Politik | neue wege

Alle für alle

Kompatscher & Co. fragen die Südtiroler, was sie von der Arbeit der Landesregierung halten – und erklären den Artenschutz zum Gebot der Stunde.
Kuenzer, Kompatscher, Schuler
Foto: LPA/bf

Am Anfang war die Klausur. Vor einem Monat hat sich die Landesregierung für zwei Tage ins Eggental zurückgezogen und sich vor allem mit einer Frage beschäftigt: “Welche Maßnahmen sind notwendig, damit unsere Kinder und Enkelkinder auch morgen noch ein liebens- und lebenswertes Südtirol vorfinden?” Antworten soll der “Pakt für das Südtirol von morgen” liefern, “um Südtirol zu einer Modellregion für eine nachhaltige, wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung werden zu lassen”.

Dabei beschreiten Arno Kompatscher & Co. nun neue Wege. Bevor man sich an die Arbeit macht, werden die Bürger befragt. Diese Woche hat die Landesregierung beschlossen, eine qualitative Marktanalyse in Auftrag zu geben. Es soll “die derzeitige Meinung der Südtiroler Bevölkerung zur Tätigkeit der Landesregierung” erhoben werden, heißt es in dem Beschluss. Wie sehr schätzen die Bürger die Arbeit der aktuellen Landesregierung? Wie bürgernah sind die Regierenden? Was erwarten sich die Menschen von der Südtiroler Politik? Darauf soll die Umfrage Antworten liefern – und einen “offenen, direkten, vertrauenswürdigen Austausch mit den Bürgern” ermöglichen. 15.000 Euro lässt man sich die Erhebung kosten.

Aber nicht nur die Bevölkerung soll bei der Erstellung des “Paktes für das Südtirol von morgen” mitreden. Auch die Sozialpartner, Wirtschaftsvertreter und Gewerkschafter werden zurate gezogen. Und natürlich setzt die Landesregierung selbst Akzente. Südtirol soll “das Land der Artenvielfalt” bleiben bzw. werden. So die Botschaft von Landeshauptmann Kompatscher, der am Freitag Mittag gemeinsam mit Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler und der Landesrätin für Raumentwicklung und Landschaft, Maria Hochgruber Kuenzer, zu einem größerem Bewusstsein für die Biodiversität in Südtirol aufrief.

“Der Mensch trägt Verantwortung, denn die Welt gehört uns nicht alleine. Wir sind Teil der Natur, die zugleich unsere Lebensgrundlage bildet.” Es sind selten mahnende Worte, die Arno Kompatscher in seinem Appell für einen achtsamen Umgang mit der Umwelt wählt. “Der Mensch hat mit seiner Lebensform zur heutigen Situation der Tiere und Pflanzen beigetragen und es gilt, die Vielfalt, die wir in Südtirol zum Glück immer noch haben, zu bewahren.”

 

Zu erheben, wie groß das Artenreichtum im Land tatsächlich noch ist, daran haben sich seit Kurzem die Wissenschaftler und Forscher des vom Land in Auftrag gegebenen Biodiversitäts-Monitorings gemacht. Eine zentrale Rolle in dieser Frage spielen Forst- und Landwirtschaft, die gemeinsam über 80 Prozent der Landesfläche nutzen. “Auch wenn sie über die Jahrzehnte vielfältig geblieben ist – die Landwirtschaft muss sich weiterentwickeln”, steht für Landesrat Schuler fest. Im Laufe der nächsten Wochen wird er ein “Konzept für die Landwirtschaft 2020-2030” vorstellen und kündigt “wesentliche Neuerungen” an. “Die Landwirtschaft hat ihren Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt zu leisten und wird ihn leisten.”

Doch nicht nur die Landwirte sind gefragt, wenn es um den Erhalt der Vielfalt geht. Es brauche eine verstärkte Bewusstseinsbildung in der breiten Bevölkerung, sagt Landesrätin Hochgruber Kuenzer. “Landschaftsschutz bedeutet nicht nur Verbote, sondern ist ein Wert und muss stärker als solcher vermittelt werden.” In diesem Sinne sei Wissen über Pflanzen, Tiere und bedrohte Arten notwendig, so Kuenzer. Da trifft es sich gut, dass just diese Woche der Landtag einen Beschlussantrag der Grünen angenommen hat, der vorsieht, dass das Land Info- und Sensibilisierungsmaterial zu bedrohten Tier- und Pflanzenarten verbreitet. Denn: “Was ich nicht kenne, kann ich nicht lieben”, wie es Hochgruber Kuenzer auf den Punkt bringt.

Bild
Profil für Benutzer Karl Trojer
Karl Trojer Di., 11.06.2019 - 16:58

Eine sinnvolle und interessante Initiative, diese Bürgerbefragung, so meine ich. Und je mehr die Ergebnisse als "Partizipation" der BürgerInnen in politische Entscheidungen einfließen werden, umso höher wird der Wirkungsgrad dieser Initiative sein.

Di., 11.06.2019 - 16:58 Permalink