Kultur | Salto Afternoon

Einen großen Skandal verheimlicht man...

…indem man einen kleinen inszeniert: Die ungeschichtliche historische Komödie des letzten Kaisers von Rom.
Romulus der Große
Foto: Freilichtspiele Lana

Die Germanen stehen kurz vor Rom, die Römer sind bereit für die letzte große Schlacht. Denn der Untergang ist nah. Währenddessen wird Kaiser Romulus beim Morgenessen vom Präfekten Spurius Titus Mamma gestört, der schlimme Nachrichten zu überbringen hat. Doch dies scheint den Kaiser nicht zu interessieren. Er schickt den Präfekten zurück ins Bett und fragt stattdessen, von wem denn das Ei stamme, das er gerade verspeist habe:

- Von wem ist dieses Ei?

- Wie gewöhnlich von Marc Aurel.

- Eine brave Henne. Die anderen Kaiser sind nichts wert. Hat sonst jemand gelegt?

Ab Mittwoch, 11. Juli 2018, spielen die Freilichtspiele Lana im Kapuzinergarten in Lana Friedrich Dürrenmatts Romulus der Große, eine Tragikomödie, deren Protagonist Kaiser Romulus, gespielt von Markus Oberrauch, nichts-tuend das Ende zu erwarten scheint. Allein die Hochzeit seiner Tochter mit einem reichen germanischen Hosenfabrikanten, könnte das Reich noch retten, denn der Hosenfabrikant bietet an, dem Staat finanziell unter die Arme zu greifen. Doch der Kaiser lehnt ab: Er wolle sich nicht in das Weltgeschehen einmischen.

Nachdem die Festspiele fünf Jahre lang von Thomas Hochkofler geleitet wurden, ist es nun die junge Regisseurin Stefanie Nagler, die die Regie übernimmt.

Nagler, die im Mai dieses Jahres Fräulein Else von Arthur Schnitzler im Carambolage in Bozen inszenierte, wählt mit Romulus dem Großen ein Stück, dass sich sowohl für gute Unterhaltung als auch für aktuell politische Gesellschaftskritik anbietet. Und so spricht Romulus: „Wo die Hose anfängt, hört die Kultur auf.“, aber auch „Vaterland nennt sich der Staat immer dann, wenn er sich anschickt, auf Menschenmord auszugehen.“

Die kritische Aktualität des Stückes sieht die Regisseurin sowohl auf einer internationalen, als auch lokalen Ebene:

Nagler: Wir stecken in einer europäischen Krise, die Gesellschaft wendet sich immer mehr dem Nationalismus zu, auch in Südtirol wird die „Liebe zum Vaterland“ wieder stärker. Wir konnten diese Entwicklung in den letzten Wahlen innerhalb der EU beobachten und seien wir gespannt, wie es bei uns entwickeln wird. Die EU zerbröckelt, Staaten wenden sich ab, befinden sich in wirtschaftlichen Krisen, Deutschland wird innerhalb der EU immer größer und die Flüchtlingswelle nimmt kein Ende. Es sind einige Entwicklungen in der Weltgeschichte, die wir auch im Romulus finden. Das Stück zeigt uns, dass der Mensch nicht fähig ist aus der Vergangenheit zu lernen.

Und wie sieht es mit Romulus, der untätigen Regierung aus?

Nagler: Dürrenmatt zeichnet hier einen Kaiser, der sich zum Ziel gesetzt hat, sein Reich untergehen zu lassen. Dafür braucht er untätige, unerfahrene Minister, die nicht fähig sind, Entscheidungen zu treffen. Er ist der Überzeugung, dass erst nach einem Untergang, was Neues entstehen kann. Jede weitere Entwicklung in seinem Staat, der mittlerweile Mord, Plünderung usw. zulässt, würde laut Romulus nichts Gutes bringen. Ob diese Einstellung die richtige Entwicklung für ein Land ist, bleibt fraglich.

Sieben, fünf, drei - schlüpft Rom aus dem Ei. Macht es vielleicht schlussendlich doch Sinn, dass Romulus sich so sehr um seinen Hühnerstall bemüht?

Nagler: Hier möchte ich mit einem Zitat von Romulus antworten: „Versuche Sinn in den Unsinn zu legen.“

Gibts es eine Szene, auf die du dich besonders freust?

Nagler: Romulus muss sich im Laufe der Handlung von seiner Frau und seiner Tochter verabschieden. Diese beiden Szenen sind meine persönlichen Lieblingsszenen, da sie einen zerbrechlichen und menschlichen Romulus zeigen. Schlussendlich erfahren wir in diesen beiden Szenen, was der große Plan des Kaisers ist und dass ein Plan, so gut er auch geschmiedet ist, nicht immer das Ende bringt, das wir uns wünschen.

Sarkastisch, zynisch oder ironisch, wird es etwas zum Lachen geben?

Nagler: Der Zuschauer findet in dieser Inszenierung viele Facetten des Humors, sarkastische, zynische und ironische, denn Dürrenmatt nennt sein Stück nicht umsonst eine „ungeschichtliche“ Komödie. Wir werden die Komödie - die im Text liegt - bedienen und mit schrägen Figuren und absurden Situationen unterstreichen.

Die Premiere von Romulus dem Großen findet am Mittwoch, 11. Juli 2018 um 21:00 Uhr statt. Weitere Spieltermine sind:

Freitag 13.7., Dienstag 17.07., Mittwoch 18.7., Freitag 20.7., Samstag 21.7., Montag 23.7., Dienstag 24.7., Freitag 27.7., Samstag 28.7. und Montag 30.7. jeweils um 21:00 Uhr im Kapuzinergarten in Lana.