Gesellschaft | Worte

Lananer Willkommenskultur

Lanas Bürgermeister zeigt sich mit der kulturellen Integration in seiner Gemeinde zufrieden. Doch: "Wer unsere europäischen Werte nicht akzeptiert, ist nicht willkommen!"

“Anstrengungen” ist das Wort, das Harald Stauder in den Zeilen, die er an seine Mitbürgerinnen und Mitbürger schreibt, gleich mehrere Male verwendet. Auf der Internetseite der Gemeinde Lana, deren Bürgermeister Stauder seit 2010 ist, spricht er über Zusammenleben, Integration und die Herausforderungen, die sich durch Zuwanderung für die Gemeinde ergeben.

Heute leben in Lana Menschen aus sage und schreibe knapp 60 Nationen, “friedlich miteinander, zum Teil nebeneinander”, so Stauder, und ohne, dass es bisher sehr große Probleme gegeben habe. “Die meisten Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen wurden gut integriert und haben sich auch selbst bemüht, Teil unserer Gesellschaft zu werden”, berichtet der Bürgermeister. Gelungen sei das nicht zuletzt dank der großen Anstrengungen, die die Gemeindeverwaltung unternommen habe. “Doch auch viele ehrenamtlich tätige Menschen haben dazu beigetragen, dass die Zuwanderer unsere Sprache lernen und sich langsam ein Heimatgefühl aufbauen können”, lobt Stauder seine Gemeinde. Vor allem den Spracherwerb sieht er zentral, damit kulturelle Integration gelingen kann. Und Integration sei die Voraussetzung, dass es keine Parallelgesellschaften und die daraus resultierenden Probleme gebe.

Auf dem bisher Geschafften dürfe man sich nun jedoch nicht ausruhen. Zwar sei Lana auf “gutem Wege”, doch, so der Erste Lananer Bürger, werde es “große weitere Anstrengungen” brauchen. Welche das konkret sind, darauf geht Stauder nicht ein. Doch findet er klare Worte, welche Erwartungen er dabei an die ausländischen Mitbürger seiner Gemeinde hat: “Bei all diesen Anstrengungen gilt, dass unsere europäischen Werte, die Freiheit des Menschen, die Religionsfreiheit, die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Möglichkeit des einzelnen Menschen, sein Leben zu bestimmen, heute und in Zukunft nicht verhandelbar sein werden. Wer diese nicht akzeptiert, ist in Lana nicht willkommen!” Die Zuwanderer müssen sich also anstrengen, wenn sie in der knapp 11.000 Einwohner zählenden Gemeinde einen Platz finden wollen.

“Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben”, sagte einst der österreichisch-jüdische Psychiater Viktor Frankl. Man könnte sich also erwarten, dass Stauder die gesamte Gemeinde in die Pflicht ruft und erwartet, dass sie sich anstrengt, “unsere europäischen Werte” (vor) zu leben. Doch ob des Bürgermeisters Appell in gleichem Maße auch an die Einheimischen gerichtet ist und ob diese ebensowenig willkommen sind, falls sie sich nicht gewillt zeigen diese “unverhandelbaren Werte” zu akzeptieren, das verrät der Lananer Bürgermeister nicht. Er weilt derzeit im Ausland und war für eine Stellungnahme kurzfristig nicht zu erreichen.