Wirtschaft | Unternehmen

Lust auf Leitner

Die Firma Leitner will in Sterzing investieren, beim Land räumt man die bürokratischen Hürden aus dem Weg. Freude nicht nur bei Seeber junior und dem Landeshauptmann.
Anton Seeber & Arno Kompatscher
Foto: LPA/Raffael Mooswalder

Wäre da nicht seine chronische Südtirol-Krankheit, hätte Michl Seeber dem Land wohl den Rücken gekehrt. Und mit ihm der gesamte Leitner-Konzern, den der Sterzinger Unternehmer zwei Jahrzehnte lang erfolgreich geführt hat. Bürokratie, lange Verwaltungswege, politisches Desinteresse – die Liste der Standortnachteile, die zunächst Seeber senior, seit der Übernahme der Geschäfte im Sommer 2016 auch Seeber junior in Südtirol beklagen, ist lang. “Das einzige, was man hier eventuell noch abkriegt, ist die italienische Finanzkontrolle”, meinte Michl Seeber im Gespräch mit salto.bz einmal. Sein Sohn Anton legte noch einen Scheit nach: “Leitner in Sterzing wäre längst tot, wenn wir im vergangenen Jahrzehnt nicht in die Welt hinausgegangen wären.”

Die “schwierigen Marktbedingungen” hierzulande haben den Seilbahnbauer immer öfter nach Norden schielen lassen, ins benachbarte Tirol. Dass immer wieder in den Standort in Telfs investiert wurde und die dortige Politik Leitner mit offenen Armen empfing, sorgte nicht nur unter der Leitner-Belegschaft für Sorgenfalten. Rund 400 Angestellte beschäftigt das Unternehmen in Südtirol, die meisten an seinem Sterzinger Standort. Dort vermisste man in den vergangenen Jahren vor allem einen schmerzlich: den neuen Landeshauptmann. “Er scheint für die Tatsache, dass Unternehmen aus Südtirol abwandern, nicht zugänglich zu sein”, kritisierten Leitner-Angestellte im November 2015. Und ein konsternierter Anton Seeber meinte: “Es ist nicht unbedingt so, dass Arno Kompatscher das Gespräch mit uns suchen würde.” Der Angesprochene reagierte erstaunt – und hat seine Kritiker nun eines Besseren belehrt.

“Das Wipptal wird dadurch als Wirtschaftsstandort gestärkt.”
(Arno Kompatscher)

Am gestrigen Donnerstag Abend verschickt das Land eine Pressemitteilung: “Unternehmensgruppe Leitner: LH Kompatscher unterzeichnet Vereinbarung.” Leitner plane “große Neuinvestitionen” in Sterzing und hat daher beim Land Interesse angemeldet, das Gewerbegebiet “Leitner-Prinoth” zu erweitern, heißt es darin. Die zusätzlichen Betriebsflächen, die bereits für 2017 geplant sind, sollen rund hundert neue Arbeitsplätze schaffen. Verständlich, dass Arno Kompatscher keine Zeit verlieren wollte und “in kürzester Zeit”, wie in der Pressemitteilung zu lesen steht, die Weichen für die Betriebserweiterung gestellt hat. Zur Freude von Anton Seeber, der die “die Effizienz und Schnelligkeit, mit der das Land auf die Bedürfnisse der Unternehmensgruppe reagiert hat” lobt. Mit den Investitionen in den Heimatstandort wolle man “zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung im Land beitragen”, so Seeber, dem der Landeshauptmann auch für die Zukunft die Unterstützung des Landes zusagte.

Zufrieden sind neben Seeber junior und Arno Kompatscher auch die Fachgewerkschafter im ASGB. “Wir begrüßen die unbürokratische Lösung zur Betriebserweiterung der Firma Leitner in Sterzing”, kommentiert Klaus Schier, Fachsekretär der ASGB-Metall die “erfreuliche Nachricht”. Die geplanten Millioneninvestitionen durch Leitner bezeuge laut Schier, “dass erfolgreiches globales Handeln auch von Südtirol aus möglich ist”. Lob für Leitner und den Landeshauptmann kommt auch vom SVP-Wirtschaftsflügel. Mit der jüngst unterzeichneten Vereinbarung habe Kompatscher die rechtlichen Rahmenbedingungen so gestaltet, dass eine zukunftsorientierte Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Sterzing möglich sei, zeigt sich Josef Tschöll, Vorsitzender der SVP Wirtschaft und Gemeinderat in Sterzing, erfreut. Es dürfte also doch nicht nur an der Südtirol-Krankheit der Seebers liegen, wenn die Drohung, auszuwandern immer noch nicht wahr gemacht worden ist.