Gesellschaft | Wein

„Das wird ein Top-Jahrgang“

Kurz vor Beginn der Weinmesse „Autochtona“ sprechen wir mit Eduard Bernhart, Direktor von Konsortium Südtirol Wein, über einheimische Rebsorten und das kommende Weinjahr.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Wie lautet Ihre Bilanz für das Corona-Weinjahr 2020?
Foto: Marco Parisi / Fiera Bolzano Messe Bozen

Messe Bozen: Herr Bernhart, beginnen wir mit einem Rückblick: Wie lautet Ihre Bilanz für das Corona-Weinjahr 2020?

Eduard Bernhart: Es gab einige schwierige Monate, vor allem im Winter. Allerdings hat man sich in den Sommermonaten recht gut erholt. Der italienische Markt hat dabei schneller wieder angezogen als der Südtiroler Markt. Im Nachhinein hat diese Zeit aber auch einen Digitalisierungsprozess angestoßen, bei dem wir uns neue Kanäle erschließen konnten. Man hat viel im digitalen Bereich organisiert, zum Beispiel Webinare mit den Produzenten, oder digitale Weinverkostungen. Das Konsortium hat sich auch stark auf den sozialen Netzwerken aktiviert.

 

MB: Gerade steckt Südtirol mitten in der Weinernte. Können Sie daraus schon erste Schlüsse ziehen für den Jahrgang 2021?

EB: Da kann ich Ihnen eine sehr gute Nachricht geben: Wir können davon ausgehen, dass es ein außerordentlicher Jahrgang wird. Wir hatten einen wunderschönen Herbst, mit wenig Niederschlag und großen Temperaturunterschieden zwischen Nacht und Tag. Das gibt dem Wein einen guten Ausgleich zwischen Zucker- und Säurewerten. Wenn das Wetter noch ein paar Tage hält, wären wir umso glücklicher. Ich will nicht sagen, das wird der Top-Jahrgang des Jahrhunderts. Aber fast. 2021 wird auf jeden Fall der Top-Jahrgang der vergangenen 25 Jahre.

MB: Wie sieht es mit dem Absatz aus? Geht dieser, dank der Rückkehr vieler Touristen nach Corona, wieder nach oben?

EB: Es hilft, dass die Bewegungsfreiheit in den Sommermonaten gewährleistet war. Aber man sollte sich nicht ausschließlich auf den Tourismus fokussieren. Natürlich ist das ein wichtiger Teil des Absatzmarktes. Aber wir sehen das Qualitätsprodukt Südtiroler Wein auch als Teil unserer lokalen Bevölkerung, als Teil unserer Tradition. Es geht darum, diese gesellschaftlichen Momente wieder gemeinsam erleben zu dürfen.

 

MB: Am 18. Oktober startet in der Messe Bozen wieder die „Autochtona“, die traditionelle Weinverkostung und Preisverleihung für die besten autochthonen Weine. Was zeichnet einheimische Rebsorten im Vergleich zu importierten Sorten aus?

EB: In Südtirol haben wir zwei autochthone Rebsorten: den Vernatsch und den Lagrein. Beide stehen für die Weinbautradition und -region Südtirol. Sie sind Teil der Südtiroler Weinbau-Identität und somit besonders, weil sie hier historisch angebaut wurden. Wir sind besonders stolz, diese zwei Sorten und diese Tradition weiterpflegen zu können. Es bedeutet, dass wir uns bewusst über diesen Schatz sind, den wir nicht nur in Südtirol haben, sondern auch in ganz Italien, das ja bekannt ist für die Vielfalt an autochthonen Rebsorten.

MB: Welche Bedeutung haben autochthone Rebsorten für den Südtiroler Markt?

EB: Die Rebsorte Vernatsch macht heute fast 14 Prozent der Südtiroler Weinproduktion aus, der Lagrein etwas mehr als 9 Prozent. Historisch war Südtirol ein Vernatschland. Das hat sich zwar gewandelt, hin zu einem stärkeren Weißweinland ­– heute macht der Anbau von Weißwein in Südtirol 64 Prozent aus, früher war es umgekehrt ­– doch das führt zu einer Konzentration der autochthonen Sorten. Das heißt, dass sie genau dort angebaut werden, wo die klimatischen und geologischen Eigenschaften optimal für sie sind. Dadurch können sie hervorragende Resultate erzielen. Für den Vernatsch wäre das zum Beispiel das Magdalenagebiet, oder der Kalterer See, für den Lagrein die Gebiete in Gries oder Auer.

MB: Finden die autochthonen Weine Südtirols auch Verwendung außerhalb des Landes oder haben sie keine Bedeutung für den italienischen oder den weltweiten Markt?

EB: Diese Sorten haben auch für den nationalen Markt Relevanz. International ist es spannend zu sehen: wenn man über Südtirol spricht, sind die beiden autochthonen Sorten bei jedem Seminar und bei jeder Verkostung ein Thema.

 

MB: Bei der Autochtona werden die besten lokalen Weine prämiert. Wie wirken sich die Autochtona Awards auf die Sichtbarkeit der einheimischen Sorten aus?

EB: Die Autochtona ist eine super Initiative der Messe Bozen. Uns freut es besonders, dass dieser nationale Kongress nach Bozen gebracht wird, auch weil wichtige, bekannte und internationale Gäste anwesend sein werden. So wird ein Bewusstsein geschaffen, für die Vielfalt an Sorten und den Reichtum, den man in Italien hat. Wir sind besonders stolz darauf, dass auch Südtirol mit zwei autochthonen Sorten vertreten ist.