Politik | Im Gespräch die Spitzenkandidatin der Grünen

Brigitte Foppa: „Ich kann Brückenbauerin sein“

Im Interview mit salto.bz spricht die Spitzenkandidatin der Grünen über Wahlprognosen, Wahlthemen und einen notwendigen Generationenwechsel. Brigitte Foppa streitet und diskutiert gerne und sagt: "Politik muss auch Show sein - ein bisschen zumindest."

Frau Foppa, was sagen Sie zu den, vom Institut Gruber und Partner veröffentlichten Daten? Vorfreude oder Abwarten?

Brigitte Foppa: Zu den Umfragewerten von 8,1 Prozent sind noch die Sel Stimmen dazu zu zählen. Das heißt, laut diesen Rechnungen würden wir auf neun Prozent kommen. Ich muss sagen, ich nehm das jetzt nicht besonders wichtig.

Keine Überraschung für Sie dieses Ergebnis?

Es ist das, was wir auch hören, wenn wir mit den Leuten reden. Die Freiheitlichen bleiben gleich, das hätten wir auch so vermutet, die SVP schneidet schlechter ab. Eine kleine Motivationsspritze tut dennoch gut. Es bestätigt: Der Wahlkampf läuft gut, die Strategie passt.

Der langweiligste Wahlkampf seit langem – wie sehen Sie diese immer wieder aufs Tapet geworfene Meinung?

Wir als Grüne Partei Südtirols wollten keinen aggressiven Wahlkampf, sondern einen ehrlichen, einen fairen. Wir wollten nicht aufs Dagegen-Sein setzen, sondern unsere Werte den Menschen vermitteln. Ja, uns war es wichtig eine positive Kampagne zu starten und ich glaube, das ist uns bislang auch gelungen.

Tut polarisieren nicht gut?

Ja, natürlich – wir haben uns schon auch darüber Gedanken gemacht, ob man härtere Geschütze auffahren müsste. Aber ich denke die Leute haben uns schon so abgespeichert, dass wir eine gute Opposition bislang gemacht haben, und dass wir wesentliche Sachen vorangetrieben haben.

Hans Heiss und Riccardo dello Sbarba ziehen am 3. Oktober 2013 Bilanz "Fehler aufzuzeigen und die politische Mehrheit zu kontrollieren, hat nichts mit Nein-Sagertum zu tun, sondern ist in einer Demokratie dringend notwendig," sagt Heiss. Den ganzen Beitrag lesen Sie hier.

Ein friedlicher Wahlkampf à la Foppa?

Das ist der erste Wahlkampf den ich wirklich leite und ich setze eindeutig aufs Team. Der Wahlkampf ist auf jeden Fall eine Nummer größer als damals die Bozner Gemeinderatswahlen. Und ich muss sagen: dieser Wahlkampf entspricht mir sehr. Wir diskutieren viel in den verschiedensten Podiumsdiskussion mit den Spitzenkandidaten von allen Parteien. Und da geht es um einen Wettstreit der Ideen. Bei vielen Themen sind wir untereinander gar nicht weit voneinander entfernt.

Unterschiedliche Töne im Gespräch zwischen Riccardo dello Sbarba und Richard Theiner am 4. Oktober in Meran.

Konstruktiv streiten also?

Wenn 12 Kandidaten miteinander um die Jugendarbeitslosigkeit diskutieren, dann muss man sich ja nicht gegenseitig eins auf die Rübe geben. Mir ist die Auseinandersetzung wichtig. Und ich muss sagen, ich bin ja auch in der Politik weil ich gerne streite. Aber es ist ein Unterschied, ob ich mich über ein Thema streite, oder ob ich ständig in eine Diskussion rein brülle. Ein bissl Theater und Show ist ja gut, aber mit der nötigen Dosierung.

"Das Soziale" ist "nur selten ein Streitthema, sondern ein Thema, bei dem sich immer alle grundsätzlich einig sind", sagte Hermann Atz im Gespräch mit salto.bz. "Allenfalls gibt es hier die Möglichkeit sich von der SVP abzugrenzen, die ja selbst von ihrer parteiinternen Linken immer mehr ins wirtschaftslastige Eck gestellt wird." Mehr lesen Sie hier.

Ihr erster Wahlkampf den Sie leiten, eine große Bestätigung bei den Vorwahlen. Auch die Umfrage von Gruber und Partner sagt Ihnen gute Vorzugstimmen voraus.

Als Sprecherin der Grünen war ich vier Jahre lang Trockenschwimmerin. Ein richtiges Feedback von außen kriegt man nie, alles spielt sich intern ab. Das Ergebnis bei den Vorwahlen hat mich deshalb unheimlich gefreut. Es war eine extreme Bestätigung für mich. Ich muss sagen, ja, ich bin motiviert für den Endspurt im Wahlkampf.

Alles bestens also bei den Grünen?

Momentan schauen alle positiv nach vorne. Aber im Wahlkampf zieht man sich auch eine Rüstung an und schaut das Team auf eine positive Wellenlänge zu bringen.

Einen steilen Anstieg für die Grünen hatte Gernot Gruber im salto.bz Gespräch schon im Sommer nicht prophezeit. "Wenn ich unsere regelmäßig stattfindenden Messungen hernehme, dann ist dieser steile Anstieg nicht erkennbar. Generell ist zu sagen, dass Südtirol mittlerweile dem internationalen Trend folgt und Wahlentscheidungen immer später getroffen werden." Den ganzen Beitrag lesen Sie hier. 

Womit punktet ihre Partei?

Einmal ist das die geleistete Arbeit in den letzten Jahren. Wenn ich mit dem Riccardo unterwegs bin, dann wollen die Leute immer wissen, wie das mit den Sel-Verträgen gegangen ist. Das ist ein großer Bonus den wir haben. Dass wir hier beharrlich waren, die Verstrickungen der SVP offen gelegt haben, Einsicht in die Sel-Verträge gefordert haben. Außerdem sind wir eindeutig Markführer bei den Umweltthemen. Die großen Debatten in der Bevölkerung sind Umweltthemen: Mals, Sexten, Fahrtsicherheitszentrum, Flughafen. Die Umwelt ist kein Nischenthema mehr.

Harmonie über alles – wo kriselt es denn?

Ich glaube, dass Glaubwürdigkeit ein Schlüsselthema ist im Wahlkampf. Wir haben den Menschen bewiesen, dass wir Grünen glaubwürdig sind, dass uns Transparenz und Demokratie wichtig ist. Was mir sehr leid tut, und was auch nicht gut gelungen ist, ist die Vertretung der Grünen in der Peripherie. Im Vinschgau ein Kandidat, im Pustertal zwei – territorial waren wir schon besser aufgestellt. Wie das in den Bezirken wirkt, das weiß ich nicht. Ich denke die Leute haben gerne einen Ansprechpartner vor Ort und auch für die KandidatInnen ist es einfacher, wenn mehrere von einem Tal sind. Da findet dann einfach eine bessere Arbeit statt.

Territorial waren wir schon besser aufgestellt. Das tut mir leid, das ist nicht gut gelungen.

Hans Heiss führt laut Aussagen von Gruber & Partner die Vorzugsstimmen an. Sie folgen. Steht der Generationenwechsel an?

Die Erneuerung wird kommen. Ich glaube, es ist wie bei den Hofübergaben. Das alte Wertschätzen und  das Neue zulassen. Und das ist es, was es auch bei uns braucht. Die Kombination funktioniert gut und mit meiner Generation kann ich Brückenbauerin sein. Das was kommen wird, ist die Generation nach Langer. Und das ist sicherlich ein großer Sprung.
 
Und wofür steht die Generation der Brigitte Foppa?

Reduzieren könnte ich es auf Chancengerechtigkeit: Der sozial Schwächeren gegenüber den Starken, der Frauen gegenüber den Männern, der Natur gegenüber der Menschheit.... oder auf das Recht aller auf das "gute Leben." Das fängt für mich bei einer würdigen, selbstbestimmten Geburt an, und endet mit einem würdigen, selbstbestimmten Tod. Wir wollen Langers Gedanken weiter tragen. Aber mit kleinen Schritten. Das große Ziel ist immer noch das Interethnische. Aber auf den Weg dort hin gibt es viele kleine Schritte, und die wollen wir gehen.

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no name Di., 08.10.2013 - 15:19

"Außerdem sind wir eindeutig Markführer bei den Umweltthemen." - Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Markt - führer.

Die Grünen haben also heuer noch Demokratie und Transparenz mit in die Produktpalette aufgenommen. Die Entwicklung im vierten Quartal wird zeigen, ob sie weitergeführt oder wegen Unrentabilität eingestellt werden...

Di., 08.10.2013 - 15:19 Permalink
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Rudi Rieder Di., 08.10.2013 - 17:06

Warum stehen beim Marktführer der Umweltthemen immer noch kein Bozner Verbrennungsofen und kein BBT mit auf der Liste ???
Ich schätze Brigitte Foppa sehr, aber das waren die Gründe, wieso ich nach 30 Jahren nicht mehr Grün gewählt habe. Schade!

Di., 08.10.2013 - 17:06 Permalink