Kultur | Salto Afternoon

Spanische Gitarre und Travestien

Heute und am Freitag steht "Bolzano Festival Bozen" im Zeichen der Reihe "Antiqua", mit Konzerten auf Schloss Maretsch und in der Kellerei Schmid Oberrautner.
bfb
Foto: BolzanoFestivalBozen

Ende des 18. Jahrhunderts wandten sich viele Komponisten verstärkt der Kammermusik zu. Dies gilt auch für Luigi Boccherini (1743- 1805), einen international geschätzten Instrumentalisten und zugleich großen Cellovirtuosen. Nachdem er nach Spanien ausgewandert war, hatte Boccherini eine Reihe früher Arbeiten für Gitarre, zwei Geigen, Bratsche und Cello arrangiert: eine ideale Zusammensetzung für die Größe eines Salons. Das Ensemble Accademia Ottoboni unter der Leitung von Francesco Romano bringt heute unter dem Titel Adaptado por la guitarra espanola solche Werke im stimmungsvollen Ambiente der Kellerei Schmid Oberrautner zur Aufführung. Ein suggestives Programm, das die die italienischen Wurzeln des Komponisten mit der Musik des spanischen Rokoko und Spätbarocks zu verbinden weiß.

Das Ensemble Il Pegaso bringt hingegen morgen auf Schloss Maretsch ein Konzert unter dem Titel Travestien zu Gehör, ein den Kontrafakturen weltlicher Kompositionen Claudio Monteverdis gewidmetes Programm.
In der Zeit des Barock war es üblich, weltliche Stücke in religiös-sakralem Gewande umzuarbeiten. In einer Zeit, in der es noch keinerlei Autorenrechte gab, gehörte die Wiederaufnahme, das Zitat und die Parodie eigener und anderer Werke zur gängigen Praxis. In einer Wiederaufnahme mit Überarbeitung z.B. wurde nicht nur das Zitat beleuchtet, sondern auch der Beitrag des musikalischen Revisors. Diese Praxis entsprach auch der Heterogenität und der varietas, einem zentralen Aspekt der barocken Ästhetik. Das vorliegende Programm gibt solche Kontrafakturen wieder: sakrale Musik aus bereits vorhandenen weltlichen Kompositionen.