Kultur | Salto Return

#091017

In Salto Return geht es nicht um das Wachsein, es geht um das Schlafen, Aostas Pestizide und um schmutzige Wahlmethoden. Vor allem geht es aber um Österreich!
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Foto: Salto.bz

Österreich I
Aufgeregt fuhr ich vergangene Woche nach Innsbruck. Ich wollte mitverfolgen, wie im dortigen Gemeinderat darüber abgestimmt werden würde, ob es in Zukunft verboten oder erlaubt sei, im Stadtzentrum, unter freiem Himmel, zu nächtigen. Man wolle mit einem Verbot die Stadt „sichchcherer machchn“ behauptete ein Innsbrucker Freiheitlicher, der von Freiheit überhaupt keine Ahnung hatte.
Er hatte aber ähnlich viel Ahnung wie die Föhnwelle der Südtiroler Freiheit: S.K., der sich gestern am Brenner für ein paar Stunden als freier Katalane gefühlt haben muss, als er abhängig von ungeordneten Unabhängigkeitsgedanken verlautbarte: „Wenn die Südtiroler entscheiden können, ob sie lieber bei Italien bleiben oder für die Freiheit stimmen, dann… bla bla bla…“. Damit hat S.K. zum wiederholten Mal den Begriff Freiheit missbraucht. Das ist Dirty Campaigning! 

Österreich II
„Gemäß einigen Medien soll der schmutzige Wahlkampf in Österreich sogar bis zum Benko-Pressesprecher R. L. reichen...“ las ich in einer mich in Innsbruck erreichenden SMS. Nein, das war kein Zufall, eine SMS zu Benko, passend wenn ich an den Kaufhäusern der Alpenstadt vorbeischlenderte. Ich setzte mich auf eine Stadtbank, rauchte eine Zigarette, drückte sie aus, begann nachzudenken und schlief ein. Und ich träumte ohne es zu wollen von Kastanien.

Plötzlich packte mich ein Gendarm am Arm und sagte fordernd: „Sie dürfen hier nicht schlafen! Sonst muss ich sie bestrafen!“  Ich erwachte, gratulierte ihm zu seinem Reim und suchte schlaftrunken den nächsten Zug Richtung Kastanienherzland. Tschau.

Österreich III
Zu Hause angekommen schaute ich mir zum zweiten Mal den Film des weltbekannten und aus Österreich stammenden Bio- und Marketingexperten A.S. an. Erneut war ich verblüfft. Wie war es dem Filmemacher und Autor bloß gelungen, die beachtliche Anzahl an Umweltprotestierern von Bayern ins ferne Aosta zu bringen? Mit Bussen?

„Das ist Dirty Campagning!“ beanstandete am folgenden Tag ein/e Unbekannte/r in einem als Drohbrief getarnten Liebesbrief an mich. „Gibt es gute Dirty Campagning?“ fragte ich mich, legte den Brief zur Seite und wische mir eine Träne von der linken Backe. Oder war es die rechte Backe?
Ich war zugegebenermaßen leicht verwirrt, bin es noch immer und komme deshalb zu einer bescheidenen Schlussfolgerung des Tatbestands:
Dirty Campagning ist unter gewissen Umständen echt nicht erlaubt.