Kultur | Salto Afternoon

Markenzeichen

In Bozens kleinstem Ausstellungsort zeigt die Künstlerin Berty Skuber kleinste Marken. Miniaturen für die große Kunstbühne.
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Foto: Salto.bz

Im Beschreibungstext der von Frida Carazzato kuratierten Ausstellung im sogenannten „kleinen Museion“ im Bozner Stadtviertel Don Bosco heißt es: „Berty Skuber arbeitet an der Zusammentragung, der Klassifizierung und Konstituierung einer Art phantastischen Archivs, in dem objets trouvés und Zeichnungen, das geschriebene Wort und das bewegte Bild zusammenfinden.“

 

Vor über einem Vierteljahrhundert hat die Künstlerin Berty Skuber mit dem Sammeln von Etiketten begonnen, die sie von Bekleidungsstücken entfernte und für ihre Bilder aufbereitete. Waren die Bildschriften oder Schriftbilder bis dahin „im Inneren eines Kleidungsstücks verborgen“ hängen sie nun, neu arrangiert im Inneren des Cubo Garutti, ausgestellt wie in einer Vitrine eines Modeladens. Skuber hat sie wie Mosaike angelegt, zusammengenäht und eingerahmt. Die vielen kleinen Bildzeichen und Wortgestaltungen zeigen die Ästhetik vergangener Moden und offenbaren Bezüge zu Kunst.

 

Marken, Marken, Marken – das Schwarzbuch Markenfirmen von Klaus Werner und Hans Weiss hat die Machenschaften der Weltkonzerne bereits 2001 schonungslos offengelegt. Aus dieser globalisierungskritischen Perspektive sind Skubers Emblem-Tafeln wie eine Reise in eine noch frühere, rosige Zeit zu verstehen, in der es vor Markenvielfalt nur so strotzte. Zwar war die Bekleidungsauswahl vor Jahrzehnten noch geringer, aber sie war auch nicht so einfältig und uniform wie heute. Der Bekleidungsmarkt war eben breiter aufgestellt – Reichtum und Arbeit waren gerechter verteilt. 

 

Im Bereich Sport haben es aufgenähte Werbeaufschriften bereits seit Jahren aus dem Inneren eines Bekleidungsstückes auf die Bekleidungs-Frontseiten geschafft. Natürlich eine ausgeklügelte Marketingstrategie: ist es ja der direkteste Weg über visuelle Medienkanäle an kauffreudige Konsument*innen zu kommen. Obendrein haben modernste Branding-Regeln mittlerweile nicht nur die Tourismusbranche vereinnahmt, sie haben sich sogar in einer beängstigend populistischen Politikkultur "popolistig" weiterentwickelt – wenn beispielsweise charakterlose Machtproleten ihr Outfit im Stundentakt wechseln und sich für jede Situation das passende T-Shirt überstreifen. 

Was hat das nun alles mit Skubers Bilder zu tun? In der kleinen Markenschau im Hinterhof der Sassaristraße 17 lässt sie die gesammelten Markenzeichen graphisch in Beziehung treten und den eigentlich farblosen Cubo Garutti farbenfroh aufblühen. Die Betrachte*innen treten ebenfalls in Beziehung. Skubers Sammlung ist die werbetaugliche Kulisse und funktioniert als magischer Nostalgieort für Menschen mit Markenbewusstsein. Aber auch für Menschen, denen Markenware völlig egal ist, die Kunst aber nicht.