Gesellschaft | Aktion

“Kehr um, H&M!”

Mit einer Aktion in den Sozialen Medien wird dazu aufgerufen, die Petition zu unterzeichnen, die faire Löhne und Arbeitsbedingungen der H&M-Arbeiter fordert.
#TurnAroundHM
Foto: Twitter

Paul Rösch hat es schon getan. Brigitte Foppa und Tobe Planer auch. Doch die #TurnAroundHMChallenge ist keine Initiative der Grünen oder jenen, die ihnen nahe stehen. Gestartet ist die Kampagne Ende September nachdem der Report der internationalen Clean Clothes Kampagne veröffentlicht wurde. Die “Kampagne für Saubere Kleidung”, so die deutsche Übersetzung, ist ein Netzwerk, das sich für die Rechte der Arbeiter in den Lieferketten der internationalen Modeindustrie einsetzt. “Wir wollen eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen für die Beschäftigten in der Textil-, Sport-, Schuh- und Lederindustrie weltweit voranbringen”, heißt es auf der Webseite des Netzwerkes, das 1989 in den Niederlanden ins Leben gerufen wurde. Über 200 Menschenrechtsorganisationen, Frauenrechtsorganisationen, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Verbraucherverbänden arbeiten im Rahmen der Kampagne zusammen. Auch die Organisation für Eine solidarische Welt (oew) in Südtirol gehört dem Netzwerk an.

“Am 25. November 2013 gab der Kleiderhersteller H&M ein Versprechen ab: Innerhalb von fünf Jahren sollten 850.000 Arbeiter – darunter vor allem Frauen – in 750 Fabriken existenzsichernde Löhne erhalten”, erinnert die oew. “Die internationale Presse berichtete mit Begeisterung von den Versprechungen des Kleiderriesen. H&M präsentierte und veröffentlichte die Gesamtstrategie ‘H&M’s Roadmap towards a fair living wage’ (‘Fahrplan in Richtung eines fairen Existenzlohns’) – und profitierte vom dadurch erlangten Image”, erzählt die oew-Mitarbeiterin Verena Gschnell nach.

 

Knappe fünf Jahre später belegt der Report der Clean Clothes Kampagne: H&M hat sein Versprechen nicht eingelöst, die “Roadmap” von der Webseite gelöscht. 62 Arbeiter, die für den Moderiesen in Indien, Kambodscha, Bulgarien und der Türkei Kleidung herstellen, wurden für den Report befragt. “Die Ergebnisse: schockierend”, zeigt sich Gschnell enttäuscht. “Die Arbeitsbedingungen sind weiterhin miserabel, die Arbeiter berichten von Niedriglöhnen, massiven Überstunden und der Angst, sich in Gewerkschaften zu organisieren”, berichtet Deborah Lucchetti von Clean Clothes Italia. “Arbeiter, die vor Übermüdung am Arbeitsplatz in Ohnmacht fallen, stehen an der Tagesordnung.”

Mit einer Petition“Turn Around, H&M!” (“Kehr um, H&M!”) – fordert die Clean Clothes Kampagne H&M auf, sein Versprechen zu halten. Knapp 140.000 Personen haben bereits unterzeichnet.
“Anstelle von leeren Versprechungen fordern wir reale Veränderungen und eine transparente Bezahlung der Arbeiter”, bringt es Bettina Musiolek, Koordinatorin des Reports in Deutschland, auf den Punkt. “Etwas, das auch Südtirol betrifft und interessieren sollte”, findet man bei der oew. Deren Geschäftsführer, Matthäus Kircher, ruft alle Südtiroler dazu auf, Stellung zu beziehen und ihre Stimme abzugeben. “H&M ist eine von zig Firmen weltweit, die aus wirtschaftlichen Interessen Menschen ausbeuten und deren Chancen auf ein gutes Leben bereitwillig zerstören”, so Kircher. “Die Petition ist ein notwendiger Schritt, Firmen zum Umdenken zu bewegen.” Parallel zur Petition läuft derzeit eine Aktion in den Sozialen Netzwerken. Unter den Hashtags #TournAroundHM, #TurnAroundHMChallenge und #LivingWageNow wird zur Unterzeichnung der Petition aufgerufen.

Das Prinzip dahinter: Die Petition unterschreiben, symbolisch etwas “umdrehen” und ein Selfie damit machen, das Selfie posten und zwei Freunde nominieren, die dasselbe machen sollen.