", sagt Josefa Brugger. Im Kindergarten würden geschlechtsspezifische Spielzeuge verschwinden, Mädchen würden verstärkt an technische Berufe herangeführt, Frauen als Mütter wurden benachteiligt. „Es gibt keine Förderung für Familienarbeit, keine leistbare Rentenabsicherung für Hausfrauen“, klagt die Landessprecherin. Ihre Überzeugung: „Solange Frauen nicht auch als Mutter oder Hausfrau anerkannt werden, gibt es keine Chancengleichheit, bzw. freie Frau.“

Fazit: Es werden wohl noch viele Welt-Frauentage ins Land ziehen, bis gesellschaftlich Einigkeit darüber herrscht, welche Ziele damit erreicht werden sollen. Davon zeugt auch ein Leserbeitrag, der salto.bz an diesem Weltfrauentag – von einem Mann – zugeschickt wurde: „Ein köstliches Schmankerl“, kommentiert er darin das Schreiben, das die Direktorin der Bozner Niederlassung der Agentur für Einnahmen zum 8. März verschickte. „Eine Direktorin, die zum Tag der Frau gratuliert. Sich aber konsequent als "Der Landesdirektor" bezeichnet.....“.