Kultur | Preis

Geteiltes Echo für Frei.Wild

Die umstrittene Brixner Deutschrock-Band hat am Donnerstag zum ersten Mal den wichtigsten deutschen Musikpreis verliehen bekommen. Nicht alle freuen sich darüber.

“Der Echo 2016 in der Kategorie Rock/Alternative National geht an Südtirol: Frei.Wild.” Als diese Worte am Donnerstag Abend in der Messe Berlin fallen, sind einige Buh-Rufe zu hören. Gleichzeitig brandet tosender Applaus auf und vier junge Männer erheben sich aus dem Publikum. Es sind Philipp Burger, Christian Fohrer, Jochen Gargitter und Jonas Notdurfter, die Mitglieder der Brixner Band Frei.Wild. Merklich nervös nehmen sie den wichtigsten deutschen Musikpreis auf der Bühne entgegen. Es ist das erste Mal, dass Frei.Wild den Echo gewinnt. Noch gut in Erinnerung ist das Eklat von 2013, als die Nominierung der umstrittenen Südtiroler Deutschrock-Band nach Protesten von MIA., Kraftklub und Die Ärzte wieder zurückgezogen wurde. Bekanntlich wird Frei.Wild trotz wiederholter Dementierungsversuche eine Nähe zur rechten Szene nachgesagt.

“Heute zeigt sich, dass Ehrlichkeit am Längsten währt, dass Fehlentscheidungen richtiggestellt werden können und manche Einsicht zwar spät, aber dennoch sicher kommt”, eröffnet Sänger Philipp Burger seine Dankesrede. “Nach reichlicher Überlegung” habe man beschlossen, sich “dieser Bühne zu stellen” und den Preis für die Fangemeinde entgegen zu nehmen. “Weil er euch, weil er uns, weil er dieser Band zusteht.” Als “Symbol für Standhaftigkeit, Durchhaltevermögen und Widerstand gegen Engstirnigkeit und Ausgrenzung” wollen die vier den Echo allerdings nicht zu Hause aufstellen.

Die Verleihung des Echo an Frei.Wild hat gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen. In den sozialen Netzwerken überschlagen sich die Glückwünsche der Fans. Zugleich werden auch kritische Stimmen laut. So schreibt etwa Tim Renner, Kulturstaatssekretär in Berlin und Ex-Musikmanager auf Facebook:

Nach der Preisübergabe spielte der Sänger Bosse live auf der Echo-Bühne. Am Ende seines Auftritts hob er plötzlich seine Mittelfinger und sang: “Und die hier gehen raus an alle Nazischweine.” Zuvor hatte auch Philipp Burger selbst seinen Mittelfinger in die Runde gezeigt. Detail am Rande: Die Kastelruther Spatzen, die bereits 13 Echos gewonnen haben und auch heuer wieder in der Kategorie “Volkstümliche Musik” nominiert gewesen waren, gingen leer aus.