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Kunstvoller Schulschluss

Das Schuljahr 2017/18 neigt sich dem Ende zu. Das Kunstgymnasium Bozen zeigt in seiner Werkschau einen Auszug aus dem kreativen Schaffen der SchülerInnen.
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Foto: Humanistisches Gymnasium Walther von der Vogelweide

Die Temperaturen steigen, die Sonne brennt auf den trockenen Asphalt. In den Klassenräumen dieses Landes schwitzen Schüler unter Algebra, Goethe und chemischen Nonsens. Die Matura 2018 steht kurz vor der Tür, durch die Gänge und Klassenräume des Humanistischen Gymnasiums „Walther von der Vogelweide“ in Bozen weht jedoch der leise Windhauch der Kunst. Der Grund: Die alljährliche Werkschau der Fachrichtung Kunst lädt zur Besichtigung. Wie jedes Jahr zeigen Schüler von der ersten bis zur fünften Klasse der Oberschule Teile ihrer künstlerischen Arbeit, die im Laufe des Schuljahres entstanden sind.

Eröffnet wurde die Ausstellung am Abend des 08. Juni von Frau Direktor Martina Adami. Der Slogan der diesjährigen Ausgabe lautet „Permanent Produktiv“. Ein Motto, welches sich in den vielfältigen und zahlreichen Werken der Schüler niederschlägt. Wie die zuständigen Lehrpersonen in den Fächern Zeichnen, Malerei, Plastisches Formen und Kunstgeschichte betonen, sind jegliche Techniken, die erlernt wurden, auch in der Ausstellung vertreten. Pastellfarben schmücken die Wände der Schule ebenso wie Werke in Öl, Ei-Tempera oder Acryl. Auf Podesten zieren die unterschiedlichsten Skulpturen aus Gips, Ton oder verschiedenen Gussmaterialien den Weg des Besuchers. Die dargestellten Motive variieren, von der Dekonstruktion des menschlichen Körpers in Form und Bild, über Porträts diverser Persönlichkeiten bis hin zu klassischen Stillleben ist alles dabei. Ein besonders dominantes Werk zeigt eine Vielzahl Schulkalender, allesamt aufgespießt. Eine Abrechnung der Schüler mit dem Bürokratie-Monster Schule? Der Besucher der Ausstellung wird dazu eingeladen, die Werke selbst zu interpretieren.

Ein besonderes Highlight der Eröffnung war das Projekt „Schachmatt“, ein Stück Performance-Kunst, bei dem Klanggebilde und Tanz in Einklang gebracht wurden. Das Projekt basiert auf einem Konzept des Professors für Kunstgeschichte, Erwin Lantschner, und wurde von der Stiftung Südtiroler Sparkasse als Sieger eines Oberschul-Wettbewerbs gefördert. Bereits im Zuge der Umbauarbeiten am Humanistischen Gymnasium wurde im Schulhof eine neue Bodenpflasterung in Gestalt eines typischen Schachbretts angelegt. Es wurde in der Performance am Freitag zum Schauplatz und Spielfeld verschiedener Kunstformen. Zu unterschiedlichen, verzerrten und irritierenden Klangimpulsen, gespielt von E-Gitarren und einem ungewöhnlichen Schlagwerk bewegen sich zehn TänzerInnen beinahe hypnotisch in assoziativ wirkenden Choreographien über die weißen und schwarzen Felder des Schachbretts. Dazu liest ein Schüler einen Text, er erzählt von Krieg, Göttern, Blitzen, während die Musik, eine zusätzliche Projektion, und die Bewegungen der Tänzer räumlich verteilt ihre eigene Sprache sprechen, nur um im Gesamteindruck zur Einheit zu werden. Die Felder des Schachbretts dienen dabei mehr als Untergrund, denn als Wegweiser, diese Rolle kommt vielmehr den Impulsen der Musik zugute.

Zum Zeitpunkt der Aufführung dieser Performance kam es zu einer vermeintlich unglücklichen Fügung des Wetter-Gottes. „Schachmatt“ fand unter strömenden Regen statt, doch was erst wie ein ungeliebter Wink des Schicksals wirkte, verlieh der Inszenierung von Erwin Lantschner gar apokalyptische Züge.

Projekte wie dieses fördern die Zusammenarbeit der Schüler in medial übergreifenden Kunstformen und stärken die Sensibilität für ungewöhnliche Darstellungen verschiedener Botschaften. „Schachmatt“ ist Vergangenheit, schreit aber nach Wiederholung. Wer Lust auf junge, dynamische Kunst hat, sollte noch bis zum 15. Juni die Räume des Kunstgymnasiums aufsuchen, und die dortige Werkschau besichtigen.

Und so wünscht man vor allem den Maturanten einen erfolgreichen Abschluss ihrer schulischen Karriere und ebenso wie allen anderen Abgängern des Landes einen guten Start in den vermeintlichen Ernst des Lebens. Permanent produktiv kann es gerne weitergehen.