Gesellschaft | Wissenschaft

Do it like Marie

Wissenschaft braucht Frauen – ein Appell für mehr weibliche Forschung und den Abbau von Geschlechterstereotypen.
Forscherin
Foto: Pixabay

Seit 2015 wird am 11. Februar der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft begangen. Die Generalversammlung der UNO hat ihn ausgerufen, um auf die entscheidende Rolle von Mädchen und Frauen in Wissenschaft und Technologie hinzuweisen. Heuer steht der Tag unter einem ganz besonderen Vorzeichen: Anfang Februar gelang es einem italienischen Wissenschaftlerteam, das neuartige Coronavirus, das sich von China aus verbreitet, zu isolieren. Für den Erfolg maßgeblich verantwortlich: drei Frauen. Maria Capobianchi, Concetta Castilletti und Francesca Colavita haben die Forschung am Institut Spallanzani in Rom federführend betrieben.
Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Aktuell liegt der Anteil an weiblichen Forscherinnen weltweit bei 28 Prozent. Darauf weist Gleichstellungsrätin Michela Morandini hin – und zeigt auf: “Der Nobelpreis für Wissenschaften wurde bislang erst an 20 Frauen vergeben – im Vergleich zu den 585 männlichen Preisträgern.”

Auch bei der Studienwahl zeigt sich ein großer Unterschied. “Weltweit wählen nur 30 Prozent der Frauen MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)”, weiß Morandini. Bei Fächern wie Informatik gehe diese Anzahl “nochmals stark nach unten”. In Südtirol selbst liegt der Anteil an Mädchen an Fachoberschulen im wirtschaftlichen Bereich im Studienjahr 2018/2019 bei 50,97 Prozent, im technologischen Bereich bei 19,6 Prozent. An sozialwissenschaftlichen Gymnasien liegt der weibliche Anteil im Vergleich bei 83,9 Prozent.

 

Die Gleichstellungsrätin warnt: “Das Forschungspotential der Frauen geht so verloren.” Als größtes Hindernis sieht Morandini die nach wie vor vorherrschenden Geschlechterstereotypen. “Die müssen beseitigt und Einstellungen geändert werden”, so der  Appell. Um geschlechtsspezifische Ungleichheiten in den Wissenschaften zu bekämpfen, müssten “Hindernisse für Mädchen und Frauen im privaten Umfeld, im Unterricht und am Arbeitsplatz abgebaut” werden, so Morandini. Darüber hinaus brauche es gezielte Maßnahmen im Unterricht, im Studium und bei der Berufsauswahl und -ausübung, um den Frauenanteil zu fördern. Denn – und davon dürfte nicht nur die Gleichstellungsrätin überzeugt sein –: “Wissenschaft braucht Frauen.”

Um “Geschlechterverhältnis und Macht in der Wissenschaft” geht es am morgigen Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft auch im Südtiroler Naturmuseum. Patrizia Caraveo, Astrophysikerin, Forschungsleiterin beim Istituto Nazionale di Astrofisica und Professorin an der Universität Pavia berichtet ab 18 Uhr von ihrer Arbeit, ihren wissenschaftlichen Entdeckungen und ihrer Einschätzung zur Position der Frauen in den Wissenschaften.