Wirtschaft | Konzessionsvergabe im Ahrntal

Elektrisiertes Geschäft

Der Strom, das sicherste Geschäft auf 30 Jahren. Ein Perpetuum Mobile, wie eine lieber ungenannte Stromaktivistin meint. Offenheit von Erna Demichel vom Bürgerkomitee Ahrntal: „Bestimmte Dinge laufen grundlegend falsch.“ Hans Rieder: "Der Strom gehört allen." Es brodelt – im Ahrntal.
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Foto: EFA / Philipp Huber

 

Im Ahntal geht es um die Konzessionsvergabe für die sogenannte vierte Ahrstufe zwischen St. Jakob und Steihaus. Salto.bz berichtete. Nun wird auf UVP geprüft, das Ergebnis lässt auf sich warten. Hans Rieder, Sprecher des seit heurigem Frühjahr bestehenden Bürgerkomitee Ahrntal und Erna Demichiel wollen die Menschen informieren – „denn von der Politik erfahren wir hier nichts.“

Es hagelt anonyme Drohbriefe im Ahrntal?

Erna Demichiel: Meinem Schwager, dem Hans Rieder, und mir ist gedroht worden. Ich hab einen kleinen Betrieb, mit der Finanzpolizei wurde gedroht und mir wurde sozusagen nahegelegt aufzuhören, mit meinen Aktionen. Aber wissen Sie was, mir ist das egal, mir kann gar nichts passieren.

Hans Rieder: Für mich persönlich muss ich sagen, ist das kein Thema. Das ist einfach kein Niveau. Ich bin kein Opfer und werde weiterhin klar meine Meinung sagen. Gehässigkeiten, die im Brief drinnen stehen, die machen mir nichts aus, nach 15 Jahren Gemeinderatspolitik kriegt man ein dickes Fell. Ich sage ganz klar: es kann nicht sein, dass einige wenige sich den ganzen Strom unter den Nägel reißen. 

Es geht um die letzte große E-Werkskonzessionsvergabe im Ahrntal. Die E-Werk Genossenschaft AEW wollten von Beginn an günstigen Strom für die Bevölkerung produzieren.

Hans Rieder: Die Genossenschaft gibt es seit Ende der 70er Jahre, zum ersten Mal Strom produziert hat sie 1983, ich bin auch Genossenschaftsmitglied, wie die meisten hier im Tal. Es muss schon mal klar gesagt werden, das erste Projekt für die Ahrstufe 4 hatte die Genossenschaft.

Erna Demichiel: Wir vom Bürgerkomitee Ahrntal fordern, dass das ganze Ahrntal mit Genossenschaftsstrom versorgt wird. Zuerst hat die Ahrntaler E-Werk-Genossenschaft AEW ein Projekt allein eingereicht. Dann hat es geheißen „Tut's nicht streiten, wir machen etwas Gemeinsames“, da hat der Bürgermeister darauf gedrängt. Mitte April wurde auf das Projekt der Genossenschaft verzichtet und ein Gemeinsames eingereicht. Jetzt sitzt die Genossenschaft mit der Ahr Energie und dem Ernst Hofer an einem Tisch. Entschieden wird aber oft, ohne miteinander zu reden.

Keine gute Kommunikation?

Erna Demichiel: Momentan werden über den Kopf der Genossenschaft die Projekte, die zur Prüfung in der UVP liegen, abgeändert, es geht zum Beispiel um die Abänderung von Trassen. Der Präsident der Genossenschaft sagt dann immer, „lasst die nur machen, die werden schon wissen.“

Hans Rieder: Ich kann nur folgendes sagen. Die AhrEnergie mischt überall im Tal mit, wo es etwas zu holen gibt. Bei diesem Projekt jetzt, trägt die AhrEnergie wirklich kein Risiko, sie halten 40 Prozent, ihnen passiert nichts. Die Verantwortung liegt absolut bei der Genossenschaft.

Das Projekt „Ahrstufe 4“ steht mit dem Namen des Hoteliers und Gesellschafters Josef Steinhauser in Verbindung. Eigentlich hatte Rudi Rienzner, Präsident vom Energieverband Südtirol, das Ganze ins Rollen gebracht. Es geht um eine Produktion von 19,7 Millionen Kwh. Der Aufteilungsschlüssel gestaltet sich wie folgt: 53 Prozent für die AEW, 40 Prozent für die Ahr-Energie und sieben Prozent für Ernst Hofer, der als Privater, die Rechte am Wasser besitzt.

Frau Demichiel, Sie glauben zwischen Genossenschaft, Gemeinde und AhrEnergie gibt es Packtelein.

Erna Demichiel: Alles deutet darauf hin. Die Stimmung im Ahrntal ist schlecht, sehr schlecht. Ich seh's schon kommen, irgendwann ist die Genossenschaft draußen, irgendwann reißen sie wieder alles an sich. Dann bleibt die Bevölkerung wieder auf der Strecke, denn nur die Genossenschaft kann billigen Strom produzieren und anbieten.

Bürgermeister Helmuth Klammer wird mangelndes Gemeinschaftsbewusstsein vorgeworfen. Ein Leserbriefschreiber in den Dolomiten meinte: „Die Ahr-Energie könnte ihren 40 Prozent Anteil an der Ahrstufe 4 abtreten. Warum verhandelt der Bürgermeister Klammer das nicht?“

Hans Rieder: Vom Bürgermeister erwarte ich mir gar nichts mehr. Ein Gemeindevertreter hat die gesamte Bevölkerung zu vertreten, er ist ja nicht der Vertreter der Stromlobby vom Ahrntal. Seine Aufgabe ist es, die Bevölkerung zu informieren und das passiert nicht. Die Stillen und Leisen in der Bevölkerung, die muss der Bürgermeister wahr nehmen. Nicht nur die Lauten, die setzen sich ohnehin durch. Mittlerweile ist es bei uns so: es gibt die, die für den Klammer sind, und die, die gegen ihn sind.

Erna Demichiel: Die AhrEnergie hat gedrängt und geschoben, sie besitzen ja jetzt schon zwei Kraftwerke im Ahrtal mit einer Leistung von etwa 30 Millionen Kwh. Wenn man von der Ahr-Energie spricht, dann wird es still bei uns im Tal, es ist wirklich unfein momentan. Es ist, wie ein Atemholen, wenn der Name umgeht. Die einen sagen, „Können wir schon öffentlich Stellungnehmen, mein Sohn baut gerade, wenn die ihm dann reinfunken...“ die anderen sagen „da darf man nicht laut werden...sonst...“

Und was sagen Sie?

Erna Demichiel: Es geht darum, uns die Würde zurück zu geben. Ich frage mich schon, wo stehen die Leute alle. Ich bin eigentlich aus Stegen, wohne aber schon lange und gern im Ahrntal. Aber ich frage mich wirklich: was ist aus den Töldran geworden? Warum stehen sie nicht endlich auf? Früher haben die Leute hier alternativ gewählt, „jetzt erst recht“, das war die Devise hier. Jetzt geht wirklich alles den Töldra Bach runter. Wenn sie mich frage, das war von vornherein ein abgekartetes Spiel. Die Genossenschaft wurde nur benutzt, und bis zuletzt wird sie wieder rausgedrängt.

Hans Rieder: Ich möchte jetzt einfach die UVP abwarten und ich gehe davon aus, dass das ein unabhängiges Gremium ist, und dass es da Fachleute gibt, die nach vorgegeben Kriterien entscheiden. Auf den Frieden im Ahrntal, von dem der Bürgermeister Klammer spricht, auf den warten wir noch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Profil für Benutzer rosanna oliveri
rosanna oliveri Di., 09.07.2013 - 20:31

Forse non tutti sanno che l'impianto a san Pietro, sempre in Valle Aurina, è al 100% in mano ai privati, ovvero, della Ahr-energie e con una produzione annuale di circa 30 milioni Kwh è l'impianto idroelettrico più grande e più redditizio di tutto l'Alto Adige. Credo che si debba trovare lo spazio per un progetto che favorisca l'energia a basso costo per tutti e non solo per alcuni.

Di., 09.07.2013 - 20:31 Permalink