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Die Wächter der Flüsse

Südtirols Umweltschützer sind mit der Gewässer-Revitalisierung, die das Land leistet, zufrieden: "Wir werden weiter kontrollieren und kritisch bleiben."

Tier- und Naturschützer des Landes sind sich einig: Das Land leistet mit seinen Revitalisierungsarbeiten der Fließgewässer und Auwälder gute Arbeit. “90 Prozent der vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten Südtirols sind an den Lebensraum Gewässer und seine angrenzenden Feuchtlebensräume gebunden”, schreiben sieben Umweltverbände und Organisationen in einer gemeinsamen Aussendung am Donnerstag Morgen. Mit dem Lob schicken sie auch einen Wunsch mit: die Umweltgelder aus den Wasserkraftwerken künftig für weitere Schutzarbeiten verwenden.


Hoffnung auf mehr

Der Verlust von natürlicher unberührter Landschaft, der mit der Kultivierung der Naturlandschaft durch den Menschen und mit Einsatz moderner Technik einherget, stellt auch in Südtirol eine Bedrohung für Flora und Fauna dar. Beim Land zeigt man sich daher bemüht, den ökologischen Zustand an einigen Bächen und Flüssen zu verbessern. Zur Freude der Umweltschützer: “Dieser neue Umgang mit Fließgewässern und Flächen des öffentlichen Wassergutes mit dem Ziel, die vielfach verlorene ökologische Funktionsfäigkeit zumindest an geeigneten Stellen wieder herzustellen, ist der richtige Weg.”

Die Unterzeichner der Aussendung:
Naturtreff  Eisvogel, Klaus Graber
Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Klauspeter Dissinger
Vereinigung Südtiroler Biologen (VSB), Norbert Dejori 
Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz (AVK), Leo Unterholzner
Umweltschutzgruppe Vinschgau, Eva Prantl
Hyla-Umweltgruppe Eisacktal, Andreas Hilpold
FishFirst, Andreas Riedl

Als Beispiele für den alles in allem bislang “gut gelaufenen Prozess” werden die Arbeiten an der Ahr und am Mareiterbach genannt – “Vorzeigeprojekte, die nationale Auszeichnungen gebracht haben und internationale Beachtung finden”, so die Umweltschützer. “Aber auch die gewässerökologischen Aufwertungsarbeiten an der Etsch, am Eisack und der Talfer zeigen positive Auswirkungen und machen Hoffnung auf noch mehr Revitalisierungsmaßnahmen.” Dass diese Umgestaltungsmaßnahmen dabei auch kurzzeitige Verluste von Einzelelementen mit sich brächten, sei unvermeidlich und liege “schlussendlich auch in der Natur der Fließgewässer”.


Waches Auge auf die Flüsse

“Der Fluss”, so die Umweltverbände und Organisationen weiter, “ist das klassische Bild für Veränderung und lebt von der Dynamik”. Daher sei es wichtig, dass Revitalisierungsmaßnahmen, die übrigens von der Abteilung Wasserschutzbauten durchgeführt werden, verantwortungsvoll geplant und umgesetzt würden. Ebenso müsse genau verfolgt werden, “ob der eingeschlagene Weg zum Ziel führt”.

Dabei sehen sich die Umweltschützer selbst in der Verantwortung: “Neben der Überwachung durch die zuständigen Behörden ist es genauso wichtig, dass Vertreter der Naturschutzverbände dabei kontrollieren, mitreden und Verbesserungsvorschläge einbringen können, weil sie die Situation oft länger und besser kennen.” Bisher habe die Zusammenarbeit mit der Abteilung Wasserschutzbauten sehr gut geklappt. “Daher unterstützen wir die Revitalisierungsmaßnahmen und werden weiterhin kritisch verfolgen und Verbesserungen einbringen”, bekräftigen die Umweltschützer. Gleichzeitig will man sich von “haltlosen Anschuldigungen und Verunglimpfungen dieser Arbeiten durch einzelne Personen ganz klar distanzieren”.


Tier- und Naturschützer: “Revitalisierte Flüsse bringt Mehrwert für alle.” Foto: Naturtreff Eisvogel
 

Umweltgelder für Revitalisierung

Mit ihren Worten des Lobes schicken die sieben Umweltverbände und Organisationen gleich auch eine konkrete Forderung mit: “Für zukünftige Revitalisierungsarbeiten und Flussaufweitungen sollten auch vermehrt landwirtschaftliche Flächen aufgekauft werden, sofern verfügbar. Besonders den großen Flussläufen der Talsohle steht nur ein enges Korsett zur Verfügung. Diesen mehr Flächen zu geben ist ein Gebot der Stunde, auch und im Sinne eines verbesserten Hochwasserschutzes.” Zur Finanzierung der Flächenankäufe könnten, so der Vorschlag der Umweltschützer, böten sich die vorhandenen Umweltgelder aus den Wasserkraftwerken des Landes an. Zu diesem Zwecke könnte ein Fonds gegründet werden, der die Gelder bündelt und speziell für Flächenankäufe reserviert.

Eine ähnliche Forderung kam vom Landesfischereiverband bereits Ende 2015. In Zusammenhang mit dem Wasserkraftwerk St. Anton zeigte sich dieser überzeugt, dass die Umweltgelder “sinnvoll dort eingesetzt gehören, wo durch die Stromproduktion der eigentliche Schaden entsteht”. Wie es die Eisackwerke GmbH im Falle von St. Anton mit dem Ausgleichsbecken mache. Daher sollten auch anderswo die Umweltgelder “prioritär für beispielgebende Revitalisierungsprojekte unserer Gewässer eingesetzt werden müssen”, so der Landefischereiverband damals.