Kultur | Salto Summer Serie

Von der Eiszeit in die Zukunft

Das Mooseum im Passeiertal ist kein einfaches Dorfmuseum. Was es „aufbewahrt“ und „erfahrbar“ macht hat Seltenheitswert.
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Foto: Oskar Verant

Moos + Museum = Mooseum. So einfach lässt sich der Name eines Dorfes in das Wort Museum einbauen. Das Mooseum in Moos in Passeier war viele Jahrzehnte ein ungenutzter Bunker. Aus dem Bunker wurde im Laufe der Zeit das Gedächtnis des Tales.

Gebunkert im Bunker: Natürliche Prozesse haben im hinteren Passeiertal einen besonderen Talschluss entstehen lassen, künstliche Prozesse hingegen ein Museum. Der Bunker, in welchem das Mooseum daheim ist, gehörte einst zum faschistischen Alpenwall (Vallo Alpino del littorio), der im Zweiten Weltkrieg die direkte Grenze zum Deutschen Reich hätte sichern sollen.
In der Gegend befinden sich insgesamt 6 Bunkeranlagen, die allesamt Teil der Verteidigungslinie am Timmelsjoch waren. Wie alle Bunkeranlagen in Südtirol, wurden sie nie benutzt und blieben unvollendet.

Am Ende der Treppe wartet eine Aussichtsplattform am Bunkerkopf

Fragestellungen: Wie entstand die archaische Landschaft des Passeiertals? Wer waren die ersten Siedler? Ab wann gab es erste Höfe, Siedlungen, soziale Gemeinschaften, Kirchen, Straßen, Industriezonen?
Antworten auf diese Fragen finden sich in den anschaulich konzipierten Bunkerräumen. Das Mooseum ist wie ein felsiger „Dachboden“, den die Besucher von innen erklimmen, in den dunkel gehaltenen Ausstellungsräumen gibt es viel Wissenswertes zu erfahren.

Steinböcke: Während die in den Fels gebaute „Opera 3 – sbarramento di Moso“ an der Felswand einen schlichten Neubau dazubekommen hat, besticht sie im Inneren durch eine Wendeltreppe, die über ca. 25m Höhe die imponierende Bausubstanz spürbar macht.
Am Ende der Treppe wartet eine Aussichtsplattform am Bunkerkopf. Über einen Steig gelangen die Besucher – vorbei an Steinböcken, die aus nächster Nähe beobachtet werden können – zurück an den Eingang und den zeitgemäß an den Fels gelehnten Turm.

Talende als Ausgangspunkt: Wer hier am Gehege der Steinböcke steht, denkt mitunter an den Habsburger Pionier Erzherzog Johann, der vor über 150 Jahren die Steinböcke südlich des Alpenhauptkamms wieder ansiedelte und für sein Schloss Schenna, am Eingang des Passeiertales, sogar einen Steinbockstuhl aus Samt und Seide anfertigen ließ.

Einen Steinwurf vom Mooseum entfernt befindet sich hingegen der sogenannte Granat. Er steht für ein weiteres Museumskonzept, in welches die Gemeinde Moos in Passeier wertvolle Zeit und Mühe investiert hat. Diese Skulptur – hoch über dem Dorf und zu Beginn der Passstrasse auf das Timmelsjoch – erzählt innerhalb einer architektonisch verspielten Gestaltung, vom Leben und Überleben in den Bergen – in einer Landschaft umgeben von Grenzen und Grenzgängern.

Link: BUNKER MOOSEUM

 

(Salto in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung Museen der Autonomen Provinz Bozen)