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Will auch!

Umstellung von Trinknahrung zu fester Nahrung.
Ups, was kommt denn da?
Foto: (c) unsplash

Der Schritt von flüssiger zu fester Nahrung ist für Eltern und Kinder gleichermaßen aufregend und spannend. Die Eltern sind neugierig, wie ihr Kind auf das „neue“ Essen reagiert, die Kinder haben auf einmal ganz neue Eindrücke im Mund: da kommt etwas, das schmeckt anders, das riecht anders und das fühlt sich anders an. Im ersten Moment kann es sein, dass Ihr Kind eine Abneigung gegen das Neue zeigt. Das ist nicht ungewöhnlich – ganz im Gegenteil. Es ist sogar eine angeborene Abneigung gegenüber Neuem und Unbekanntem - die sogenannte Neophobie.

Es gibt keinen exakten Zeitpunkt, ab wann Eltern beginnen sollen, Ihrem Kind sogenannte Beikost anzubieten, aber es gibt Anhaltspunkte an denen man sich orientieren kann.

Der Beginn der Zufütterung sollte nicht vor dem 5. Monat (17. Lebenswoche) und nicht nach dem 6. Monat (26. Lebenswoche) sein. Weitere Kriterien für die Bereitschaft Ihres Kindes mit der Beikost zu beginnen sind: Ihr Kind kann in der Bauchlage den Kopf heben, der Ausspuck-Reflex verschwindet, der Mund öffnet sich, wenn Speisen angeboten werden, Ihr Kind zeigt Interesse am Essen anderen Menschen, Ihr Kind kann Essen mit den Lippen vom Löffel nehmen, Ihr Kind kann, evtl. mit leichter Unterstützung, aufrecht sitzen und die Zähne fangen an durchzubrechen. Wenn Sie mit der Beikost beginnen ist das nicht automatisch das AUS des Stillens. Füttern und stillen können Sie einige Zeit gleichzeitig. 

Das erste Essen, dass Sie Ihrem Kind nach der Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung geben, ist fein pürierte Nahrung, wie Gemüsebreie, Breie aus Hülsenfrüchten, Kartoffelbrei. Für die erste Breinahrung brauchen Sie noch keine Meistkochkünste. Es reicht das ungewürzte, zu Brei gestampfte Gemüse, das Sie ein wenig mit Öl versetzen. Für die ersten Versuche reichen wenige Löffel. Das Essen sollte auf keinen Fall extra gesalzen oder gesüßt werden. Schmecken Sie das Essen NICHT nach Ihrem Geschmack ab. Das wäre viel zu intensiv für Ihr Kind.

Die erste Beikost kann auch eine Woche lang die gleiche sein. So gewöhnt sich Ihr Kind erst einmal grundsätzlich an das Neue. Dann können Sie langsam, im Abstand von mehreren Tagen, immer etwas Neues einführen. Beispielsweiße fangen Sie mit Kartoffelbrei an. Nach einer Woche versuchen Sie Karottenbrei, dann Linsenbrei. Nach einiger Zeit können Sie unter den Brei ebenfalls püriertes Fleisch vom Rind, Kalb, Schwein oder Huhn untermischen. Versehen Sie den Brei immer mit hochwertigen Pflanzenölen, wie Oliven-, Lein-, Weizenkeim- oder Sojaöl.

Wenn Ihr Kind dann sicher eigenständig sitzen kann, kleine Dinge aufheben und halten kann und selbst nach dem Essen oder dem Löffel greift, können Sie den Brei grober pürieren und in dem Essen können kleinste spürbare Stückchen sein. Die Zusammensetzung ist nach wie vor Gemüse, Fleisch, Getreide, Ei und Öle.

Wenn Ihr Kind dann anfängt zu krabbeln und versucht, eigenständig aufzustehen, kann das Essen noch grober werden. Jetzt kann Ihr Kind schon sogenanntes „Finger-Food“ essen. Sie können ihm ein kleines Gebäck in die Hand geben, an dem Ihr Kind lutscht und kaut. Das Essen kann geriebener (Apfel, Birne), zerdrückt (Banane, Kartoffeln, Karotten, Pastinaken, Petersilienwurzeln) oder sehr klein geschnitten sein. Die Nahrung muss immer noch eine weiche Konsistenz haben. Jetzt können Sie damit beginnen, unterschiedliche Geschmacksrichtungen anzubieten: „willst Du einen Joghurt oder eine Banane oder Kartoffelbrei?“

Wenn Ihr Kind dann schon richtig „groß“ ist und schon selbständig stehen kann und vielleicht schon die ersten Schritte macht, dann kann die Nahrung auch schon etwas fester sein. Sie kann kleine Stückchen enthalten und die Konsistenz muss nicht mehr nur weich sein. Jetzt kann beispielsweise ein geraspelter Apfel in einem Joghurt gegeben werden. Oder es reicht, wenn die Kartoffel mit der Gabel zerdrückt wird. Eine Mahlzeit kann jetzt auch aus mehreren Komponenten zusammengestellt werden (beispielsweise Kartoffeln mit Fleischkrapfen, alles mit der Gabel zerkleinert).

Grundsätzlich eigenen sich für Kinder im ersten Lebensjahr folgende Lebensmittel:

Nährstofflieferanten: Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Kartoffeln, Fleisch, Fisch und Hühnerei.

Eisenlieferanten: Fleisch vom Rind, Kalb, Schwein, Getreide und Hülsenfrüchte.

Zinklieferanten: Fleisch vom Rind, Kalb, Schwein, Getreide und Hühnerei.

Gute Fette: alle pflanzlichen Öle

Flüssigkeit: ausschließlich Trinkwasser

Im ersten Lebensjahr NICHT geeignet sind:

  • Honig und Süßigkeiten jedweder Art
  • Salz und Zucker
  • rohes Fleisch, roher Fisch und rohes Ei
  • verarbeitete Fleischwaren, wie Schinken, Speck und Wurst – sie enthalten zu viel Salz
  • scharfe Gewürze
  • zuckerhaltige und koffeinhaltige Getränke (Limo, Obstsäfte*, Gemüsesäfte*, Kaffee, grüner oder schwarzer Tee, Eistee), *auch nicht die von gängigen Kindernahrungsherstellern
  • kleine Lebensmittel wie Nüsse, Samen, Körner und ganze Beeren, wegen der Gefahr des Verschluckens
  • Lebensmittel mit dem Kennzeichen „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“. Das kommt vor bei bestimmten Lebensmittelfarben, die meist in Süßigkeiten verwendet werden.

Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist es dann soweit: Ihr Kind kann alles mit der Familie mitessen. Trotzdem sollten Sie das Essen noch ungewürzt zubereiten, die Portion für das Kind entnehmen und dann für die Größeren nachwürzen.

 

Was braucht mein Kind zum Trinken?

 

Solange es gestillt wird oder Säuglingsanfangsnahrung trinkt braucht es keine zusätzliche Flüssigkeit. Wenn Sie mit der Beikost beginnen, können Sie auch anfangen, ein Getränk anzubieten. Dazu kann man verschiedene Trinkbecher ausprobieren. Bei den ersten Versuchen wird ihr Kind nur wenige Schlucke probieren.

Ab dem Moment, ab dem Sie Beikost geben, muss das Wasser nicht mehr abgekocht werden. Es kann jetzt einfach aus dem Wasserhahn genommen werden. Sollte das Wasser keine Trinkqualität haben, können sie Wasser kaufen, das für Säuglingsnahrung deklariert ist. Das ist wichtig, weil anderes Wasser beispielsweise einen zu hohen Natrium-Gehalt aufweisen kann.

Spätestens ab etwa dem 10. Monat muss Ihr Kind zusätzlich zum Essen auch etwas trinken.

Bieten Sie ihm möglichst nur Wasser an. Menschen, die von klein auf daran gewöhnt sind, Wasser zu trinken, fällt es auch im späteren Leben viel leichter, den Durst mit Wasser zu löschen. Versuchen Sie so lange es geht, dem Kind keine Limos, gesüßten Tees und Obstsäfte zu geben. Damit gewöhnen sie unnötigerweise Ihr Kind an süße Trinkgewohnheiten und diese Getränke sind zudem auch schlecht für die Zähne.

Manche Kinder sind sogenannte Dauernuckler. Sie haben nicht nur einen Schnuller, sondern auch eine Flasche wie einen Schnuller ständig zwischen den Zähnen. Hier ist es besonders schädlich für die Zähne, wenn in der Flasche süße Getränke oder Tee mit hohem Fruchtsäuregehalt sind. Gerade diese Getränke sollen, wenn überhaupt nur kurz aus dem Becher getrunken werden.

Kuhmilch ist kein Getränk für Säuglinge! Kuhmilch sollte ein Kind frühstens ab dem 6. Monat gegeben werden. Und hier ist die Darreichungsform eher der Joghurt als die Trinkmilch. Auch andere Tiermilchen (Schaf, Ziege, Stute) oder Milchersatzgetränke auf Pflanzenbasis (Soja-, Mandel-, Reismilch) sind im ersten Lebensjahr nicht geeignet.

Tabu für Kinder sind in jedem Fall Kaffee, schwarzer und grüner Tee und Alkohol.

Wenn Sie gerade in der glücklichen Lebensphase sind, Eltern von einem kleinen Kind zu sein, dann genießen Sie die Zeit. Beobachten und begleiten Sie Ihr Kind in jedem Schritt des Älterwerdens. Es ist eine spannende Zeit!