Gesellschaft | Asylsuchende

Polit-Besuch im Flüchtlingsheim

Lokalaugenschein in heimischen Flüchtlingsstrukturen von Südtiroler Landtagsabgeordneten - ohne offizielle Stellungnahme zu Roberto Maronis Drohgebärden.

Man könnte es auch als Antwort auf Roberto Maronis Drohung deuten: Südtiroler Landtagsabgeordnete haben am Montag Nachmittag Flüchtlingsunterkünfte in Bozen und Meran besucht, um sich einen Überblick über die Situation der derzeit 482 Asylantragsteller im Land zu verschaffen. Ausgegangen ist die Initiative von Soziallandesrätin Martha Stocker: Sie lud ihre Landtagskollegen in die Erstaufnahmeeinrichtung in die ehemalige Gorio-Kaserne, das Haus Aron/Schwefelbad in Bozen und das Haus Arnika in Meran. Insgesamt stehen derzeit sechs Einrichtungen für Asylwerber zur Verfügung, erklärte Stocker. Fünf davon befinden sich in Bozen, eine in Meran. Eine weitere Struktur wird derzeit in Wiesen/Pfitsch hergerichtet. Weitere werden in den verschiedenen Bezirken aufgrund eines Verteilungsplanes errichtet werden.

Geführt werden die Häuser von der Caritas und vom Verein Volontarius. Nach einer Erstaufnahme in der ehemaligen Gorio-Kaserne in Bozen, den notwendigen ärztlichen Kontrollen und verwaltungstechnischen Abläufen werden die Flüchtlinge in der Regel nach etwa ein bis drei Monaten in so genannte Zweitaufnahmeeinrichtungen verteilt. „In Summe liegt die Aufenthaltsdauer in den Einrichtungen bei 12 bis 18 Monaten", erklärte der Direktor der Landesabteilung Soziales Luca Critelli. Eigentlich sollte die Behandlung des Asylantrages nur drei bis sechs Monate dauern. In der Realität müssten die Flüchtlinge aber in der Regel acht bis zehn Monate warten. Arbeiten können Asylantragsteller laut italienischem Gesetz nach sechs Monaten. Die geringen Sprachkenntnisse und der unsichere rechtliche Rahmen würde dies aber häufig zu einem schwierigen Unterfangen machen, erklärten die Verantwortlichen der Strukturen. Sie versuchen, den Flüchtlingen eine Eingliederung vor Ort so weit wie möglich zu erleichtern -  etwa durch Sprachkurse und die Vermittlung der Kultur, der Umgangsformen und der Lebensart in Südtirol.

Mit dabei war zumindest in der Ex-Gorio-Kaserne auch Landeshauptmann Arno Kompatscher. Auf offizielle Kommentare zum neu eingeschlagenen Kurs seiner Kollegen in der Lombardei, dem Veneto, Ligurien und Aosta wurde dort aber weiterhin vergeblich gewartet. Diplomatie ist angesagt bei diesem heiklen Thema. Dass Südtirol sich den populistischen Drohungen Maronis und seiner Mitte-Rechts-Kollegen anschließen könnte, weitere Flüchtlinge aufzunehmen, ist aber absolut auszuschließen, hieß es aus Kompatschers Umgebung.

Sieht man sich die aktuelle Verteilung der Flüchtlinge innerhalb Italiens an, stellt sich allerdings die Frage, wie lange Forderungen anderer Regionen nach einer Umverteilung auch in Richtung Südtirol auszuschließen sind. Denn während die Region Trentino-Südtirol mit rund einer Million Einwohner gerade einmal 847 oder ein Prozent der Asylsuchenden beherbergt, werden beispielsweise in Friaul-Julisch Venetien mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern 2054 untergebracht. Auch die Basilikata mit rund der Hälfte der Einwohner von Trentino-Südtirol hat bereits heute 990 Menschen aufgenommen; Molise mit nur etwas mehr als 300.000 Einwohnern gar 1249. Ganz zu schweigen von Sizilien, wo sich derzeit etwa 20 Prozent der mehr 76.000 Asylsuchenden aufhalten. 

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Armin Mutschlechner Mo., 08.06.2015 - 19:37

Was mir fehlt im Artikel sind Informationen wie es in den Strukturen aussieht. Wortmelödungen der Abgeordneten. Weitgehend wurde der Text von LPA übernommen, abgerundet mit ein paar Fakten und Zahlen zur Flüchtlingspolitik in Italien. :(

Mo., 08.06.2015 - 19:37 Permalink
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Michael Bockhorni Di., 09.06.2015 - 08:35

Wer wirklich möchte, dass die Flüchtlinge eine Arbeit finden und so a) zu ihrem Recht kommen b) zu ihrem eigenen Unterhalt beitragen können, c) sich dadurch "vor Ort" eingliedern können muss Menschen die vor Krieg und Verfolgung geflüchtet sind schon mehr zur Eingliederung in die Arbeitswelt anbieten als dzt. in Südtirol passiert. Ein Blick über den Tellerrand reicht. Da allerdings auch für Arbeitssuchende Südtiroler_innen nicht viel mehr angeboten wird mache ich mir nicht Ballzuviel Hoffnung.

Di., 09.06.2015 - 08:35 Permalink