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"Wohin mit mir?"

Er ist (vor allem) Bassist und Produzent, war bei eating.seats & UKoG und veröffentlicht mit seinem Soloprojekt ADM wieder eine neue EP. Thomas Torggler im Interview.
Autumn Downpour Machinery (ADM) - Thomas Torggler
Foto: Thomas Torggler
Autumn Downpour Machinery (ADM) - Logo

salto.music: Du hast mit deinem Solo-Projekt Autumn Downpour Machinery (ADM) bereits vor gut 13 Jahren begonnen Songs in kompletter Eigenregie zu produzieren. Wie würdest du die musikalische Entwicklung deines Projekts beschreiben?

Thomas Torggler: Ich glaube, dass meine Musik schon immer ein Konglomerat von dem war, was ich zur jeweiligen Zeit selbst an Musik hörte, oder interessant und spannend fand. Als solches hat sie sich wahrscheinlich zusammen mit meinen Hörgewohnheiten verändert. In letzter Zeit höre ich viel experimentelles, progressives und heavy Zeug. Ich glaube das hört man auch. Auf technischer Ebene hat sich, finde ich, die Qualität laufend etwas verbessert. Vor allem das Verständnis dafür, was ein Instrument kann und was es nicht kann, wie es eingesetzt wird und zu welchem Zweck. Davon hatte ich anfangs keinerlei Ahnung.

Über all diesen Jahren durfte ich mit vielen Menschen und Formationen spielen und Neues ausprobieren. Auch habe ich mich immer wieder an (für mich) neuen Instrumente versucht und sie erlernt. All das hat mir sicher einiges beigebracht was das Songwriting betrifft.

 

ADM ist ein sehr persönliches Projekt. Auch wenn es selten Texte zu den Songs gibt, verarbeite ich doch viele Emotionen und (meist negative) Erfahrungen mit der Musik.

 

salto.music: Wie kam es dazu, dass du im stillen Kämmerchen angefangen hast alleine Musik zu machen? Du warst zur selben Zeit auch Bassist bei der damals sehr aktiven Progressive-Rock-Band eating.seats, mit der du im selben Jahr das Debüt-Album „Secrets Of September“ veröffentlicht hast.

Thomas Torggler: Das Kämmerchen ist wirklich still: Ich arbeite ausschließlich mit Kopfhörern (lacht). Ich habe – glaube ich mich zu erinnern – begonnen mich für Musikproduktion zu interessieren, weil wir mit eating.eats dabei waren einige Songs aufzunehmen. Mich hat diese Welt fasziniert und ich habe – damals noch mit FL Studio – begonnen zu probieren und experimentieren. Ich hatte damals nichts außer Gitarre und Bass. Alles andere kam „aus der Dose“.

Die unendlichen Möglichkeiten haben mich gefesselt und daraus ist dann das erste ADM-Album „Because In Rain We Trust“ entstanden. Es wurde dann über die Jahre immer mehr zum Outlet für das, was ich in den jeweiligen Bands, in denen ich tätig war, so nicht unterbringen konnte oder wollte. ADM ist ein sehr persönliches Projekt. Auch wenn es selten Texte zu den Songs gibt, verarbeite ich doch viele Emotionen und (meist negative) Erfahrungen mit der Musik. Das sind Dinge, die ich in einer Band/Gruppe nicht erklären und ausführen kann oder will.

Autumn Downpour Machinery (ADM) - Thomas Torggler
Das Gesicht hinter Autumn Downpour Machinery (ADM): Thomas Torggler aus Verdings. Foto: Thomas Torggler

 

salto.music: Eine Ausnahme in deiner ADM- Diskographie stellt die „Lockdown“-Split-EP dar, für die du mit deinem befreundeten Musiker Ronin zusammengearbeitet hast.

Thomas Torggler: Für mich ist ein Soloprojekt nicht gleichbedeutend mit „ich mache alles zu 100% selbst“. Im Gegenteil: es geht dabei nur um die kreative Hoheit. Die liegt allein bei mir. Aber Kooperationen sind für mich letzthin immer wichtiger und Interessanter geworden. Frei nach dem Motto: nur weil etwas möglich ist, heißt das nicht, dass es sinnvoll ist. Deswegen habe ich auch Magda und Schw4rz gebeten auf der EP die Gesangsparts zu übernehmen. Und natürlich auch Ronin. Ronin – der sich inzwischen Fool in Red nennt – kenne ich noch aus der Band Awaken Phoenix. Wir haben zusammen das Projekt „Titan“ gestartet und immer wieder zusammengearbeitet.

Die „Lockdown“ EP ist dann entstanden, weil anscheinend jeder den Lockdown nutzte, um Covers zu veröffentlichen. Ich musste mich, aufgrund einer sehr schweren persönlichen Situation, auch irgendwie beschäftigen. Damals hatte ich aber weder ein Studio zur Verfügung noch den Kopf dafür, um neues Material zu schreiben. So eine Cover-EP kam also gelegen – und Fool in Red hat die Idee gefallen und hat mitgemacht.

 

salto.music: Viele deiner früheren Veröffentlichungen sind als kostenfreie Downloads zu haben. Warum verschenkst du deine Musik oft?

Thomas Torggler: Ich bin Realist genug, um zu erkennen, dass ich mit meiner sperrigen Mischung aus Metal, Progressive und Ambient nicht den großen Wurf im Musikbusiness machen werde. Dafür bin ich inzwischen vielleicht auch zu alt. Ich bediene allerhöchstens eine Niesche. Ich mache mir also keine Hoffnungen, dass ich in irgendeiner Form die Kosten decken werde oder Geld damit verdienen werde – letzteres will ich auch gar nicht. Ich mache das aus Spaß, aus Freude an der Sache. Es hilft mir klar im Kopf zu bleiben.

Der Akt der Veröffentlichung selbst ist auch wieder so eine Schlussstrich-Sache. Ich mache es im Grunde, um abzuschließen und das Kapitel für mich zu beenden. Der Preis ist für mich also absolut irrelevant. Außerdem verleiht der ganze finanzielle Aspekt der Musik immer eine zweite Ebene der Bewertung: Es geht nicht mehr nur darum wie gut etwas geworden ist, sondern auch wie gut es sich verkauft. Das verfälscht die Wahrnehmung. Man sieht und bewertet seine Musik anders – als Produkt. Ich möchte das nicht. Ich bin – zum Glück – in der Position das auch nicht zu müssen.

 

Orientalische Klänge und Filmmusik mit „East“, dunkle und harte progressive Elemente mit „North“.

 

salto.music: Im Jänner hast du den ersten Teil „East“ deiner 4-teiligen EP-Serie „Directions“ veröffentlicht; am 30. Juli folgt nun der zweite Teil „North“. Welches Konzept steht hinter den „Himmelsrichtungen“-EPs?

Thomas Torggler: Als sich The National Orchestra of the United Kingdom of Goats (UKoG) im April 2019 de facto aufgelöst hat, stand ich mit leeren Händen und vielen Ideen da. Einiges hatte ich schon seit längerer Zeit geschrieben bzw. ich hatte Ideen für neues Material mit UKoG. Ich wollte das aber auch nicht einfach 1:1 übernehmen und als ADM veröffentlichen.

ADM war für mich bis dahin immer eine Art „Ausgleich“ zu den anderen Projekten, in die ich involviert war. Aber plötzlich wurde es vom Ausgleich zur Hauptaktivität. Also stellte ich mir die Frage was ich jetzt tun sollte, wohin mit mir? Die Idee hinter der Serie „Directions“ ist also eine Art Schlussstrich. Der Ausdruck steht ja nicht nur für „Richtungen“ sondern auch für „Wegbeschreibung“. Sozusagen eine Zusammenfassung von dem, was ADM für mich ist und wie es zu dem geworden ist. Ich wollte all die Genres, in denen ich mich normalerweise bewege, ein letztes Mal bedienen und damit irgendwie abschließen. Orientalische Klänge und Filmmusik mit „East“, dunkle und harte progressive Elemente mit „North“. Danach folgen „South“ und „West“. Damit hoffe ich für mich einen Nullpunkt zu erreichen und frei entscheiden zu können, was als nächstes kommt.

Autumn Downpour Machinery (ADM) - „Directions Pt.1: East“
Das Artdesign der neuen EP „Directions Pt.2: North“ von Autumn Downpour Machinery (ADM). Grafik: Thomas Torggler

... dann geht es zurück an den Schreibtisch ...

 

salto.music: Du hast angekündigt, dass du neben der „Directions“ EP-Serie bereits weitere diverse Projekte geplant hast. Gibst du unseren Leser/innen einen kurzen Ein/Ausblick in in deine Zukunftspläne mit Autumn Downpour Machinery?

Thomas Torggler: Es handelt sich hier aber nicht nur ausschließlich um ADM selbst. Zuerst folgen jetzt erst mal noch Teil 3 und 4 der „Directions“-Serie. Also „South“ und „West“. Wenn möglich im selben Rhythmus von 6 Monaten. Die Aufnahmen dazu laufen. Weiters habe ich mit Fool in Red ein zweites Album/EP mit „Titan“ ins Auge gefasst, das sich gerade in Planung befindet. Details dazu gibt es allerdings noch keine.

Mit ADM habe ich dann für den Herbst geplant mein Album „Fall Chatper 1“ (welches 2008 auf Airbagpromo Records erschienen ist) neu zu veröffentlichen. Ich habe es bereits komplett neu eingespielt und aufgenommen, wieder mit diversen Kooperationen. Ich würde das Ganze dann auch gerne live mit einer Band präsentieren, ein oder zwei Termine, vielleicht sogar mit Streicher-/Bläsersatz. Wir werden sehen. Ja und dann geht es zurück an den Schreibtisch, um herauszufinden, was ADM nach „Directions“ sein wird.

 

Info: https://www.facebook.com/admbient

Downloads: https://admbient.bandcamp.com